Findom-Szene

"Loser, gib mir Cash" – Geldherrinnen geben Einblick

Frauen, die Männer finanziell dominieren und erniedrigen, weil diese darauf stehen: Das ist der "FinDom"-Fetisch. Zwei Frauen geben einen Einblick.
06.01.2024, 08:01

"Loser, gib mir all dein Cash" – so und ähnlich lauten die Unterschriften der Posts auf Social Media, in denen sogenannte "Geldherrinnen" ihre "Geldsklaven" ansprechen. Neuerdings finden sich auf X, TikTok, Insta und Co. Menschen, um den Fetisch auszuleben. Die Idee dabei: Eine Person schickt der anderen Geld, ohne dafür eine Gegenleistung zu erhalten, wodurch Lust empfunden wird. Meist sind die Herrinnen Frauen, die Sklaven Männer. Ayla* aus Deutschland (20) und "Lady Addison" aus der Schweiz sind Teil der Szene und geben einen Einblick.

"Der Mann findet Gefallen daran, einer dominanten Dame Geld zu geben"

"Der Name FinDom setzt sich zusammen aus Financial Domination. Also die Dominierung über das Portemonnaie", erklärt Lady Addison. Ganz simpel könnte man sagen: Der Mann findet Gefallen daran, einer dominanten Dame Geld oder Geschenke zu geben. Und das für vermeintlich nichts, so Lady Addison. "Vermeintlich, weil er als Gegenleistung ein gutes Gefühl, ein Abenteuer bekommt. Ich gebe vielen Sklaven einen Halt, einen Sinn im Leben."

Hauptberuflich ist Addison Domina, FinDom sei in ihrer Arbeit nur ein kleiner Teil. Ihre sogenannten "Geldsklaven" schreiben sie meist über Social Media an. "Dann gibt es entweder ein reales Treffen oder alles passiert online", erzählt sie.

Ayla (20)* ist seit vier Jahren "Geldherrin", also seit sie 16 ist. Damals hatte sie einfach ein Mann angeschrieben, ob er ihr Geld zahlen könne. Im Gedanken, dass dies ein Witz sei, gab Ayla ihm ihr Paypal-Konto, auf welches er dann tatsächlich Geld einzahlte. Sie mache das Ganze nur "hobbymäßig", wann sie Lust dazu habe, neben ihrem Job als Sozialassistentin in einer Kita.

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"600 Euro für das Rauchen einer Zigarette"

Die Geldbeträge, die die beiden von ihren Sklaven erhalten, sind unterschiedlich. "Das können bloß 50 FEuro sein als Zeichen der Verehrung oder ein paar Hundert Euro bei einer sogenannten Melkung", erzählt Lady Addison. Ayla bestätigt dies: "Manchmal sind es kleine Beträge, also beispielsweise 15 Euro an einem Tag. Das höchste, was ich je auf einmal erhalten habe, waren 600 Euro, als ich mit einem Mann eine Zigarette geraucht habe."

Manchmal erhalten die Frauen auch Zugang zu den Konten der "Geldsklaven". "Ein Typ hat mir mal seine Karte zur Verfügung gestellt, dann habe ich über zwei Wochen für 1.600 Euro eingekauft."

„Einige stehen wirklich nur darauf, einer Frau Geld 'für nichts' zu überreichen.“

"Im Gegenzug haben sie nichts zu erwarten, sie sind die Sklaven", so Ayla. Im klassischen FinDom gebe es keine Gegenleistung von der Frau im Sinne einer Dienstleistung. Erniedrigung spiele in der Szene eine große Rolle. "Ein Mann kommt jedoch in den Genuss meiner Aufmerksamkeit. Wenn wir uns treffen, ohrfeige ich ihn vielleicht oder er darf meine Schuhe ablecken." Dabei laufe stets alles einvernehmlich ab, erzählt Lady Addison.

Die Erniedrigung bestehe für viele auch darin, einer Person einfach Geld zu überreichen, so Ayla. "Manche möchten aktiv beleidigt werden, aber einige stehen wirklich nur auf den Kick, einer Frau Geld 'für nichts' zu überreichen. Es ist das Machtgefälle, das sie kickt", erklärt Lady Addison.

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„Dass man finanziellen Schmerz geil findet, können sich viele nicht vorstellen.“

Beim Geld-Fetisch höre die Toleranz sogar in der BDSM-Szene meistens auf, erzählt Lady Addison. Viele würden denken, dass eine Geldherrin ihre Geldsklaven ausnutze. Grundsätzlich sei es aber einfach einer von vielen Fetischen. "Die Geldsklaven, die ich bisher hatte, sind sich sehr wohl ihrer Grenzen bewusst. Geld ist halt immer noch das größte Tabu in unserer Gesellschaft. Bei FinDom ist man empört aufgrund unseres kapitalistischen Denkens. Dass Männer den finanziellen Schmerz geil finden, können sich die meisten Menschen nicht vorstellen. Interessant, oder?"

Kein schlechtes Gewissen

Schlechtes Gewissen haben beide aufgrund ihrer Tätigkeiten nicht. Ein Geldsklave habe Lady Addison einmal die Kontrolle über seine ganzen Finanzen geben wollen. "Er hatte bereits Schulden und schlug vor, sich noch weiter zu verschulden." So etwas lehne sie ab. "Es soll ein Kink sein, der beiden Spaß macht und in einem gewissen Rahmen bleibt. Deshalb sage ich manchmal, ich sei Erzieherin, wenn mich jemand nach meinem Beruf fragt."

Ayla sagt dazu: "Wenn es nicht ich machen würde, dann würde es eine andere machen und die Männer sind wirklich von Herzen glücklich, wenn sie einem Geld geben können."

*Name geändert

{title && {title} } 20 Minuten,red, {title && {title} } 06.01.2024, 08:01
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