Politik

Ludwig: "Sind loyal, aber wir wollen auch etwas"

Heute Redaktion
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Wiens Bürgermeister Ludwig im „Heute"-Interview über Rendi-Wagner, Links-rechts in der SPÖ, Loyalität – und was er sich von der neuen SPÖ-Chefin erwartet.

"Heute": Herr Bürgermeister, Sie haben nach der Kür von Pamela Rendi-Wagner zur neuen SPÖ-Chefin nicht besonders zufrieden gewirkt.

Michael Ludwig: Mich hat die Vorgangsweise von Christian Kern sehr erstaunt, zweieinhalb Wochen vor dem Parteitag zurückzutreten. Da kommt keine Jubelstimmung auf, nicht nur bei mir nicht.

"Heute": Ging die Wahl von Rendi-Wagner zu schnell?

Ludwig: Ich hätte mir zuvor eine Diskussion über Inhalte und Strategie gewünscht, aber das Ganze hat sich schnell dynamisiert. Wir werden sie unterstützen. Es geht hier nicht nur um meine persönliche Meinung, ich vertrete die Mitglieder der größten und wie ich meine wichtigsten SPÖ-Länderorganisation.

"Heute": Wie ist die Stimmung an der Basis, wie kommt Rendi-Wagner dort an?

Ludwig: Jeder muss sich in der Praxis beweisen. Sie ist sehr sympathisch, telegen und kompetent, jetzt muss sie auch auf die Leute zugehen. Wir werden sie unterstützen und unsere Standpunkte einbringen. Wir sind als loyale Organisation bekannt, aber wir wollen auch etwas.

"Heute": Zum Beispiel?

Ludwig: Da geht es um inhaltliche Dinge, aber das werde ich ihr persönlich sagen.

"Heute": Wie gut kennen Sie Rendi-Wagner?

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Ludwig: Vor ihrem Eintritt in die Politik kannte ich sie als Expertin und kompetente Beamtin in einem für die Sozialdemokratie wichtigen Bereich, der Gesundheitspolitik.

"Heute": Kennen Sie ihre Position in anderen Bereichen, etwa Migration?

Ludwig: Nein, da werden wir nachfragen. Wir haben uns ja sehr stark eingebracht bei dem neuen Migrationspapier.

"Heute": Ist der sogenannte rechte Flügel in der SPÖ geschwächt, weil nun Vertreter des „linken" Flügels die Bundespartei führen?

Ludwig: Ich sehe diese Einteilung in links und rechts nicht. Ich wüsste nicht, was an Rendi-Wagner und Thomas Drozda links wäre und bei anderen rechts.

"Heute": Beide sind Wiener – haben die Länder nichts mehr zu sagen?

Ludwig: Beide sind keine Wiener Funktionäre.

"Heute": Rendi-Wagner hat gemeint, dass der SPÖ in der Vergangenheit oft der Mut zu klaren und verständlichen Antworten gefehlt hat. Teilen Sie diese Analyse?

Ludwig: Es liegt an ihr, diese einfachen Antworten zu liefern. Die Wiener SPÖ ist nicht bekannt für Schwurbelsprech, wir haben klare Positionen. Wenn Rendi-Wagner das so sieht, ist es an ihr, das anders zu machen.

"Heute": In Wien kursieren immer wieder Neuwahlgerüchte. Hat sich die Ausgangslage für die Wiener SPÖ mit der neuen Spitze geändert?

Ludwig: Wir wurden fürs Arbeiten gewählt, wir wollen keine Neuwahlen.

"Heute": Ist es ausgemacht, dass Christian Kern Spitzenkandidat der Europawahlen wird?

Ludwig: Wenn er es machen will und verspricht, dass er dabei bleibt, hat er unsere Unterstützung.