Gesundheit

Seltenes Leiden lässt Frau während Autofahrt erblinden

Bei Shannen Broodryk wird eine seltene Gehirnkrankheit diagnostiziert, die dazu führt, dass ihre Augen unvorhersehbar "abschalten".

Sabine Primes
Shannen Broodryk (Bild) muss heute Medikamente nehmen und mit Folgen der Krankheit leben.
Shannen Broodryk (Bild) muss heute Medikamente nehmen und mit Folgen der Krankheit leben.
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Shannen Broodryk aus Horsham (England) aus war auf der Autobahn unterwegs, als sie plötzlich nichts mehr sehen konnte. Sie entging nur knapp einer Tragödie, indem sie – wie durch ein Wunder – auf den Pannenstreifen fuhr. Die 28-Jährige, die bereits zuvor über Kopfschmerzen und verschwommene Sicht geklagt hatte, wurde in eine Augenklinik überwiesen, wo man bei ihr eine idiopathische intrakranielle Hypertonie (IIH) diagnostizierte, die eine übermäßige Belastung des Gehirns verursacht.

Die idiopathische intrakranielle Hypertension (IIH) ist ein seltenes und häufig verkanntes Krankheitsbild. Klinisch stehen meist chronische Kopfschmerzen und Sehstörungen im Vordergrund. Zurückzuführen sind diese Beschwerden auf eine Erhöhung des Liquordrucks vor aufgrund von zu viel Liquor (Rückenmark-Flüssigkeit). Ein Hydrozephalus ("Wasserkopf") tritt dabei nicht auf. Die Ursachen sind teilweise noch ungeklärt. Leitsymptome sind Kopfschmerzen und Sehstörungen.
Ziel aller therapeutischen Verfahren ist die Senkung des Liquordrucks. Trotzdem können Sehstörungen zurückbleiben. Wird IIH nicht behandelt, kann Erblindung die Folge sein.

"Als hätte ich Milchglas vor meinen Augen"

Die junge Frau erinnerte sich an den traumatischen Vorfall: "Ich war auf dem Rückweg von Oxford und verlor während der Fahrt mein Augenlicht. Ich konnte ein Lichtgemisch sehen, aber ich hatte keine Ahnung, was vor mir war. Es war, als hätte ich Milchglas vor meinen Augen. Ich konnte nichts tun, ich konnte nicht einmal mein Telefon angreifen. Ich saß einfach nur da und konnte nicht glauben, was passiert war." Broodryk schaffte es schließlich mit viel Mühe nach Hause und rief sofort ihren Arzt an. Sie wurde ins Spital überwiesen, wo sie die seltene Diagnose erhielt.

Die Vorschullehrerin habe noch weitere Episoden gehabt, in denen sie tatsächlich geblendet war, und behauptet, ihre Sorgen seien nicht ernst genug genommen worden. "Ich hatte wirklich starke Kopfschmerzen und ein Klingeln in den Ohren", sagte sie. "Ich erinnere mich an ein Gespräch mit meinen Eltern, in dem ich ihnen erzählte, dass ich das Gefühl hatte, mein Kopf würde explodieren. Ich hatte noch nie so etwas Schlimmes gespürt."

Folgen der Krankheit bleiben

Nach einer Computertomographie (CT) und einer Lumbalpunktion stellte man fest, dass die 28-Jährige einen abnorm hohen Liquorspiegel (Rückenmark-Flüssigkeit) hatte, und diagnostizierte eine IIH. "Die meisten Menschen haben einen Liquorwert zwischen zehn und 17, aber meiner lag bei über 45", erklärte Broodyrk. Sie wurde ins Southmead Hospital verlegt, wo ihr mittels eines dünnen Schlauchs die überschüssige Flüssigkeit aus dem Gehirn geleitet wurde. "Ich konnte die Ärzte vor mir nicht sehen. Mir wurde ein Shunt ins Gehirn eingesetzt, und das hat meine Sehkraft gerettet". Obwohl die junge Frau weiterhin an verschwommenem Sehen leidet, stellte sie fest, dass die Diagnose sie auf andere Weise beeinflusste, insbesondere in ihrem Privatleben.

Die 28-Jährige, die mit ihrem Ehemann zusammenlebt, muss Medikamente einnehmen, um die Symptome zu kontrollieren. "Die Schwellung ist zurückgegangen, aber die Auswirkungen sind immer noch spürbar", sagte sie. "Der Druck hat meine beiden Netzhäute zerrissen. Ich habe meinen Führerschein für zwei Jahre verloren und meinen Job. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, wäre ich sofort in die Notaufnahme gegangen."