Politik

"Jetzt" kritisiert Cannabis-Experten der Regierung

Ministeriums-Experten lehnten Liberalisierungen von Marihuana für medizinische Zwecke ab, arbeiteten aber selbst für Cannabis-Produzenten.

Heute Redaktion
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Die Liste Jetzt kritisiert die Auswahl der Cannabis-Experten des Gesundheitsministeriums.
Die Liste Jetzt kritisiert die Auswahl der Cannabis-Experten des Gesundheitsministeriums.
Bild: iStock

Im Sommer 2018 beschloss das Parlament einstimmig einen Entschließungsantrag zum Thema Cannabis in der Medizin. Der Auftrag war einfach: Experten sollten "zukünftige medizinische, rechtliche, organisatorische und ökonomische Rahmenbedingungen zum Einsatz von cannabishaltigen Arzneimitteln vorlegen."

Teure Cannabis-Medikamente sind legal - Pflanze nicht

Gesagt, getan: Gegen Ende 2018 lag dann der Endbericht der Marihuana-Experten des Gesundheitsministerium vor. Sie raten darin von einer Liberalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke ab. Denn: Bereits jetzt hätten die Österreicher Zugang zu (äußerst teuren, Anm.) Medikamenten auf Marihuana-Basis, die Verwendung von getrockneten Blüten oder anderer Teile der Pflanze hingegen sei wissenschaftlich nicht ausreichend erforscht worden, um eine derartige Freigabe zu rechtfertigen, meinen die Experten.

"Liste Jetzt" kritisiert Auswahl der Experten

Bei der "Liste Jetzt" steht man dem Urteil der Experten allerdings äußerst kritisch gegenüber. Der Hauptgrund dafür liegt in der "schiefen Optik" des Berichtes.

Denn: Mehrere der Experten, die den Bericht für das Ministerium verfassten, stehen in einem beruflichen Naheverhältnis zum Pharmaunternehmen Bionorica und boten Lehrgänge zum Thema Cannabismedizin für das Unternehmen an. Der Konzern kaufe in Österreich von der Agentur für Gesundheit und Ernährung produziertes Marihuana auf und verarbeite dieses dann zu kostenintensiven Medikamenten, die wiederum in Österreich verkauft werden. Bionorica hätte daher durchaus ein wirtschaftliches Interesse daran, die Legalisierung von natürlichen Cannabis-Produkten zu verhindern, lautet die Kritik.

Daniele Holzinger-Vogtenhuber stellt parlamentarische Anfrage

Bei "Jetzt" fragt man sich nun, warum genau diese Experten für das Begutachtungsverfahren ausgewählt wurden und kein einziger Vertreter von unabhängigen Experten, die eventuell eine Liberalisierung von Marihuana befürworten würden.

Die Abgeordnete Daniela Holzinger-Vogtenhuber brachte jetzt eine entsprechende Anfrage im Parlament ein: „Ich erwarte mir von einer Gesundheitsministerin, dass sie an so einen Bericht ohne Scheuklappen herangeht. Beim Thema Liberalisierung von Cannabis in der Medizin lässt die unsrige allerdings jegliche Objektivität vermissen, wie die einseitige Auswahl der Expertinnen und Experten für diesen Bericht zeigt. Diese haben nämlich alle ein berufliches Naheverhältnis ausgerechnet zu jenem Pharmakonzern, der aus der derzeitigen Situation Profit schlägt und deshalb auch ein Interesse daran hat, dass sich nichts ändert. Das spricht für sich."

(mat)