Life

Mann trinkt jeden Tag Kaffee – und wird verrückt

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Schmerzen, Blutarmut und Verwirrtheit: Darüber klagt ein Mann, als er ins Krankenhaus kommt. Erst dunkle Pünktchen in seinem Blut bringen die Ärzte weiter.

Der Mann war alles andere als fit, als er in der Tagesklinik des Massachusetts General Hospital in Boston ankam. Sein Bauch und seine Gelenke würden fürchterlich schmerzen, klagte er. Und übel sei ihm auch. Außerdem waren seine Fesseln stark geschwollen und in seinem Mund hatte sich ein grausiger Geschmack breitgemacht.

Die Ärzte untersuchten ihn und stellten einen auffällig niedrigen Hämatokritwert fest. Ihr Patient hatte also zu wenig rote Blutkörperchen. Weil das und die weiteren Symptome dafür sprachen, vermuteten die Mediziner ein Magengeschwür als Ursache. Sie verschrieben dem 59-Jährigen Medikamente und luden ihn zur Magenspiegelung.

Dem Wahnsinn nahe

Doch der Patient wurde schon vorher wieder vorstellig, heißt es im "New England Journal of Medicine". Als einige Tage später die Schmerzen auf einmal bis in die Beine und Brust reichten und er nur noch schlecht atmen konnte, kam der Mann wieder – und wurde stationär aufgenommen. Der Fall, der sich im Jahr 2014 zugetragen hat, geht zurzeit erneut viral.

Die behandelnde Ärztin notierte am Tag seiner Aufnahme, dass er neben den körperlichen Beschwerden offensichtlich auch psychisch stark angeschlagen sei. "Er lachte und weinte abwechselnd. Er hatte Angst, dass er sterben würde. Gleichzeitig schien es ihm peinlich zu sein, überhaupt krank zu sein."

Ist es eine Bleivergiftung?

Es folgten verschiedene Untersuchungen. Doch keine konnte die Ursache der Beschwerden erklären. Erst eine sogenannte Testfärbung der Blutprobe brachte die Lösung. Als die Ärzte diese unter dem Mikroskop betrachteten, bemerkten sie darin dunkle Pünktchen.

Solche können einerseits auf eine genetisch bedingte Fehlfunktion der roten Blutkörperchen hinweisen, andererseits aber auch – so wie im Fall de Amerikaners – auf eine Bleivergiftung. Dazu passten auch die anderen Symptome.

Spurensuche

Tatsächlich wiesen die Mediziner im Blut des Patienten erhöhte Bleiwerte nach. Statt der von der Weltgesundheitsorganisation WHO für gerade noch tolerabel erklärten 100 Mikrogramm, stecken im Blut es 59-Jährigen 910 Mikrogramm. Um ihn von dem giftigen Schwermetall zu befreien, bekam er Tabletten.

Doch wo hatte er diese Menge aufgenommen? Dazu befragten die Ärzte ihren Patienten intensiv. Als er Auskunft über seine Frühstücksroutine gab, lag die Antwort auf der Hand. Denn der Mann gab an, seinen Kaffee stets mit einem antiken Emaille-Löffel aus Russland umzurühren. Und der – das zeigte eine Laboruntersuchung – bestand zu 50 Prozent aus Blei, das bei jedem Eintunken freigesetzt wurde. Der Fall des mysteriösen Patienten war gelöst. (fee)