Wien

Mann (29) soll Ratten gehäutet und gegessen haben

Für eine mutmaßlich abscheuliche Tat muss sich am Dienstag ein 29-Jähriger verantworten. Der gewaltbekannte Mann soll im Blutrausch getötet haben.

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Mord in Favoriten: Spurensicherer am Tatort
Mord in Favoriten: Spurensicherer am Tatort
Sabine Hertel

Eine 28-jährige Polin war im Februar 2021 in Wien-Favoriten eines gewaltsamen, äußerst grausamen Todes gestorben. Der Verdächtige: ihr drogen-, alkoholkranker und gewaltbekannter Partner (29). Die Polizei hatte ihn 15 Monate vor der Tat in einer Risikoanalyse bereits als "Würger" eingestuft. 

Fünf Vorstrafen

Der Österreicher mit nordafrikanischen Wurzeln hatte eine Wirtschaftsingenieursschule besucht, doch in der dritten Klasse brach er die Schule ab und frönte fortan dem Alkohol und Drogen. Er schlug sich dann als Hilfsarbeiter, Kellner und Schädlingsbekämpfer durch. Immer wieder kam er laut Anklage mit dem Gesetz in Konflikt: Fünf großteils einschlägige Vorstrafen weist das Register des 29-Jährigen auf, zumeist Gewalt an Frauen und Würgen.

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    Die Bluttat ereignete sich in einer Wohnung in Wien-Favoriten.
    Die Bluttat ereignete sich in einer Wohnung in Wien-Favoriten.
    Heute

    Risikomarker in der Dynamik bei Beziehungstaten ist das Würgen - aus der Risikoanalyse des LKA Wien 15 Monate vor der Bluttat.

    In einer eigens durchgeführten Risikoanalyse des Landeskriminalamtes Wien Ende 2019 wurde der Angeklagte dahingehend beschrieben, dass als besonderer Risikomarker in der Dynamik bei Beziehungsgewalt das Würgen angesehen wird. Die Mutter des Beschuldigten beschreibt ihren Sohn als gewaltbereit und durch Drogen gezeichnet. Einmal habe er laut Mutter und Anklageschrift mit einer Machete seine gezüchteten Ratten geschächtet, ausgeweidet und teilweise verspeist. 

    Opfer im Spital 

    Die Beziehung zur Polin (28) war von Anfang an auch durch Gewalt, Drogen und Alkohol gezeichnet. Bereits einen Tag vor der mutmaßlichen Tat, am 22. Februar 2022, war es zum Streit gekommen: Im Gespräch über Gott und Teufel soll der Angeklagte alle Gläser auf den Boden geworfen und die 28-Jährige laut Anklage zu Boden gestoßen haben – mitten in die Glasscherben. Er soll ihren Wohnungsschlüssel an sich genommen haben und gegangen sein. Das Opfer erreichte telefonisch Bekannte und kam kurz nach Mitternacht mit zahlreichen Schnittverletzungen per Rettung ins Spital. 

    Nach der Versorgung im Krankenhaus verließ die Polin gegen 1.30 Uhr das Spital, versuchte mehrmals ihren Ex-Stiefvater (der im selben Wohnbau lebt) zu erreichen, doch der Mann schlief bereits tief und fest. Also nahm die 28-Jährige ein Taxi und ließ sich zu einer Tankstelle fahren. Während der Fahrt berichtete sie dem Lenker vom Streit und meinte: "Ich habe Angst vor ihm."

    Martyrium mit Messer und Sackerl

    Als sie wieder in die Wohnung zurückkehrte und auf ihren Freund traf, kam es laut Anklage zum Gewaltexzess: Der Verdächtige – für ihn gilt die Unschuldsvermutung – soll mit einem Messer auf sie eingestochen und ihr ein Plastiksackerl über den Kopf gezogen haben, ehe er sie gewürgt haben soll. Über mehrere Stunden könnte sich der Todeskampf der 28-Jährigen gezogen haben. Der 29-Jährige weinte laut Anklage und stammelte nur vor sich hin: "Bitte, bitte, lebe".

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      Das Landesgericht für Strafsachen Wien
      Das Landesgericht für Strafsachen Wien
      Ernst Weingartner / Weingartner-Foto / picturedesk.com

      Der mittlerweile längst muntere und besorgte Ex-Stiefvater, der seine Tochter nicht erreichen hatte können, rief die Polizei, Beamte nahmen den 29-Jährigen in der Wohnung fest. 

      "War ein anderer"

      Der Angeklagte bestritt die Tat, meinte er sei in die Wohnung zurückgekehrt und seine Freundin sei bereits blutend  dagelegen. Er habe noch versucht, sie zu reanimieren. 

      Auf den Anwalt des Beschuldigten, Manfred Arbacher-Stöger wartet am Dienstag am Wiener Landesgericht auf alle Fälle Schwerstarbeit: Denn der Angeklagte behauptet weiterhin, ein Dritter hätte die Bluttat begangen. "Wir hatten ja viele Bekannte", so der Beschuldigte. Arbacher-Stöger weiter: "Mein Mandant wird schlecht dargestellt, das mit den Ratten ist eine Behauptung der Mutter."

      Dem 29-Jährigen droht eine lebenslange Haftstrafe.