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Lindt-Mitarbeiter zerstörten in Läden die eigene Schoko

Lindt-Mitarbeitende haben in Edeka-Filialen ihre eigene Schoko mit Kugelschreibern kaputtgemacht. Die Firma wolle Rabattaktionen verhindern, hieß es.

Lindt soll in einem seiner Läden über 25 Produkte beschädigt haben.
Lindt soll in einem seiner Läden über 25 Produkte beschädigt haben.
REUTERS

Angestellte von Lindt & Sprüngli sollen in deutschen Supermärkten ihre eigenen Waren zerstören, um Rabattaktionen kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum zu vermeiden. Es dürften Einzelfälle sein, aber Lindt wolle so wohl den Absatz zum vollen Preis hochhalten, schreibt "T-Online".

"Die haben mit einem Kartonmesser oder einem Kuli sämtliche Schokoladen und Pralinen so aufgeschlitzt, dass nicht nur die Verpackung, sondern auch die Ware zerstört wurde", sagt Ehrenfried Schorn, der Geschäftsleiter von sechzehn Edeka-Filialen in Nordhessen, zum Nachrichtenportal.

Lindt soll über 25 Produkte beschädigt haben

Lindt soll so in einem seiner Läden über 25 Produkte beschädigt haben, sagt Schorn. Aus anderen Filialen habe er von ähnlichen Aktionen gehört. Dieses Verhalten mache ihn "maßlos wütend", sagt Schorn. Bislang habe Edeka die Produkte kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum stark reduziert verkauft oder gespendet.

Lindts Außendienst-Mitarbeitende hätten ihm gesagt, dass die Firma nicht wolle, dass Edeka ihre Waren bis zur Mindesthaltbarkeit oder danach verkaufe. Die Außendienstler übernehmen das Management der Regale laut "T-Online" selbst und ließen aussortierte Schokolade bis jetzt intakt. Nun habe sich das geändert.

Laut Schorn passierte es zuletzt kurz vor Weihnachten: Lindt-Mitarbeitende hätten Ware mit spitzen Kugelschreibern zerstört – vor allem Pralinenschachteln mit Mindesthaltbarkeitsdatum Jänner 2023.

Will Lindt Rabatte verhindern?

Schorn geht davon aus, dass die Praxis verhindern soll, dass die Kundschaft Lindt-Schoko mit Rabatten kaufen kann. Lindt könne frische Waren nachliefern, je früher man die alten aus dem Verkehr ziehe. Vor den Edeka-Filialen gebe es Menschen "mit einer Dose in der Hand, weil sie sich kein Brot kaufen können", so Schorn. Gleichzeitig diktiere die Industrie, einwandfreie Lebensmittel zu entsorgen. "Das ist Unsinn."

Immerhin erstatte Lindt den Händlern den Gegenwert der unverkauften Ware zurück. Das sei in der Branche unüblich. Trotzdem sagt Schorn: "Das ist einfach eine Frechheit den Endverbrauchern gegenüber."

"Im Endeffekt ist das Sachbeschädigung"

Die Anwältin Ina Gerstberger weist darauf hin, dass Lindts Ware in den Filialen ihrer Meinung nach Edeka gehöre – die Filialen hätten die Schoko schließlich erworben. "Da kann niemand kommen und einfach sagen: Die Ware mache ich jetzt kaputt."

"Im Endeffekt ist das Sachbeschädigung", sagt die Anwältin – außer Edeka habe mit Lindt Verträge abgeschlossen, die einen Weiterverkauf der Produkte ab dem Mindesthaltbarkeitsdatum verbieten. Laut Schorn ist das allerdings nicht der Fall.

Das sagt Lindt & Sprüngli zu den Vorwürfen
Lindt sagt zu "20 Minuten": Man nehme Ware, die kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums sei, aus dem Handel, um für Konsumentinnen und Konsumenten die Frische und Qualität zu gewährleisten. Diese Ware vergüte man dem Handel vollständig, zudem verkaufe man sie in den "Factory Outlets" von Lindt. Dass Mitarbeitende direkt am Verkaufsregal des Detailhändlers tätig seien, sei ein in der deutschen Einzelhandelslandschaft verbreiteter Prozess. In der Schweiz mache Lindt das nicht, sondern der Detailhandel übernehme es selbstständig.
Lebensmittelvernichtung liege Lindt fern. Der Vertrieb kennzeichne bloß einen geringen Teil der Ware als verkaufsunfähig. Man wolle verhindern, dass "nicht irrtümlich Ware verkauft wird, die kurz vor dem Ablaufdatum liegt". Zudem ermögliche es Lindt dem Handel, die Ware an wohltätige Organisationen zu verschenken. Die Form der Kennzeichnung, die der Artikel von T-Online darstelle – mit Kartonmesser statt einem Filzschreiber – entspreche nicht der üblichen Vorgehensweise.
"Wir bedauern diesen Einzelfall sehr und er wurde bereits eingehend mit dem Mitarbeiter besprochen", so Lindt weiter. Um diese Praxis künftig ausschließen zu können, habe man die Mitarbeitenden nochmals auf die reguläre Vorgehensweise hingewiesen, von der sie nicht abweichen dürften.

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    Platz 3: Nürnberger Bio-Oblatenlebkuchen mit Zartbitter-Glasur von BIO natura.  Erhältlich bei Hofer. (Symbolbild).
    Platz 3: Nürnberger Bio-Oblatenlebkuchen mit Zartbitter-Glasur von BIO natura. Erhältlich bei Hofer. (Symbolbild).
    Getty Images/iStockphoto