Gesundheit

So viele Menschen leiden wirklich am Post Covid-Syndrom

Nur ein geringer Prozentsatz leidet nach einer Covid-19-Infektion an einem echten Post Covid-Syndrom, so Experten beim Österreichischen Impftag.

Christine Scharfetter
Wem nach einer Covid-19-Genesung über zwölf Wochen hinweg ohne andere erkennbare Ursachen anhaltenden Probleme zu schaffen machen, leidet unter dem sogenannten Post Covid-Syndrom
Wem nach einer Covid-19-Genesung über zwölf Wochen hinweg ohne andere erkennbare Ursachen anhaltenden Probleme zu schaffen machen, leidet unter dem sogenannten Post Covid-Syndrom
Getty Images/iStockphoto

Während bei den meisten Covid-19-Patienten die Infektion schnell vollständig ausheilt, leidet ein Teil der Betroffenen zunächst an einem Post Covid-Zustand, der länger als vier Wochen anhält. Das echte Post Covid-Syndrom betrifft hingegen nur einen geringen Prozentsatz: Rund drei Prozent der Covid-19-Genesenen benötigt umfassende Hilfe, erklärten jetzt Experten beim Österreichischen Impftag in Wien.

Die Beschwerden reichen dabei von Abgeschlagenheit, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Atemnot bis hin zu Riech- und Geschmacksverlust, um nur die häufigsten Symptome zu nennen. Hier gibt es ein Kontinuum von leichten bis sehr schweren Beeinträchtigungen.

Ab wann von einem Post Covid-Syndrom gesprochen wird

Was zu Beginn Long Covid genannt wurde, wird mittlerweile in der Medizin durch Post Covid mit immer genaueren Definitionen ersetzt. Bis zu vier Wochen nimmt man quasi eine "normal" erscheinende Zeit bis zur vollständigen Erholung als mögliche Akutphase von Covid-19 an. Von "anhaltenden Symptomen" spricht die österreichische Leitlinie für Ärzte bei Problemen im Zeitraum von vier bis zwölf Wochen.

Das sogenannte Post Covid-Syndrom bezeichnet nach einer Erkrankung anhaltende Probleme über mehr als zwölf Wochen hinweg ohne andere erkennbare Ursachen.

Spätfolgen eher bei Intensivpatienten

Laut dem Wiener Pneumologen und Rehabilitationsexperten Ralf Harun Zwick ist die Häufigkeit des Post Covid-Syndroms sehr unterschiedlich. Bei Patienten nach Spitalsaufenthalt oder gar benötigter intensivmedizinischer Betreuung wurde bei 60 bis 90 Prozent von anhaltenden Problemen berichtet. Intensivpatienten jeglicher Erkrankung haben aber auch sonst häufig ähnliche Symptome.

Bei milden Covid-19-Verläufen könne man davon ausgehen, dass zehn bis 15 Prozent der Betroffenen über einige Zeit hinweg Beschwerden hätten. Eine niederländische Studie mit mehr als 70.000 mehrfach Befragten  kam auf eine Häufigkeit von 12,7 Prozent. "Drei Prozent sind funktionell eingeschränkt. Das sind diejenigen, die wirklich Hilfe brauchen", so der Experte.

Leitlinie zeigt Grad der Beeinträchtigung

Bei bisher rund 5,7 Millionen Erkrankungen in Österreich stellen drei Prozent allerdings eine erhebliche Belastung dar, ganz abgesehen von den individuellen Schicksalen. Andauernde Beschwerden sollten auf jeden Fall medizinisch abgeklärt werden. Die vor kurzem publizierte österreichische Leitlinie unterscheidet mit einem einfachen Fragenkatalog vor allem nach möglichen funktionalen Beeinträchtigungen auf einer Skala von Null bis 4.

Wer beispielsweise nicht mehr allein ohne Unterstützung durch eine andere Person leben kann, fällt unter die Kategorie 4. Ab dem Grad 2 (sonst normale Aufgaben/Aktivitäten werden vermieden, reduziert oder über die Zeit verteilt) sollte eine Rehabilitation ins Auge gefasst werden. Grad 3: Aufgaben/Aktivitäten vorhanden, die der Betroffene nicht mehr selbst ausführen kann.