Eine Schädigung der Blutgefäße durch eine Corona-Infektion sind offenbar die Ursache für Atemnot, Muskelschmerzen oder anhaltende Riech- und Geschmacksstörungen. Häufig sind solche Komplikationen über alle Altersgruppen hinweg, auch die Jüngsten. Carmen Scheibenbogen von der Berliner Universitätsklinik warnt:
„„Auch viele junge Menschen haben diese Symptomatik.““
Daten aus einer Oxford-Studie zeigen: Mehr als vier Wochen nach Beginn einer Corona-Infektion leiden 46 Prozent der Zehn- bis 21-Jährigen, 61 Prozent der über 65-Jährigen und 73 Prozent nach Aufenthalt auf einer Intensivstation an Long-Covid-Symptomen. Im Endeffekt, so Scheibenbogen, sind das zehn bis 20 Prozent der Ex-Corona-Patienten mit mildem bis moderaten Krankheitsverlauf.
Personen, die an Long Covid leiden, erleben oft einen drastischen Abfall ihrer physischen Leistungsfähigkeit. "Sie haben eine Belastungsintoleranz. Die Beschwerden nehmen unter physischer Belastung zu. Die Betroffenen versuchen zum Beispiel zu joggen und liegen danach drei Tage ‚flach‘, so die Expertin. Das geht von Joggern bis hin zu Hobby-Marathonläufern. "Die Hälfte der Patienten ist nach sechs Monaten noch nicht arbeitsfähig“, sagt Scheibenbogen.
Mit psychiatrischen Erkrankungen hat das aber nichts zu tun. "Die (körperliche; Anm.) Belastungsintoleranz ist sehr typisch für das Chronic Fatigue Syndrom. Sie gehört nicht zu einer Depression“, betont die Expertin.
Eine ursächliche Therapie gegen Long Covid gibt es bisher noch nicht, aber es befinden sich einige Behandlungskonzepte in klinischer Erprobung. Scheibenbogen betont, dass Energie-Management, Atemtherapie und Maßnahmen zur Verstärkung der Stresskontrolle bei der Behandlung wichtig seien.
Das Long-Covid-Problem wir uns laut Scheibenbogen noch länger begleiten. Sie geht davon aus, dass auch ein bis zwei Prozent der jungen Corona-Erkrankten ein Long-Covid-Syndrom entwickeln werden. Speziell die jüngeren Menschen sollen ihrer Meinung nach sehr viel Respekt vor Long Covid haben.
„"Wir haben nur die Alternative: Impfen oder Covid.““
Die Corona-Impfung sei auch das beste Mittel, um die langfristigen Komplikationen einer Covid-Erkrankung zu verhindern, schließt die Expertin ab.