Österreich

Löffel-Trick als letzter Ausweg vor Zwangsheirat

Heute Redaktion
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Der Löffel-Trick kann der letzte Ausweg für von Zwangsheirat bedrohte Mädchen sein.
Der Löffel-Trick kann der letzte Ausweg für von Zwangsheirat bedrohte Mädchen sein.
Bild: iStock

Zwangsverheiratungen von Minderjährigen sind in Österreich zwar verboten, aber trotzdem Realität. Nur die spektakulärsten Fälle werden publik. Beratungsstellen empfehlen einen simplen Trick als letzten Ausweg.

Der Bericht über die 17-jährige Nesrin, die zwangsverheiratet in der Schweiz lebt, macht das Thema wieder aktuell. Für die Betroffenen ist es oft schwer, Hilfe zu bekommen.

Situation in Österreich

Die Situation in Österreich scheint ähnlich zu sein, 2018 haben sich bei der Wiener Beratungsstelle Orient Express 123 Mädchen gemeldet, die von Zwangsheirat bedroht oder betroffen sind. In der Schweiz spricht man von 119 Fällen von Minderjährigenheiraten.

Die Wiener Beratungsstelle klärt über die rechtliche Situation in Österreich auf (Zwangsheiraten sind illegal) und leistet Aufklärungsarbeit.

Löffel-Trick

Betroffen sind oft junge Mädchen aus türkischen, kosovarischen, arabischen, armenischen und auch Roma-Familien, die in den jeweiligen Heimatländern zwangsverheiratet werden. Hochsaison dafür sind die Schulferien, in denen dann die ganze Familie verreist.

Als allerletzten Ausweg am Flughafen empfehlen Beratungsstellen den sogenannten Löffel-Trick. Mädchen sollen einen Löffel oder eine Münze (Hauptsache Metall) in ihrer Unterhose verstecken, damit sie bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen auffallen. Weil sich das Objekt in der Unterwäsche befindet, müssen Flughafenmitarbeiter die Mädchen dann beiseite nehmen und in einem abgetrennten Zimmer durchsuchen.

Es ist oft der einzige Zeitpunkt, an denen sie nicht von ihrer Familie umgeben sind und die Möglichkeit haben, auf für sie sichere Weise auf ihre Situation hinzuweisen.

Hilfe in Österreich

Idealerweise kann man die Zwangsheirat aber bereits zu einem früheren Zeitpunkt verhindern. Sind die Familien mitsamt dem Mädchen bereits im Ausland, wird es für die österreichischen Behörden schwer.

Ist beispielsweise noch ein halbes Jahr Zeit bis zur geplanten Hochzeit, kann die Beratungsstelle versuchen, sie durch Gespräche mit den Eltern zu verhindern. Auch Notwohnungen für betroffene Mädchen und Frauen, die sich entscheiden, ihre Familie zu verlassen, gibt es.

Der Verein Orient Express leistet auf Aufklärungsarbeit bei Lehrern, Sozialarbeitern und Schulpsychologen. Sie sollen Bescheid wissen, falls sich ein Mädchen an sie wendet und wissen, wo es Hilfe gibt. Umgekehrt können Lehrer auch die Beratungsstelle kontaktieren, wenn Schülerinnen nach den Ferien ohne Begründung nicht mehr auftauchen.