Gesundheit

"New Yorker Patientin" – Vierte HIV-Heilung erfolgreich

Die "New Yorker Patientin" ist die vierte, die mittels einer Stammzellentransplantation von Blutkrebs und ihrer HIV-Infektion geheilt werden konnte.

Sabine Primes
Bislang waren drei Fälle einer Heilung von HIV mittels Stammzellentransplantation bekannt. 
Bislang waren drei Fälle einer Heilung von HIV mittels Stammzellentransplantation bekannt. 
APA/dpa

Die Transplantation spezieller Stammzellen aus Nabelschnurblut hat eine New Yorker Patientin sehr wahrscheinlich sowohl von ihrer Leukämie (Blutkrebs) als auch von ihrer HIV-Erkrankung geheilt. Das berichten US-amerikanische Wissenschafterinnen im Fachblatt "Cell". Es wäre die erste erfolgreiche Behandlung einer nicht-weißen Frau.

Bisher waren drei Fälle einer Heilung von HIV bekannt: Die entsprechenden Patienten in Berlin, London und Düsseldorf erhielten alle aufgrund einer parallelen Krebserkrankung eine spezielle Stammzellentransplantation. Jene Stammzellen verfügten über eine spezifische Genmutation namens CCR5Δ32. Diese Mutation sorgt für das Fehlen einer Andockstelle für HIV auf den Immunzellen. Ohne diese findet das Virus keine Eintrittspforte und kann die Zellen nicht infizieren, was Träger der Mutation beinahe resistent gegen den Erreger macht.

AIDS ("acquired immune deficiency syndrome", übersetzt "erworbenes Immunschwächesyndrom") ist eine erworbene Immunschwächekrankheit. Sie ist das Endstadium einer HIV-Infektion. Der Erreger, das HI-Virus ("human immunodeficieny virus", übersetzt: menschliches Immunschwäche-Virus), befällt bestimmte Zellen des Immunsystems. Es wird vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen, weshalb man Safer Sex mit Kondomen praktizieren sollte. Denn nur Kondome können - bei richtiger Verwendung - eine Infektion mit HIV verhindern. Eine HIV-Infektion ist noch nicht heilbar, aber inzwischen sehr gut zu behandeln. Je früher man mit der Behandlung beginnt, desto besser sind die Überlebenschancen.
Diagnostiziert wird eine HIV-Infektion mittels Bluttest auf HIV-Antikörper. Eine sichere Diagnose erst drei Monate nach der Ansteckung möglich.
Die ersten Symptome einer HIV-Infektion tauchen innerhalb von sechs Tagen bis sechs Wochen, am häufigsten aber zwei Wochen nach der Ansteckung auf. Sie ähneln einem grippalen Infekt: Kopfschmerzen, Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Fieber.
Im Wiener Aidshilfe-Haus werden Aidstests anonym und kostenlos angeboten.

Stammzellen aus Nabelschnurblut

Zu diesen Trägern zählt laut Studienautorin Yvonne Bryson aber nur etwa ein Prozent der weißen Bevölkerung, in anderen Gruppen sei die Mutation noch seltener. Bei einer Stammzellentransplantation sei eine möglichst genaue Übereinstimmung zwischen Spender und Empfänger allerdings entscheidend, erklärte Bryson in einem Pressegespräch zur Studie. "Es ist äußerst selten, dass Menschen unterschiedlicher Hautfarbe oder Ethnien einen ausreichend passenden, nicht verwandten erwachsenen Spender finden."

Das Team entschied sich daher, der nicht-weißen Patientin Stammzellen mit der raren Mutation aus Nabelschnurblut zu transplantieren. Derartige Zellen, die aus freiwilligen Spenden stammen und in entsprechenden Blutbanken gesammelt werden, sind noch sehr unreif, was die sonst häufigen Abstoßungsreaktionen verhindert.

HIV-Infektion und Leukämie eingedämmt

Die Transplantation fand 2017 statt – in einem Eingriff, den man sich nicht wie eine chirurgische Operation, sondern eher wie eine Bluttransfusion vorstellen kann. Tatsächlich wurden sowohl die HIV-Infektion als auch die Leukämie der Patientin erfolgreich eingedämmt. 37 Monate nach dem Eingriff konnten die antiviralen HIV-Medikamente abgesetzt werden. "Heute geht es der Patientin sehr gut, sie reist, besucht ihre Familie und genießt ihr Leben", sagte Hsu.

Noch keine vollständige Heilung

Obwohl immer noch keine Virusreste nachgewiesen werden können, wollen die Medizinerinnen noch nicht von einer vollständigen Heilung sprechen. Diese Sicherheit brächten erst die nächsten Jahre. Auch komme eine solche Stammzellentransplantation aufgrund der vielen Risiken nur im Rahmen der Behandlung anderer lebensbedrohlicher Erkrankungen wie eben Krebs in Frage.

Nichtsdestotrotz erweitere die Methode den Kreis potenzieller Patienten, so die Studienautorinnen. Sie plädieren dafür, breitflächig Blutbanken für Nabelschnurblut aufzubauen, Spender zu ermutigen und das gespendete Blut dann auf die CCR5Δ32-Mutation zu testen.