Niederösterreich

Kult-Gasthof heißt jetzt Löwinnenhof in Sankt Pölten

Über den Löwinnenhof konnte sich ein St. Pöltner nur wundern: "Bei allem Verständnis fürs Gendern, aber das geht doch zu weit", so der Unternehmer.

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Der Löwenhof in St. Pölten wurde zum Löwinnenhof
Der Löwenhof in St. Pölten wurde zum Löwinnenhof
privat

Einst war der Gasthof zum goldenen Löwen in der Linzer Straße einer der bedeutendsten Gasthöfe in Sankt Pölten. Jetzt ragt über dem Eingang ein Schild "Löwinnenhof". 

"Gendern hat Grenzen"

Ein St. Pöltner Unternehmer machte ein Foto davon und postete dieses in der Facebook-Gruppe "Was ist los in St. Pölten?" Der St. Pöltner dazu: "Viele Prominente sollen im Löwenhof übernachtet haben, sogar Mozart auf der Durchreise. Ich bin absolut für Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern und ohne Frauen wäre die Welt eine Katastrophe, aber irgendwo hat das Gendern seine Grenzen. Ich will über der Frauenkirche in Dresden auch nicht Männerkirche stehen haben."

Geteilte Meinungen

Der Beitrag wurde weit über 100 Mal kommentiert (Stand 22.6. 15 Uhr): "Didi Hallervorden meint, dass Gendern eine Vergewaltigung der Sprache sei" oder eine Frau schrieb: "Ich lehne das als Frau ab. Ich bin Speditionskaufmann und nicht -männin!" oder "Das ist so verblödet wie "Töchter und Söhne" in der Hymne". Eine weiter Frau bricht eine Lanze fürs Gendern: "Wenn jetzt alle wieder Genderwahn schreien, krieg ich einen Ausschlag", ein weiterer User meint: "Super-Aktion".

Temporäre Kunstaktion

Das Magistrat Sankt Pölten klärt aber gleichzeitig auf, was es mit dem Löwinnenhof auf sich hat: "Beim Schriftzug handelt es sich um eine temporäre Kunstaktion des Vereins “Kulturhauptstart St. Pölten“. Der Originalschriftzug ist dabei nicht zu Schaden bekommen." Klaus Urban vom Verein "Kulturhauptstart St. Pölten" dazu: "„Im Zuge der aktuelle Ausstellungsreihe "platzen! Programmkiosk" (Juni 2022, Verein KulturhauptSTART) entstanden mehrere künstlerische Interventionen. Eine davon ist das neue und temporäre „Löwinnenhof*“-Schild in der Linzerstraße 16 vom Designkollektiv Mars + Blum. Ziel der Aktionen ist die Vielfalt der freien Szene abzubilden und deren Sichtbarkeit in St. Pölten zu erhöhen."

Hier noch die Stellungnahme der Künstler bzw. Künstlerinnen: „Löwinnen vs. Löwen – Arbeit vs. Sichtbarkeit: Wie in einem Löwenrudel gibt es im Bereich Kunst, Kultur und Politik, jene die harte Arbeit leisten, und jene die mit ihrem Gebrüll und ihren schönen Mähnen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Selbstverständlich ist unser Eingriff auch nicht außerhalb des Diskurses von Genderpolitik wahrzunehmen. Wir sehen die lebhafte Debatte als positives Zeichen, eines noch nicht gänzliche verlorenen Demokratiebewusstseins, angesichts globaler Herausforderungen."

St. Pölten wollte 2024 Kulturhauptstadt Europas werden und hatte gegenüber Bad Ischl das Nachsehen - mehr dazu hier.