Erschütternder Fall aus Wien-Floridsdorf: Eine 12-jährige Schülerin soll seit fast ein Jahr lang an einem Gymnasium von zwei Mitschülern massiv gemobbt und körperlich attackiert worden sein. Die Eltern der Schülerin schlagen jetzt Alarm – und werfen der Schule Untätigkeit vor.
"Unsere Tochter wird seit Monaten geschubst, geschlagen, beschimpft – und niemand hat sie beschützt", schildert der Vater im Gespräch mit "Heute". Die Schülerin, die die 2. Klasse besucht, habe über lange Zeit geschwiegen und versucht, die Verletzungen vor den Eltern zu verbergen. Erst vor wenigen Tagen vertraute sie sich einem älteren Schüler an, einem sogenannten Peerschüler aus der Oberstufe.
Laut den Eltern wurde das Mädchen immer wieder körperlich angegriffen – Mitschüler sollen ihr das Bein gestellt haben, sie geschubst und am Rücken sowie an den Armen geschlagen haben. Mehrfach habe sie dadurch blaue Flecken davongetragen. Auch Beschimpfungen gehörten den Erzählungen des Vaters nach zum Alltag der 12-Jährigen.
"Es handelt sich nicht um einzelne Vorfälle, sondern um fortgesetzte körperliche und psychische Gewalt", klagt der Wiener an.
Letzten Donnerstag wurden die Eltern von der Schule verständigt. Einen Tag später kam es zu einem Gespräch mit dem Klassenvorstand und der Direktorin. Beide entschuldigten sich dafür, dass die Gewalt von Lehrkräften nicht bemerkt wurde.
Die Eltern forderten Konsequenzen – insbesondere, dass die beiden mutmaßlichen Täter aus der Klasse entfernt oder suspendiert werden. Laut Schilderung der Familie habe die Direktorin erklärt, dass eine Suspendierung ohne Beweise wie Fotos derzeit nicht möglich sei. Sie habe aber zugesagt, die beiden Buben vorübergehend aus der Klasse zu holen.
Laut den Eltern wurde dieses Versprechen nicht eingehalten: "Die beiden wurden nur für 15 Minuten aus der Klasse geholt und verbrachten danach den restlichen Schultag mit unserer Tochter. Wie kann das sein, nachdem sie die Gewalt sogar zugegeben haben?", fragt der Vater fassungslos.
Die Direktorin hatte angekündigt, die Familie bis zum Ende des Schultages schriftlich zu informieren, was unternommen wurde. Stattdessen kam lediglich ein Anruf der Schulpsychologin, die mitteilte, sie habe mit der Schülerin gesprochen und dass die Burschen die Vorwürfe bestätigt hätten.
"Unsere Tochter ist eine gute Schülerin, sie hat nur Einser und Zweier. Sie darf keine Angst haben, in die Schule zu gehen", betonen die Eltern. "Es kann nicht sein, dass die Täter weitermachen dürfen, während das Opfer ungeschützt bleibt."
Die Familie fordert nun klare Konsequenzen für die Täter und sofortige Schutzmaßnahmen für ihre Tochter. "Wir werden nicht zulassen, dass weiter nichts passiert", so der Vater abschließend.
"Heute" fragte zu den Vorfällen bei der Pressestelle der Wiener Bildungsdirektion nach. Als die Schülerin vor etwa einem halben Jahr ihren Eltern von den blauen Flecken berichtete, schaltete die Schulleitung sofort die Schulpsychologie sowie die Schulärztin ein. Daraufhin soll es zu Gesprächen mit allen Beteiligten gekommen sein.
"Grundsätzlich werden in solchen Fällen individuelle Maßnahmen gesetzt, die sich an der Einsicht, der Entwicklungsperspektive und der Kooperationsbereitschaft der beteiligten Schülerinnen und Schüler orientieren", schildert die zuständige Pressesprecherin gegenüber "Heute". Warum gibt es aber keine weiteren Maßnahmen?
Grund dafür ist, dass es bisher keine Bestätigung für körperliche Übergriffe gab. Daher ist eine disziplinäre Maßnahme – genauso wie bei Erwachsenen – nicht möglich. Trotzdem will die Bildungsdirektion etwas klarstellen: "Das bedeutet jedoch nicht, dass der Schülerin nicht geglaubt wird. Die Schulleitung beobachtet die Situation weiterhin genau und steht dabei in engem Austausch mit der Bildungsdirektion."
Die betroffene Schülerin soll unterdessen umfassend begleitet werden. Laut der Bildungsdirektion soll es bisher kein Gespräch zwischen der Schulpsychologin und den Tatverdächtigen gegeben haben – daher könne sie die Vorwürfe auch nicht bestätigen. Ob der Albtraum der 12-Jährigen bald ein Ende hat, bleibt also nach wie vor offen.