Coronavirus

Lockdown sinnlos? Das steht im brisanten Bericht

Maßnahmen-Gegner verbreiten eine "Meta-Analyse", die angeblich zeigt, dass Lockdowns "quasi keinen Effekt" auf die Anzahl der Corona-Toten hatten.

20 Minuten
Teilen
Polizeikontrolle im Lockdown: Eine "Meta-Analyse" dient nun Maßnahmen-Gegner als Zündstoff.
Polizeikontrolle im Lockdown: Eine "Meta-Analyse" dient nun Maßnahmen-Gegner als Zündstoff.
Georges Schneider Xinhua / Eyevine / picturedesk.com

Die von den Corona-Skeptikern verbreitete "Analyse" besage dafür, dass die Lockdowns dazu beigetragen hätten, "die Wirtschaftstätigkeit zu verringern, die Arbeitslosigkeit zu erhöhen, die Schulbildung zu verringern, politische Unruhen zu verursachen, zu häuslicher Gewalt beizutragen und die liberale Demokratie zu untergraben", zitiert Bild.de die Arbeit.

Doch der Schluss lässt sich nicht ziehen, wie sich mehrere Fachleute nach den ersten Berichten über die Untersuchung beeilten zu sagen: "Einen viel größeren methodischen Quatsch kann man nicht machen", erklärte Andreas Peichl, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) gegenüber Br.de. "Eine Bachelorarbeit hätte man mit der Studie nicht bestanden", so sein Urteil.

Keine wirkliche Meta-Analyse

Die Untersuchung der drei Autoren, von denen tatsächlich nur einer – Steve H. Hanke – von der Johns-Hopkins ist, weist Mängel auf: Anders als eigentlich bei Meta-Analysen üblich, haben die drei Autoren nicht alle veröffentlichten und vor allem von anderen Fachleuten begutachteten Studien in die Auswertung miteinbezogen, wie Forbes.com schreibt. Es habe vielmehr eine Auswahl von 24 Arbeiten stattgefunden, die an keiner Stelle begründet würde.

Bei einigen Arbeiten handele es sich auch nicht um echte Studien, sondern nur um "Arbeitspapiere", so "Forbes" weiter. Der Großteil der berücksichtigten Untersuchungen stamme zudem von Ökonomen. "Dies ist merkwürdig, da die wichtigsten Studien von Epidemiologen, medizinischen Forschern und anderen Experten für öffentliche Gesundheit durchgeführt wurden."

"Einiges an Gammelfleisch"

An der Auswahl der berücksichtigten Arbeiten stößt sich auch der Ökonom Andreas Backhaus von der LMU: "Die Köche dieser Meta-Studie behaupten, dir bestes Fleisch aus der Oberschale [Huft] hinzuhalten, das sie dann zu Hackfleisch machen. Tatsächlich werfen sie aber nur einen Fetzen Oberschale rein, darunter befindet sich etwas Gulasch und einiges an Gammelfleisch", twitterte er. Das Ergebnis werde so verzerrt.

"Unüblich und unwissenschaftlich"

Die Kernaussage, Lockdowns verhinderten kaum Todesfälle, bezeichnet Max Geraedts, Leiter des Instituts für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie an der Universität Marburg, gegenüber der deutschen Nachrichtenagentur DPA als "so nicht haltbar". Es gebe eine Fülle wissenschaftlich qualitativ hochwertiger Studien, die nicht berücksichtigt worden seien.

Einen weiteren Kritikpunkt äußert Friedemann Weber, Virologe an der Universität Gießen, laut der APA: Die Arbeit von Hanke und seinen Kollegen sei nicht, wie von den Verbreitern der Meldung suggeriert, in einem Fachjournal veröffentlicht worden, sondern auf der Webseite des Johns Hopkins Institute für Applied Economics, dessen Gründer und Co-Direktor Hanke ist. "Studien im Eigenverlag herauszugeben ist absolut unüblich und unwissenschaftlich." So umginge man den Peer-Review und damit "eine der wichtigsten Maßnahmen zur Qualitätssicherung in der Wissenschaft".

Autoren nicht neutral

Für Volkswirtschaftler Peichl sieht alles danach aus, als habe das Studienergebnis von vornherein festgestanden: "Die Studie wurde passend dazu gemacht." Hinweise darauf liefert auch ein Blick auf das Twitter-Profil von Hauptautor Hanke, wo er regelmäßig zum Ausdruck bringt, was er von den Corona-Maßnahmen hält. Italiens Corona-Maßnahmen habe er etwa jüngst als "faschistisch" bezeichnet, so die DPA. Als Projektleiter beim libertären US-Thinktank Cato Institute setze er sich zudem gegen staatliche Interventionen in Wirtschaft und Gesellschaft ein. Und als Regierungsberater mache er sich seit Jahrzehnten weltweit für die Privatisierung öffentlicher Ressourcen und Dienstleistungen stark.

Ungeachtet dieser Studie hat WHO-Experte David Nabarro bereits Ende 2020 erklärt, dass Lockdown-Maßnahmen in Pandemien ein "allerletztes Mittel" sein sollten.

1/57
Gehe zur Galerie
    <strong>19.04.2024: Tragödie bei Sabitzer – Sohn seiner Verlobten tot!</strong>&nbsp;Schreckliche Nachrichten aus Deutschland. Katja Kühne, TV-Star und Verlobte von BVB-Star Marcel Sabitzer, trauert um ihren erwachsenen Sohn Lucas. <a data-li-document-ref="120031870" href="https://www.heute.at/s/tragoedie-bei-sabitzer-sohn-seiner-verlobten-tot-120031870">Die ganze Story hier &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120031584" href="https://www.heute.at/s/sexsuechtiger-aus-wien-hatte-seit-2018-keinen-sex-mehr-120031584"></a>
    19.04.2024: Tragödie bei Sabitzer – Sohn seiner Verlobten tot! Schreckliche Nachrichten aus Deutschland. Katja Kühne, TV-Star und Verlobte von BVB-Star Marcel Sabitzer, trauert um ihren erwachsenen Sohn Lucas. Die ganze Story hier >>>
    Sven Hoppe / dpa / picturedesk.com