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Mann zieht vor Gericht, weil ihm Brüste wuchsen

Eric Bible leidet an Man Boobs - wegen eines Medikaments, wie er meint. Nun bereiten er und Tausende andere eine Klage gegen den Hersteller vor.

Heute Redaktion
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Eric Bible leidet an Man Boobs – wegen eines Medikaments, wie er meint. Nun bereiten er und Tausende andere eine Klage gegen den Hersteller vor.

Dem US-Pharmakonzern Johnson & Johnson drohen wegen angeblich verheimlichter Nebenwirkungen eines Arzneimittels massive juristische Probleme. Tausende Betroffene wollen gegen das Unternehmen vor Gericht ziehen.
Wie CNN meldet, geht es bei der Klage um den Wirkstoff Risperidon. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes atypisches Neuroleptikum, das in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zur Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen und bei sozial auffälligem Verhalten eingesetzt wird.

Einige der männlichen Betroffenen behaupten, dass ihnen wegen der Einnahme des Medikaments weibliche Brüste gewachsen sind. In der Wissenschaft spricht man vom Begriff Gynäkomastie: Gemeint ist eine Vergrösserung der Brustdrüse bei Männern. Solche "Man Boobs" werden von vielen als unattraktiv empfunden, die Betroffenen schämen sich dafür.
"Das ist einfach deprimierend"

"Ich hatte grössere Brüste als die Mädchen in der High School", erzählt der an Gynäkomastie leidende Eric Bible im Interview mit CNN. Bible war 13 Jahre alt, als er Risperidonpillen gegen seine Panikattacken und bipolare Störung verabreicht bekam. "Die Ärzte sagten, das Risperidon könnte mir helfen. Es hat mir aber nicht wirklich geholfen, denn eineinhalb Jahre später hatte ich Gynäkomastie."

Wenn er die Nebenwirkungen gekannt hätte, hätte er das Mittel nie genommen, sagt Bible. "Wenn jeder sich über dich lustig macht, weil du ein Junge mit Brüsten bist – das ist einfach deprimierend."
Wer trägt die Verantwortung?

Laut CNN habe Johnson & Johnson Gynäkomastie als mögliche Nebenwirkung erst ab 2006 auf den Beipackzettel des Präparats Risperdal geschrieben – zu spät für Bible, der jetzt mit mehreren tausend weiteren Geschädigten eine Klage vorbereitet.

Der Pharmakonzern entgegnet, dass Risperdal ein "sicheres und wirkungsvolles Arzneimittel" sei, dass Millionen von Menschen seit zwei Jahrzehnten dabei helfe, ein besseres Leben zu führen. Was Patienten verabreicht werde, liege in den Händen von Ärzten.
Bekanntes Problemprodukt

Das Arzneimittel, das auch zur Behandlung von Schizophrenie eingesetzt wurde, macht dem Unternehmen jedoch finanziell zu schaffen. 2013 musste Johnson & Johnson nach einem Rechtsvergleich in Zusammenhang mit Risperdal und zwei weiteren Medikamenten rund 1,63 Milliarden Euro an Behörden in den USA bezahlen.

Dem Hersteller wurde die Zahlung von Schmiergeldern an Ärzte und Apotheker vorgeworfen. Zudem soll der Konzern Medikamente für nicht zugelassene Anwendungen vertrieben haben.