Der Tatort war die Straße direkt vor einem Frauenhaus – es sollte eigentlich Schutz bieten. Doch hier warteten der 44-Jährige und sein Sohn (19) auf die Ehefrau bzw. Mutter. Als die 43-Jährige auftauchte, zerrten die beiden Männer die Frau laut Anklage in einen VW Passat. Dann fuhren sie mit ihr zur gemeinsamen Linzer Wohnung. Dort wechselten sie das Auto und machten sich auf den Weg nach Kroatien.
Ein Passant filmte die versuchte Entführung und informierte die Polizei. Diese konnte das Fluchtfahrzeug auf der A9 Pyhrnautobahn anhalten und die Männer festnehmen. Es wurde U-Haft verhängt, ihnen drohen bis zu zehn Jahren Haft. Vorwurf: Freiheitsentziehung und Körperverletzung.
Die Beschuldigten gaben am Freitag vor Gericht in Linz an, sie hätten die Mutter bzw. Ehefrau zum Einsteigen ins Auto gezwungen, der Rest sei aber freiwillig passiert. Sie sei bei bester Laune gewesen, habe sich auf die Enkelkinder in Kroatien gefreut.
Die Staatsanwaltschaft zeichnet ein gänzlich anderes Bild. Die Frau hätte in Kroatien isoliert werden sollen, um sich dann um die Familie zu kümmern. Das Opfer selbst spricht von einer toxischen Beziehung, es habe schon jahrelang Streit gegeben. Ihr Mann habe ein Alkoholproblem, auch von Gewalt ist die Rede. Deshalb habe sie ihn schon ein paar Mal verlassen wollen, er habe sie aber immer wieder gefunden.
Im vergangenen Juni ist die Situation dann eskaliert, es kam zu einem Polizeieinsatz und gegen den Mann wurde eine einstweilige Verfügung verhängt. Die 43-Jährige flüchtete schließlich in ein Frauenhaus. Am Tag vor der versuchten Entführung soll der Sohn die Mutter dann dort entdeckt haben, er informierte danach laut Anklage den Vater.
Die beiden Männer stritten die Vorwürfe ab, die Mutter habe schon lange psychische Probleme, werde seit 15 Jahren psychiatrisch behandelt. Urteil am Freitagabend: 21 Monate teilbedingte Haft für den Vater, davon sieben Monate unbedingt. Der Sohn bekam sieben Monate teilbedingt – zwei davon unbedingt. Die Urteile sind bereits rechtskräftig.