Oberösterreich

"Manche kriegen bei 100 Bewerbungen nur eine Einladung"

SPOÖ-Chefin Birgit Gerstorfer im 2. Teil des Wahl-Interviews über den Arbeitsmarkt und warum viele keinen Job finden.

Peter Reidinger
Birgit Gerstorfer im "Heute"-Interview vor dem Linzer Landhaus.
Birgit Gerstorfer im "Heute"-Interview vor dem Linzer Landhaus.
fotokerschi.at

"Heute": Wie kann es sein, dass Firmen nach Corona teils kein geeignetes Personal finden?

Birgit Gerstorfer: Den Fachkräftemangel gibt es einfach, darüber braucht man nicht reden. Die Frage ist, auf welche Zielgruppe schaut denn der Unternehmer, wenn er jemanden sucht? Wenn es nur der junge, gesunde, nicht langzeitarbeitslose Mann sein soll, dann bleiben sieben Prozent der Arbeitssuchenden übrig. Es braucht nicht nur bei den Arbeitslosen Flexibilität, sondern auch bei den Unternehmen. Viele Langzeitarbeitslose erzählen, sie werden bei 100 Bewerbungen nur ein Mal überhaupt eingeladen.

"Heute": Gerade die Gastro findet kein Personal …

Die SPOÖ-Chefin fordert von den Arbeitgebern mehr Flexibilität.
Die SPOÖ-Chefin fordert von den Arbeitgebern mehr Flexibilität.
fotokerschi.at

Birgit Gerstorfer: Der Lockdown war in der Gastro sehr lange, da haben sich die Leute in andere Bereiche orientiert, was ja völlig logisch ist. Außerdem gibt es da Arbeitsbedingungen mit Sonntagsdiensten, Abend-, Nachtdiensten. Logisch, dass das schwierig ist.

"Heute": Im Pflegebereich will man sich ein Beispiel am Burgenland nehmen. Was kann man von dort lernen?

Birgit Gerstorfer: Wir stellen in einem ersten Schritt 30 Eltern an, die ihre beeinträchtigten Kinder mit Pflegestufe 5 aufwärts selber pflegen und betreuen. Da wurden jetzt alle rechtlichen Fragen abgeklärt. Das ist ein Pilotprojekt, das wir uns jetzt ein Jahr lang anschauen. Nach der Pilotphase wollen wir das auf pflegende Angehörige ausweiten, die ihre Senioren daheim pflegen. Das ist deutlich günstiger, als die Unterbringung in einem Pflegeheim.

"Heute": Was ist Ihr Wahlziel?

Birgit Gerstorfer: Zweitstärkste Kraft in OÖ werden und ein zweites Regierungsbüro zu haben, um unsere sozialdemokratischen Ideen umsetzen zu können.

Wahlziel? Die SPÖ will zweitstärkste Partei werden.
Wahlziel? Die SPÖ will zweitstärkste Partei werden.
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"Heute": Wie will man im Endspurt punkten?

Birgit Gerstorfer: Mit Sachthemen. Wir haben klare Forderungen bei Bildung, Arbeit und Pflege. Das unterscheidet uns von anderen Parteien, da gibt es wenig Inhalt. Wir sind die einzige Oppositionspartei in OÖ, das ist völlig logisch. Die Blauen sind mit den Gelben (die ÖVP, Anm.) in einer Koalition, die Grünen wollen in eine Koalition und betreiben keine Oppositionsarbeit.