Welt

Mann ruft Krankenwagen wegen 37,8 Grad Fieber

Männergrippe? Ein Schweizer ruft die Rettung, weil er Fieber hat. Ein Rettungssanitäter macht sich auf seinem Blog über den Einsatz lustig.

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: iStock

Toby Merkli, Rettungssanitäter von Schutz & Rettung Zürich, wollte sich um drei Uhr morgens auf der Wache Triemli gerade hinlegen, um ein wenig Schlaf zu erwischen. "Seit Schichtbeginn befanden wir uns – wie üblich für eine Freitagnacht – im Dauereinsatz", schreibt er in seinem öffentlichen Blog. "In der Hoffnung auf eine Ruhephase legte ich mich auf einen Liegestuhl im Ruheraum und schloss die Augen."

Plötzlich ging der Pager los. "Die Einsatzmeldung lautete ‹Männlich, 37, Fieber.› – ‹Fieber?›, fragten wir uns. Naja – in extremer oder ungewohnter Form kann es schon mal einen berechtigten Einsatz generieren", so Merkli weiter. So könne zum Beispiel ein Fieberkrampf bei einem Kleinkind oder ein Infekt mit Temperaturen von 40 Grad und mehr, insbesondere bei älteren Menschen, sehr schnell äußerst gefährlich werden. Merkli und seine Kollegin machten sich ohne Blaulicht auf den Weg.

"Starkes Fieber"

Bei der Wohnung angekommen, öffnete ein Mann, Mitte dreißig, mit Kind auf dem Arm, die Tür. Es war der Patient, welcher den Krankenwagen gerufen hatte. Samt Kind auf dem Arm setzte sich der Mann in den Krankenwagen, so Merkli. "Meine Kollegin bat ihn – bestimmt, aber höflich – das Kind der Mutter zu übergeben. Es gab schlicht keinen Grund, dass die Kleine bei ihrem ‹erkrankten› Vater auf dem Schoss saß, zumal die gesunde Mutter ja vor dem Auto stand."

Merkli erkundigte sich darauf beim Mann, was genau das Problem war. "Ich staunte nicht schlecht, als mir der junge Mann erzählte, dass er gestern Abend 38 Grad Fieber gehabt hätte, worauf er ein fiebersenkendes Medikament eingenommen hätte. Nun habe er wieder starkes Fieber." Merkli mass seine Temperatur mit einem Ohrthermometer. Dieses zeigte 37,8 Grad an.

"Es gibt Leute, die gehen mit erhöhter Temperatur noch arbeiten. Nehmen Sie doch eine weitere Tablette und bleiben Sie im Bett", dachte sich Merkli. Wenn es nicht besser werde, könne tagsüber immer noch der Hausarzt konsultiert oder ein SOS-Arzt angerufen werden. "Wir hingegen kommen mit einem Rettungswagen für Notfälle", so Merkli in seinem Blog. Er und seine Kollegin entließen den Mann —, nachdem sie ihm den Sachverhalt erklärt hatten — aus dem Krankenwagen, da offensichtlich kein dringliches medizinisches Problem vorlag.

Engpässe auffangen

Eliane Schlegel, Sprecherin bei Schutz & Rettung Zürich, sagt, dass im Blog von Toby Merkli jeweils sehr außergewöhnliche, untypische Einsätze wiedergeben werden, die sich von den übrigen Einsätzen abheben und eben nicht den "üblichen" Alltag der Rettungskräfte abbilden.

Es komme aber tatsächlich vor, dass Rettungsmittel durch Bagatelleinsätze gebunden sind und möglicherweise Engpässe entstehen. Zahlen gebe es dazu keine, weil keine Statistik dazu geführt wird. "Glücklicherweise verfügen wir im ganzen Dispositionsgebiet über genügend Rettungsmittel, sodass regionale Engpässe meist durch benachbarte Rettungsdienste aufgefangen werden", so Schlegel.

Die Versorgung innerhalb der Stadt Zürich soll zukünftig durch zusätzliche Wachen optimiert werden, sagt Schlegel. "Außerdem verfügt unsere Einsatzleitzentrale über die modernsten, teilweise einzigartigen Steuerungs- und Planungsinstrumente, um rechtzeitig auf Engpässe im Versorgungsgebiet reagieren und vorausschauend disponieren zu können." Dies verhindere größtenteils Verzögerungen.