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Masturbations-Anleitung im Schweizer TV regt auf

Heute Redaktion
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Selbstbefriedigung und Pornodreh: Beiträge des Schweizers Fernsehens für Jugendliche bestürzen Politiker. Der Sender spricht von Entsexualisierung.

Die Moderatoren Sarah und Kevin kommen direkt auf den Punkt. "Heute geht es ums Wichsen", leiten sie die Sendung ein. In der Folge der Webserie "Dr. Bock" auf dem Youtubekanal Youngbulanz dreht sich alles um die männliche Selbstbefriedigung. Kevin schnappt sich einen Dildo in der Form eines Penis und demonstriert, unterstützt von Sarahs Anweisungen, ein Best-of verschiedener Grifftechniken.

Auch in der Webserie "Jenny-Wanessa" wagte sich das Schweizer Radio und Fernsehen SRF in Intimzonen. In einer Folge suchte die Blondine Jenny-Wanessa in den Hörsälen der Uni und der ETH Zürich einen jungen Bengel – um einen Porno zu drehen.

Auch der zweite Video zum Thema Masturbation, bei dem die Lust der Frau im Fokus steht, ist bereits online:

"Verschleuderte Gebühren"

Für einige Schweizer Politiker hat das SRF den Bogen damit überspannt. Ob er ernsthaft der Meinung sei, solche Sendungen müssten mit Gebühren finanziert werden, will die SVP-Nationalrätin Verena Herzog vom Bundesrat wissen. "Das SRF kann es sich nicht leisten, Billag-Gebühren einzutreiben, um die Gelder dann für solche Sendungen zu verschleudern", führt sie gegenüber "20 Minuten" aus. Diese sexuellen Themen würden nur Kleinstgruppen beschäftigen.

Herzog: "Ich traue der Jugend zu, mit ihrem gesunden Körpergespür solche Themen ohne Hilfe des öffentlichen Medienhauses abhandeln zu können." Ansonsten empfehle sie Hilfe von einer Fachperson.

Auch Alois Gmür (CVP) stehen die Haare zu Berge. "Was da gezeigt wird, könnte junge Frauen verstören." Das SRF müsse das junge Publikum mit sinnvolleren Inhalten erreichen. "Wir brauchen keine Sendungen, an denen sich junge Leute aufgeilen können – und schon gar nicht in einem gebührenfinanzierten Fernsehen." Befürworten würde er hingegen Formate, die einem jungen Zielpublikum politische und wirtschaftliche Themen näherbringen.

Aufklärung als öffentliche Aufgabe des Fernsehens

Die SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher unterstützt die Inhalte hingegen. Sexuelle Aufklärung und Prävention zu betreiben, sei eine Aufgabe des öffentlichen Fernsehens. "Dazu gehören nun mal auch Tabuthemen." Auf keinen Fall dürften dabei jedoch Menschen sexuell diskriminiert oder strafbare sexuelle Handlungen propagiert werden. Graf-Litscher betont, dass die SRG Programmautonomie hat. "Wer sich an der Sendung stört, kann sich an den Ombudsmann wenden."

Stefano Semeria, Bereichsleiter Junge Zielgruppe beim SRF, verteidigt die Formate. "Dr. Bock" solle im Rahmen des Gesamtangebots von Youngbulanz ja gerade einen Beitrag zur Entsexualisierung leisten. "Wir wollen unter anderem zeigen, dass ein freier und selbstbestimmter Zugang zum Thema Sexualität nichts mit den normierenden Darstellungen von Pornografie zu tun hat."

Fachleute entwickeln Formate

Laut Semeria ist es für den Sender selbstverständlich und legitim, Themen zu behandeln, die das junge Publikum interessieren. "Nur so können wir mit diesem Publikum in Kontakt bleiben, wie es von uns erwartet wird." Die Formate seien mit Fachleuten entwickelt worden. "Sie wissen, welche Fragen die Jungen beschäftigen."

Das Programm des SRF steht immer wieder im Fokus. Grund dafür ist die Initiative "Ja zur Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren". Diese sieht vor, dass der Bund künftig keine Empfangsgebühren mehr erheben darf.

(bz/20 Minuten)