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Maserati Shamal, ein Auto wie eine Schocktherapie

Nicht nur die Fans der Marke waren geschockt, auch die Fachpresse war irritiert, als der Autobauer aus Modena den Shamal vorstellte.

Heute Redaktion
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Ausgerechnet Marcello Gandini. Ausgerechnet der Schöpfer des stilbildenden Lamborghini Miura, Vater des ikonischen Lamborghini Countach und Designer vieler weiterer Karosserien, die bis heute zu den schönsten der Automobilgeschichte zählen, bekam den Auftrag, für Maserati ein neues Flaggschiff zu zeichnen.

Aufgrund der Vorgabe, die Rohkarosserie des Maserati Biturbo übernehmen zu müssen, war Gandinis Kreativität jedoch stark eingeschränkt, was sich am Erscheinungsbild des Shamal mit seinen ungewöhnlichen Proportionen deutlich zeigte. Heraus kam ein kraftvoller Sportler, dessen Design heute vielleicht keinen Schock mehr auslöst, aber immer noch polarisiert.

Neues Spitzenmodell

An Leistung mangelte es dem Shamal nicht. Die Ingenieure in Modena vergrößerten den Zweiliter-V6-Motor des Biturbos um zwei Zylinder. Der neue V8-Motor hatte nach dem Eingriff einen Hubraum von 3.217 ccm und leistete 326 PS bei 6.000 U/min. Der große Biturbo mit zwei Ladeluftkühlern gab sein maximales Drehmoment von 436 Nm schon bei 2.800 U/min ab, und selbst bei der Höchstdrehzahl von 6.000 U/min wurden noch 380 Nm auf die Kurbelwelle gewuchtet.

Für die sportlichen Fahreigenschaften sorgte im Hecktriebler ein Fahrwerk mit McPherson-Federbeinen und einem Querstabilisator vorne, während man hinten auf einen Gitterrohr-Querlenker mit Querstabilisator setzte und dem Shamal ein automatisches Sperrdifferential spendierte. Die Teleskop-Stoßdämpfer stammten von Koni und waren mit einer Taste im Cockpit rundum vierfach verstellbar.

Kompakte Maße

Um seine Leistung auf die Straße zu bekommen, rollte der Shamal auf Reifen mit den Dimensionen 225/25 ZR 16 vorne und 245/45 ZR 16 hinten. Bei optimalen Bedingungen sollte die Höchstgeschwindigkeit 270 km/h betragen. Der Spurt von null auf 100 km/h war in 5,3 Sekunden erledigt.

Im Vergleich zu anderen Supersportlern ist der Shamal mit einer Länge von nur 4,1 Meter und einer Breite von 1,85 Meter kompakt geraten. Er war fast gleich lang und etwas breiter als der Biturbo. Im Vergleich zu seinem kleinen Bruder hatte er etwa 300 Kilogramm mehr auf den Rippen, was er aber mit seinem leistungsstärkeren Motor mehr als wettmachte. Ein ABS war beim Shamal nicht an Bord, ihm wurden aber bissige, standhafte Bremsen spendiert.

Tristesse im Cockpit

Anfangs wurde der Shamal nur mit schwarzem Lederinterieur ausgeliefert. Später gab es auch freundlichere Farben und Holzapplikationen, die die Plastikzierleisten ersetzten. Die Sportsitze waren knapp geschnitten, wurden aber nicht als unbequem empfunden, wobei die Sitze im Fond eher eine Gepäckablage als vollwertige Sitzgelegenheiten waren.

Den Euro gab es bei der Vorstellung des Shamal noch nicht, und so wies sein Preisschild in Italien die Summe von 125 Millionen Lire aus, was umgerechnet rund 65.000 Euro waren. 1992 kostete er bereits um die Hälfte mehr. Während der gesamten Bauzeit von 1989 bis 1995 verließen nicht einmal 400 Shamal das Werk. Wer sich heute einen der seltenen Maserati kaufen will, muss mit einem Preis zwischen 55.000 und 100.000 Euro rechnen.

Weitere Informationen, viele Bilder, Testberichte und technische Daten gibt es auf www.zwischengas.com. (jcg)