Österreich

Operation "Carlos" – dieses Phantom jagte Kripo bei ...

Heute Redaktion
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"Heute"-Recherchen förderten nun den Beschluss zutage, der zu einer Hausdurchsuchung im Nobel-Lokal "Dots" von Martin Ho führte. Das Schriftstück enthüllt, wen die Drogen-Fahnder wirklich such(t)en …

Langsam lichten sich die Nebel im verworrenen Krimi, der Schatten auf einen Unternehmer warf, der sonst das Rampenlicht gewöhnt ist. Martin Ho, ein mit besten Verbindungen in höchste Kreise ausgestatteter Szene-Gastronom, rückte nach einer Razzia in seinem Lokal "Dots" in den Fokus der Berichterstattung. Die Wega hat am Freitag eine illegale Coronaparty in Wien-Döbling aufgelöst, 21 Gäste gezählt und beträchtliche Mengen an Koks, der Modedroge MDMA sowie Cannabis sichergestellt.

Keine Ermittlungen gegen Ho

Doch wie kam es zu dem Einsatz? Und vor allem: Wer steht hier wirklich im Visier der Ermittler? Der "Heute" nun aus Polizeikreisen zugespielte Durchsuchungsbeschluss spricht Bände. Fakt ist: Die Staatsanwaltschaft ordnet darin zwar die Durchsuchung des Lokals "Dots im Brunnerhof" in der Kahlenbergstraße in Nussdorf an. Die Strafsache richtet sich allerdings weder gegen Martin Ho (der übrigens nicht einmal Geschäftsführer von besagtem Restaurant ist) noch gegen hochrangige Politiker oder Politberater. Was stimmt: Ho ist mit Kanzler Kurz gut bekannt. Ermittelt wird jedoch gegen einen unbekannten Täter mit dem Decknamen "Carlos".

Zielperson penibel überwacht

Und was hat der Drogendealer "Carlos" mit Martin Ho zu tun? Ehrliche Antwort gemäß bisherigem Recherchestand: nichts. Er war nur in einem Lokal, das Ho mehrheitlich gehört – dem "Dots". Ein Ermittler zu "Heute": "Nachdem wir einen Kokser in einer Diskothek in der City erwischt hatten, befragten wir diesen intensiv über seine Quelle und erhielten glaubwürdige Aussagen über den Dealer 'Carlos'." Die Kripo hatte auch bald einen Verdächtigen ausgeforscht. Durch intensive Überwachung dieser Zielperson wussten die Fahnder, dass "Carlos" am Freitag im "Dots" zugegen sein würde.

Was die Drogenfahnder suchten

Weiter ging es so, wie wir das aus Fernsehkrimis kennen: Die Polizei begehrte einen Durchsuchungsbeschluss bei der Staatsanwaltschaft Wien. Diesem wurde stattgegeben und war auch eine Anordnung zur Sicherstellung beigefügt. Aus dem Dots samt "zugehörigen Keller- und Nebenräumlichkeiten" sei Folgendes zur Auswertung mitzubringen: "Suchtgift, Suchtgiftutensilien jeglicher Art, allfällige Aufzeichnungen über erfolgte Suchtgiftankäufe und -verkäufe und Abnehmer sowie von Speichermedien aller Art, auf denen derartige Aufzeichnungen in elektronischer Form gespeichert sind". Außerdem von Interesse: "Bargeld, welches sich in den Räumlichkeiten befindet".

Ein Fragezeichen bleibt

Ob die Ermittler am Freitag den gesuchten "Carlos" im "Dots" von Martin Ho angetroffen haben, ist noch unklar. Ein Kaufhaus-Erbe – für ihn gilt die Unschuldsvermutung – wurde jedenfalls intensiv befragt. Der 37-Jährige, der mit 20 Freunden im Ho-Lokal Geburtstag gefeiert hatte, bestritt die Vorwürfe im Kripo-Verhör: "Ich konsumiere seit circa vier Jahren Cannabis und Kokain. Aber ich habe noch nie Suchtmittel verkauft. Ich verdiene genug Geld, um mir den Konsum leisten zu können, und habe das nicht notwendig."Der Millionärs-Spross, der sich nun in der Immobilienbranche verdingt, hat mittlerweile sein Facebook-Profil stillgelegt. Die Bitte von "Heute", eine Stellungnahme abzugeben, blieb auch am Montag unerwidert.

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Promi-Anwalt Nikolaus Rast vertritt Martin Ho.

"Heute" konfrontierte auch Nikolaus Rast, den Anwalt von Martin Ho, mit der neuen Wendung. Ist das Ho-Lokal vielleicht ein Dealer-Hotspot? "Das Gegenteil ist der Fall. Ich kenne den Akt zwar nicht, da ich keinen Beschuldigten vertrete, die von Ihnen angesprochene Recherche belegt aber eindeutig, dass mein Klient hier völlig schuldlos zum Handkuss kam. Die Kriminalpolizei fahndet offenbar nach einem stadtbekannten Dealer, der mit Freunden im 'Dots' essen wollte. Für diese Verfehlung in Zeiten von Corona werden intern Konsequenzen gezogen. Ansonsten gibt es dazu aus unserer Sicht nichts mehr zu sagen." Sein Mandant sei bei der Razzia auch nachweislich nicht vor Ort gewesen, stellt Top-Anwalt Rast klar. Ho habe daheim geschlafen, ließ ein PR-Berater am Wochenende wissen.

Eines ist gewiss: Die Ermittlungen werden in dieser Causa so schnell nicht einschlafen. Zu schillernd der Stoff, aus dem Polizisten-Träume sind … Clemens Oistric