Coronavirus

Corona-Regeln könnten gegen Mutation wirkungslos sein

Forscher Andreas Bergthaler erforscht seit Monaten den genetischen "Bauplan" des Coronavirus. Die neuen Mutationen bereiten ihm große Sorgen.

Rene Findenig
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Mutiertes Coronavirus seit Anfang Dezember in Österreich
Mutiertes Coronavirus seit Anfang Dezember in Österreich
apa/picturedesk/"Heute"-Montage

"Ich glaube, es ist zum ersten Mal die Situation aufgetreten, dass das Virus solche Veränderungen angesammelt hat, die tatsächlich das Infektionsgeschehen beeinflussen. Und zwar konkret eine erhöhte Infektiosität hervorrufen", sagt Forscher Bergthaler im Ö1-"Morgenjournal". "Und das ist besorgniserregend, und weil damit natürlich viele Maßnahmen, die bisher auf die Transmission des Sars-Coronavirus-2 abgestimmt waren, unter Umständen überdacht werden müssen."

Ein Virus könnte sich entweder durch eine steigende Virulenz mit mehr Todesfällen und schwereren Verläufen, oder durch steigende Infektiosität mit einer höheren Ansteckungsgefahr verändern, so Bergthaler. Zweiteres "klingt vielleicht nicht unbedingt gefährlicher", so der Forscher, "aber wenn man sich vor Augen führt, dass dann daran immer noch sehr viele schwere Erkrankungen folgen und bis zu 0,3 Prozent der Personen sterben, ist letztlich eine erhöhte Infektiosität exponentiell gesehen noch gefährlicher über die Zeit gesehen". 

"Das gibt uns wahrscheinlich auch eine gewisse Zeit, uns darauf einzustellen"

Ob die hochansteckende britische Variante B.1.1.7 des Coronavirus in Österreich bald die weitverbreitetste sein wird, könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, so der Experte. Bisher sei nur klar, dass die britische ebenso wie die südafrikanische Variante mit der Bezeichnung 501.V2 in Österreich nachgewiesen wurden. In England sei die Mutation bereits im September festgestellt worden, habe aber bis Jänner gebraucht, um überhandzunehmen und andere Virus-Varianten zu verdrängen.

Es dränge sich das Bild auf wie in Italien im Frühjahr, dass man mit einigen Wochen Vorsprung sehe, wie die Kontrolle verloren gehe, so der Genetiker. Das gebe "uns wahrscheinlich auch eine gewisse Zeit, uns darauf einzustellen", so Bergthaler. Ob man mit den Mutationen und der weitaus höheren Ansteckungsgefahr die Pläne eines "Freitestens" oder "Eintrittstestens" gleich begraben könne? "Ich bin Gott sei Dank Wissenschaftler und nicht Politiker, aber ich denke was klar sein muss, und was auch schwierig ist zu kommunizieren, dass die Situation sehr dynamisch ist", so Bergthaler.

Das mutierte Coronavirus - hier in blau gekennzeichnet.
Das mutierte Coronavirus - hier in blau gekennzeichnet.
Science Photo Library / picturedesk.com

Impfung soll "ähnlich gut" funktionieren

Es gebe ständig neue Erkenntnisse, in England etwa seien am Sonntag die Schüler aufgerufen worden, wieder an die Schulen zu kommen – und nicht einmal 24 Stunden später wurde das ganze Land wieder auf den Unterricht daheim umgestellt. "Nicht viel" könne man bei der Mutation über die Ansteckungsgefahr bei Kindern und schwereren Verläufen sagen. Es gebe aber Anzeichen auf vermehrte Infektionen durch Mutationen bei der Altersgruppe 0 bis 19 Jahre, so der Experte, dass die Krankheitsverläufe selbst verändert seien, dafür gebe es noch kein Anzeichen.

Möglich sei es aber, dass es eine Variante gebe, bei der Kinder anfälliger seien, so Bergthaler. Das müsse aber erst wissenschaftlich beleuchtet werden. Generell müsse man jetzt herausfinden, welche Varianten in Österreich wirklich zirkulieren würden – und in einem weiteren Schritt müsste man versuchen, dem Einhalt zu gebieten. Man dürfe davon ausgehen, dass die neue Variante "ähnlich gut" mit der Impfung in Schach gehalten werde, aber auch das müsse erst untersucht werden, so Bergthaler.

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