Niederösterreich

"Massive Konsumeintrübung durch Omikron-Welle"

Karl Ungersbäck, Spartengeschäftsführer bei der Wirtschaftskammer NÖ im Handel, über 2G-Kontrollen, Securitys und Lockdown für Ungeimpfte.

Erich Wessely
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Karl Ungersbäck schätzt die Lage im Handel in NÖ ein.
Karl Ungersbäck schätzt die Lage im Handel in NÖ ein.
Getty Images (Symbol), WKNÖ

Die Corona-Infektionszahlen bleiben enorm hoch, dennoch mehren sich die Rufe nach Lockerungen. Die Wirtschaft aber auch die Opposition drängen angesichts der mit Februar startenden Impfpflicht auf ein Ende des Lockdowns für Ungeimpfte. 

Druck machte am Montag der Handel, der ja von den Kontrollen des G-Status von Anfang an mäßig begeistert war. Handelsobmann Rainer Trefelik meinte, da die Impfpflicht überall gelte, wäre es ein rechtlicher Widerspruch in sich, sie punktuell im Handel zu überprüfen. Auch die epidemiologische Sichtweise spreche für die Abschaffung der 2G-Pflicht im Handel, gelte dort doch ohnehin für alle Einkaufswilligen eine Maskenpflicht, deren Einhaltung das Infektionsrisiko fast zur Gänze ausschließe.

"Heute" bat Karl Ungersbäck, Spartengeschäftsführer in der Wirtschaftskammer NÖ für den Handel, um eine Einschätzung der Lage in Niederösterreich.

"Heute": Wie sieht Ihre erste Bilanz aus, nachdem Geschäfte ihre Kunden kontrollieren müssen - wie viele Firmen/Geschäftstreibende nahmen sich dafür einen Securitydienst?

Karl Ungersbäck: Ein eigener Sicherheitsdienst wird in der Regel in Einkaufszentren und bei großen Märkten, v.a. im Baumarkt- und Elektrobereich eingesetzt. Die überwiegende Anzahl der Betriebe führt die Kontrollen durch Mitarbeiter oder den Inhaber selbst durch.

"Heute": Gab es negative Zwischenfälle, wenn ja, welche?

Ungersbäck: Zusammengefasst steht die ganz überwiegende Zahl der Kunden der 2G-Regel wohlwollend oder neutral gegenüber, ein kleiner Teil fordert sie sogar aktiv ein und beschwert sich bei allfälligen Mängeln. Klein ist auch die Gruppe, die ungehalten auf die Kontrollen reagiert, ganz wenige davon sind aggressiv oder rufen bekannte Parolen von Impfskeptikern. Hier ist schon mein Eindruck, dass ganz wenige lautstark und teils aufmunitioniert mit irgendwelchen Social-Media-Tipps für provokatives Verhalten der ganz überwiegenden Mehrheit der Kunden ihre Meinung aufzwingen wollen.

"Heute": Wie lange könnten die Kontrollen noch aufrecht erhalten werden - auch wegen der sehr viel ansteckenderen Omikron-Variante?

Ungersbäck: Das Hauptproblem sind momentan massive Umsatzeinbrüche. Die Betriebe spüren den Lockdown für Ungeimpfte, Hauptursache für Rückgänge ist aber derzeit die massive Konsumeintrübung durch die Omikron-Welle. Das heißt, Kunden wollen sicheres Einkaufen, sonst nützt uns auch das Offenhalten nichts, weil viele Kunden nicht kommen.

Wir trommeln daher derzeit, dass Einkaufen mit beiderseitigem Maskentragen ein hohes Schutzniveau bietet (z.B.: Untersuchung der Max Planck Gesellschaft, 0,1% Infektionswahrscheinlichkeit nach 20 Minuten). Gleichzeitig wollen wir mit Einführung der allgemeinen Impfpflicht die Kontrollpflicht im Handel weghaben, da die Betriebe nicht länger behördliche Aufgaben übernehmen können und dann sowieso jeder zur Impfung verpflichtet ist.

"Heute": Wo ist es jetzt schon personalmäßig eng - wegen Omikron-Ausfällen?

Ungersbäck: Wir haben viele Anfragen von Betrieben zum Umgang mit Verdachtsfällen, bei denen noch nicht oder gar nicht eine Quarantäne ausgesprochen wurden. Personalengpässe sind mir derzeit aber nicht in größerem Umfang bekannt.

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    2G-Kontrollen im Handel müssen nun auch von den Angestellten durchgeführt werden. Die Polizei kontrolliert die Einhaltung.
    2G-Kontrollen im Handel müssen nun auch von den Angestellten durchgeführt werden. Die Polizei kontrolliert die Einhaltung.
    HANS PUNZ / APA / picturedesk.com