In Sri Lanka hat der Links-Kandidat Anura Kumara Dissanayaka die Präsidentschaftswahl gewonnen. Wie die Wahlkommission des südasiatischen Inselstaats am Sonntag mitteilte, holte der Marxist 42,3 Prozent der Stimmen und setzte sich damit gegen den zweitplatzierten Oppositionsführer Sajith Premadasa durch.
Der seit zwei Jahren amtierende Übergangspräsident Ranil Wickremesinghe landete abgeschlagen auf dem dritten Platz. Wickremesinghe ersetzte Gotabaya Rajapaksa, nachdem dieser 2022 abgesetzt worden war.
Die Wahl am Samstag war die erste, die stattfand, seit Gotabaya Rajapaksa nach der schwersten Wirtschaftskrise des Landes durch Massenproteste abgesetzt wurde. Der Sieg Dissanayakas markiert auch einen Machtwechsel im Land, da zum ersten Mal seit über zehn Jahren keine Angehörigen der Rajapaksa-Familie in der Regierung sein werden, wie BBC schreibt. Der ad interim Präsident Wickremesinghe war Premierminister unter Gotabaya und gilt daher als relativ nahe zur einflussreichen Familie.
Auslöser für den "Aragalaya"-Aufstand, der Rajapaksa aus dem Präsidentenpalast vertrieb, war ein wirtschaftlicher Zusammenbruch. Damals waren die Devisenreserven Sri Lankas versiegt, sodass das Land nicht mehr in der Lage war, lebenswichtige Güter wie Treibstoff einzuführen. Die Staatsverschuldung hatte sich auf 83 Mrd. Dollar aufgebläht, während die Inflation auf 70 Prozent anstieg. Grundnahrungsmittel und Medikamente wurden für die einfache Bevölkerung unbezahlbar.
Dissanayaka wird vor der doppelten Aufgabe stehen, die Wirtschaft wieder anzukurbeln und Millionen von Menschen aus der erdrückenden Armut zu befreien, erklärt BBC. Während seiner Wahlkampagne versprach er den Wählern harte Massnahmen zur Korruptionsbekämpfung und eine verantwortungsvolle Staatsführung – Botschaften, die bei den Wählern, die seit der Krise nach einem systematischen Wandel rufen, offenbar grossen Anklang fanden.