Niederösterreich

Mann mit Kriegstrauma und Windel ergaunerte 137.000 €

Die Polizei konnte jetzt einige Sozialbetrugshandlungen klären: Ein Bosnier gab an, wegen eines Kriegstraumas Windeln zu tragen, kassierte 137.000 €.

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Die Polizei kämpft gegen Sozialbetrug.
Die Polizei kämpft gegen Sozialbetrug.
Istock

Im Rahmen der Taskforce "SOLBE" geht die Polizei Sozialschmarotzern und Betrügern an den Kragen. Zahlreiche teils spektakuläre, kuriose Fälle konnten jetzt geklärt werden. 

Windelmann war nie im Krieg

Ein 48-jähriger, bosnisch-stämmiger Österreicher, täuschte der PVA vor, so schwer kriegstraumatisiert zu sein, dass er 24 Stunden Windelhosen tragen müsse. Aber Nachforschungen in Bosnien ergaben, dass der Mann den Streitkräften völlig unbekannt ist. Auch alle Personen, die im Umfeld des 48-Jährigen befragt wurden, haben von den vor Gericht behaupteten Beschwerden überhaupt nichts mitbekommen.

Der Schaden: 137.251,20 Euro! Der Beschuldigte wurde bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten angezeigt, muss demnächst vor Gericht.

Bulgarin fuhr Cadillac

Eine 69-jährige Bulgarin mietete in Österreich zum Schein eine kleine Wohnung, um einen Daueraufenthalt in Österreich vortäuschen zu können. Bei Antragstellung auf bedarfsorientierte Mindestsicherung verschwieg sie der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen, dass sie in Bulgarien ein Haus, Grundstücke und einen Cadillac besaß. Die Bulgarin kam lediglich ein bis zwei Mal jährlich kurz nach Österreich, um einen Neuantrag auf bedarfsorientierte Mindestsicherung zu stellen und die "Gewinne" zu beheben. Zur Begleichung der Aufwände hatte sie extra ein Konto eingerichtet, von dem die Miete und Strom abgebucht wurden.

Die Frau wurde festgenommen, als sie mit ihrem Cadillac nach Österreich kam, um Neuantrag zu stellen und ihre Gewinne abzuholen. Der Cadillac wurde sichergestellt. Der Schaden: über 60.000 Euro. Die Verdächtige überwies sofort 10.000 Euro als erste Wiedergutmachtung. Sie wurde schließlich zu 16 Monaten teilbedingter Haft, davon aber nur zwei Monate unbedingte Haft verurteilt.

Invalider Tennislehrer

Ein heute 61-jähriger Österreicher soll von 1998 bis 2019 dem AMS und später der PVA vorgetäuscht haben, schwer invalide und am Arbeitsmarkt nicht vermittelbar zu sein. Tatsächlich soll er auf höchstem Niveau Tennis spielen und soll als Tennislehrer tätig gewesen sein.

Die Schadenssumme: rund 230.000 Euro. Der Beschuldigte wurde schließlich bei der Staatsanwaltschaft Korneuburg angezeigt.

Bosnische Doppel-Betrüger

Ein bosnischer Staatsbürger und seine Gattin sollen bei der Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf und dem AMS Gänserndorf unrichtige Angaben über ihre Einkünfte und ihr Vermögen angegeben haben. Dadurch sollen beide seit 2015 bedarfsorientierte Mindestsicherung in Höhe von 36.629,68 Euro und Leistungen des AMS in Höhe von 38.338,26 Euro erhalten haben.

Tatsächlich dürften die beiden Personen mit weiteren Familienangehörigen einen illegalen Handel mit Buntmetall betrieben und dabei auch gleich das Unternehmen, das das Buntmetall ankaufte, um 35.933,92 Euro betrogen haben, indem sie das Buntmetall zwar in handelsüblichen Transportkisten anlieferten, diese Kisten aber dahingehend veränderten, dass sie die Böden mit Beton ausgegossen haben. Der Gesamtschaden: über 119.000 Euro. Zudem soll der Vater des Bosniers zu Unrecht Notstandshilfe in Höhe von 22.283,42 Euro bezogen haben.

Das Ehepaar aus dem Bezirk Neunkirchen heuer beim Prozess
Das Ehepaar aus dem Bezirk Neunkirchen heuer beim Prozess
heute.at

Zahnbürste verriet Paar

Um eine höhere bedarfsorientierte Mindestsicherung zu erhalten, täuschte ein im Bezirk Neunkirchen lebendes, tschetschenisches Ehepaar vor, dass sie nicht in einem gemeinsamen Haushalt leben würden. Dem nicht genug, legte der 46-jährige Gatte bei der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen einen gefälschten Lohnzettel vor, um einen noch höheren Anspruch vorzutäuschen. Eine Zahnbürste verriet das Paar schließlich ("Heute" berichtete).

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