Oberösterreich

Linzer Ärzte: COVID-19 löst Schlaganfälle aus

Top-Neurologen des Linzer Keplerklinikums sind sicher: COVID-19 greift das Nervensystem an, löst auch Schlaganfälle aus.

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Das Coronvirus kann schwerwiegende Folge haben, fanden  nun Linzer Ärzte heraus.
Das Coronvirus kann schwerwiegende Folge haben, fanden  nun Linzer Ärzte heraus.
picturedesk.com

Das Virus wurde in der ersten Phase der Corona-Pandemie als reine Lungenerkrankung betrachtet. Wie Top-Mediziner des Kepler-Klinikums berichten, git es nun Hinweise, dass auch das Nervensystem betroffen ist. "Es zeigen sich nun Hinweise, dass auch andere Organsysteme beteiligt sind. Inzwischen wissen wir, dass diese auch das Nervensystem betreffen. Früheste Zeichen sind Riech- und Schmeckstörungen", so Primar Tim J. von Oertzen, Leiter der Klinik für Neurologie 1 am Neuromed Campus.

Während diese Symptome meist mit einer milden Verlaufsform der Erkrankung verbunden sind, gibt es auch durchaus schwere Erkrankungen wie Schlaganfälle, Hirn- und Hirnstamm-Entzündungen, weiß Primar Gerhard Ransmayr, Vorstand der Klinik für Neurologie 2 am Med Campus III. Er sagt weiter: "All diese Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems entstehen durch verschiedenste Mechanismen und auch in unterschiedlichsten Phasen der COVID-19-Erkrankung." 

Primar Gerhard Ransmayr ist Vorstand der Klinik für Neurologie 2 am Med Campus III.
Primar Gerhard Ransmayr ist Vorstand der Klinik für Neurologie 2 am Med Campus III.
KUK

Während bei schweren Schlaganfällen vorrangig die Störung der Blutgerinnung und eine vermehrte Neigung zu Blutgerinnseln gegeben ist, sind die Entzündungen im Hirnstamm eher auf Veränderungen im Immunsystem der Patientinnen und Patienten zurückzuführen.

Tim J. von Oertzen: "Es wurden Patientinnen und Patienten beobachtet, die an einer schweren, aber stabilen Lungenentzündung erkrankt waren, deren Gesundheitszustand sich trotzdem rasch verschlechterte und die verstarben. Das könnte auf ein Versagen des im Gehirn gesteuerten Atemantriebs zurückzuführen sein."

5.000 Ärzte befragt

Deshalb hat man als Mitinitiator der COVID-19-Taskforce der europäischen Akademie für Neurologie schon im März am Kepler-Klinikum begonnen, ein Ressourcenzentrum aufzubauen. Die Erfassung neurologischer Symptome bei COVID-19 Erkrankungen, die damit verbundene Erforschung der zugrundeliegenden Mechanismen und vor allem die daraus resultierenden Ansätze für eine Therapie haben daher höchste Priorität. 

"Wir haben eine Online-Umfrage durchgeführt, an der sich mehr als 5.000 Ärztinnen und Ärzte beteiligten. Die ersten Umfrageauswertungen bestätigen neurologische Mitbeteiligung bei COVID-19", so von Oertzen in einer Aussendung des Keplerklinikums.

Gleichzeitig wurde ein Register ins Leben gerufen, in dem vorausschauend und auch rückblickend Patienten, die eine neurologische Mitbeteiligung bei COVID-19 gezeigt haben, mit ihren spezifischen Symptomen strukturiert erfasst werden können. Für dieses Register haben bereits über 200 Institutionen Interesse bekundet.

Laut von Oertzen steht das Keplerklinikum diesbezüglich mit der "American Academy of Neurology" und der WHO im regelmäßigen Austausch.