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Marathon-Mann Krammer: "Ich sah zu viele Corona-Tote"

Patrick Krammer zählt zu Österreichs Marathon-Assen. Am Sonntag jagt er in Wien seinen Rekord. Im echten Leben ist er Covid-Krankenpfleger.

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Patrick Krammer beim Training und auf der Corona-Station
Patrick Krammer beim Training und auf der Corona-Station
Helmut Graf, zVg

"Der Marathon ist ein schönes Zeichen, dass es Richtung Normalität geht", sagt Patrick Krammer zu "Heute" nach dem Training in der Prater Hauptallee.

Er muss es wissen. 2020 gab es wegen Corona keinen Vienna City Marathon. Krammer lief dann bei den Staatsmeisterschaften im Prater zur Silbermedaille – in 2:29:11 Stunden.

Acht Stunden im Schutzanzug

Am nächsten Morgen lagerte er nicht die Beine hoch, sondern schwitzte acht Stunden im Schutzanzug. Er trug drei Schichten Plastik, zwei Hauben, zwei Paar Handschuhe. Krammer arbeitete als Pfleger im LKH Mödling auf der Corona-Station. "Ich habe zu viele Tote gesehen", sagt er. "Das Laufen hilft mir dabei, das Gesehene zu verarbeiten."

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    Marathonläufer Patrick Krammer beim Training in der Prater Hauptallee
    Marathonläufer Patrick Krammer beim Training in der Prater Hauptallee
    Helmut Graf

    40 bis 60 Stunden arbeitet er pro Woche im Spital. Dazu kommen 170 km Lauftraining. "Ich laufe um 5.30 Uhr früh zehn Kilometer in die Arbeit", erzählt er, "und am Abend wieder heim."

    Nach Nachtdiensten macht er "gemütliche Grundlagenläufe". Sein Trainer Herwig Gründsteidl warnt ihn: "Wenn er vom Job zu müde ist und dann 15 km rennt, hat das einen negativen Effekt." Ist aber ein Tag frei, stehen "die harten 30 km am Programm".

    "Das letzte Jahr war das schlimmste"

    Aktuell gibt es in Mödling keine Covid-Station. "Es wird mehr mit den Fällen", berichtet er. "Die Leute müssen auf sich aufpassen – und auf andere."

    Die Arbeit auf der Covid-Station setzte dem topfitten Athleten zu – körperlich und psychisch. "Es geht irrsinnig an die Sub­stanz. Von 25 Patienten sind 24 richtig pflegebedürftig. Wir müssen alles machen, sie aufsetzen, versorgen, umlagern. Das ist körperlich hart. Vielleicht ist es auch ein zusätzlicher Trainingseffekt. Ich mache den Job seit sieben Jahren. Das letzte Jahr war mit Abstand das schlimmste."

    Jetzt freut er sich auf den Marathon in Wien mit 26.000 Gleichgesinnten. "Meine Form ist gut wie nie." Das Ziel: "Eine Zeit um die 2:23 Stunden und Spaß."

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      Der Start beim Vienna City Marathon 2019
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      GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com
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