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Sich jemanden schön trinken? Klappt wohl doch nicht

Je länger der Abend, umso schöner die Menschen? Diese Behauptung soll ein Mythos sein, das zeigt eine Studie aus den USA.

Nadja Masoner
Je länger der Abend, umso schöner die Menschen - Mythos oder Wahrheit?
Je länger der Abend, umso schöner die Menschen - Mythos oder Wahrheit?
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Nach ein paar Drinks fühlen sich viele glücklicher und die alltäglichen Sorgen scheinen wie verflogen. Alles ist plötzlich leichter und lockerer. Die Schüchternheit verfliegt, die Welt wirkt kunterbunt und der Abend grenzenlos. Das Hier und Jetzt wird ausgelebt. Neue Freundschaften entstehen und am Ende geht man mit vielen, neuen Erzählungen nachhause. Das Wort "Hemmung" verliert hier seine Bedeutung. 

Solche Situationen kennst vermutlich auch du, wenn du ab und zu mal mit deinen Freunden einen Samstagabend im Club verbringst und den einen oder anderen Drink zu dir nimmst. Aber nicht jedes Handeln, das im Rausch Sinn macht, lässt sich aufgrund von Fusel-Konsum rechtfertigen: Die Person, die dir andauernd zulächelt, wird für dich interessant? Daran sind laut einer neuen Studie nicht etwa sogenannte Beer Goggles (deutsch: Bierbrille) schuld, sondern Liquid Courage (deutsch: flüssiger Mut). Aber von vorn.

Den Teilnehmenden wird versprochen, dass sie die zu bewertenden Personen in einer weiteren Studie kennen lernen werden.
Den Teilnehmenden wird versprochen, dass sie die zu bewertenden Personen in einer weiteren Studie kennen lernen werden.
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Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass der Konsum von Alkohol, die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass man sich Menschen nähert, die man bereits attraktiv findet – dieser aber andere nicht attraktiver erscheinen lässt. So ein Bericht im "Journal of Studies on Alcohol and Drugs".

Mythos: Schön trinken

Der neuen Studie nach, wurde das "Beer Googles"-Phänomen nie systematisch untersucht, sondern die Forschung nur anhand von Fotos durchgeführt. In der neuen Studie ging man jedoch einen Schritt weiter und gab den Teilnehmern die Möglichkeit die bewertende Person kennenzulernen.

Die Studie

Zur Durchführung der Studie werden von den Forschenden Molly A. Bowdring und ihrem Team vom Stanford Research Center in Kalifornien 36 heterosexuelle Männer, die sich in ihren Zwanzigern befinden eingeladen. Die Teilnehmer bewerten einmal nüchtern und einmal mit 0,8 Promille die Attraktivität von Frauen, die sie auf Fotos und in Videos sehen.

Nachdem die Männer die Attraktivität der Frauen ausgewählt haben, mussten sie eine weitere Auswahl treffen, und zwar wurde nun von ihnen die Frau rausgesucht, mit der sie am liebsten interagieren würden. Zusätzlich wurde hier den Männern versprochen, dass sie in einem weiteren Experiment die Frauen kennenlernen können.

In der Studie wurde nur das Verhalten von Männern untersucht.
In der Studie wurde nur das Verhalten von Männern untersucht.
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Unerwartetes Ergebnis

Das Ergebnis der Forschenden war für viele unerwartet: Die Frauen wurden nicht anders bewertet, wenn die Teilnehmer alkoholisiert waren. Es stellte sich jedoch was anderes heraus: Die Männer wurden mutiger und gingen unter Alkoholkonsum mehr auf andere zu. Das Selbstbewusstsein steigt also und viele der jungen Männer geben an, mit dem Konsum von Alkohol Frauen kennenlernen zu wollen, bei denen sie sonst eher geringere Chancen sahen.

"Ein Rausch macht das Gegenüber nicht schöner, aber der Alkoholkonsum macht es wahrscheinlicher, dass Menschen jemanden ansprechen, den sie bereits attraktiv finden", fasst Studienleiterin Molly A. Bowdring zusammen.

Sorgen über das Ergebnis

Die Studie stellt jedoch auch ein sichtliches Problem für die Forschenden dar: Wird mit dieser Erkenntnis der neuen Studie, die Motivation zum Trinken angeregt, da man im betrunkenen Zustand eher mit attraktiven Menschen in Kontakt tretet? Dies wird in der Suchtprävention berücksichtigt, wurde mitgeteilt.

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