Gesundheit

Trump-Medikament macht Halluzinationen

Obwohl er noch nicht über den Berg ist, gibt sich der US-Präsident so stark, als wäre nichts. Möglicherweise die Nebenwirkung seines Medikaments.

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Donald Trump steht aufgrund seiner Covid-19-Erkrankung unter dem Einfluss mehrerer Medikamente.
Donald Trump steht aufgrund seiner Covid-19-Erkrankung unter dem Einfluss mehrerer Medikamente.
(Bild: Reuters)

15 Tweets in 27 Minuten, allesamt in Großbuchstaben, eine Spazierfahrt an seinen Fans vorbei trotz akuter Covid-19-Erkrankung und die Botschaft, Sars-CoV-2 sei gar nicht so schlimm, er fühle sich besser als vor 20 Jahren – US-Präsident Donald Trump scheint nach seinem Corona-bedingten Spitalsaufenthalt wieder richtig Fahrt aufzunehmen. Und das offenbar sogar noch mehr als vorher.

Tatsächlich steht der US-Präsident seit der Bekanntgabe seines positiven Testergebnisses unter dem Einfluss mehrerer Medikamente – darunter auch des Steroidhormons Dexamethason, das bei Corona-Patienten eine übertriebene Immunreaktion verhindern soll und laut Studien die Sterblichkeit bei schweren Covid-19-Verläufen um bis zu 12 Prozent senkt.

Das verrät die Gabe von Dexamethason

"Die Tatsache, dass Trump Dexamethason bekam, könnte bedeuten, dass hier ein bisschen mehr vor sich geht, als öffentlich bekannt wird", zitiert Independent.co.uk den Mediziner und Medizinjournalisten John Torres. Das sei beunruhigend. "Denn wenn sie ihm Dexamethason verabreichen, bedeutet das, dass seine Symptome mehr als nur leicht oder mäßig sind", so Torres. Gemäß verschiedenen Richtlinien sollen nur Patienten mit schweren Verläufen das Steroidpräparat erhalten – laut den Nationalen Gesundheitsinstituten der USA (NIH) nur jene, "die mechanisch beatmet werden, und jene, die zusätzlichen Sauerstoff benötigen, aber nicht mechanisch beatmet werden".
Auch am Universitätsspital Zürich ist man mit der Gabe von Dexamethason zurückhaltend. Dort bekommen es nur Covid-19-Patienten, die einen Anstieg von Entzündungszeichen aufweisen und einen erhöhten Sauerstoffbedarf haben. Zudem ist laut Peter Steiger, dem stellvertretenden Direktor des Instituts für Intensivmedizin am USZ, Vorsicht geboten: "Bei Dexamethason hat man gewisse Reboundeffekte beobachtet. Wenn man es absetzt, kann es zu Entzündungsschüben kommen." Zudem handelt es sich um ein Immunsuppressivum. Das heißt: Es vermindert die Funktionen des Immunsystems. In der Folge kann es zu Zusatzinfektionen kommen. Auch eine Verschiebung der Blutsalze wurde beobachtet.

Größenwahn & Halluzinationen

Das Problem: Das Präparat, das laut WHO-Richtlinien nur bei schweren Covid-19-Verläufen gegeben werden soll, kann laut Experten bei manchen Patienten heftige Nebenwirkungen hervorrufen. Neben Problemen beim Denken, Sprechen oder Gehen sowie Sehschwierigkeiten, Schwindel, Herzrhythmusstörungen und Kopfschmerzen sind auch extreme Aktivität, Gefühlsschwankungen und Schlafstörungen als unerwünschte Nebeneffekte bekannt.

In einigen Fällen, so berichtet "The New York Times", komme es zu Wahnvorstellungen, Größenwahn, Manien, Psychosen, Delirium und Halluzinationen. Dabei spiele die Dosis offenbar keine Rolle, so J. Michael Bostwick, Psychiater an der Mayo in Rochester (US-Bundesstaat Minnesota) und Autor einer Studie zum Thema: "Steroide können bei fast jeder Dosis psychiatrische Nebenwirkungen haben."

Ob Donald Trump unter solchen leidet, wird wohl nie an die Öffentlichkeit gelangen. Ebenso wenig wie Angaben zu seinem tatsächlichen Gesundheitszustand (siehe Box). Fest stehen dürfte laut Spiegel.de aber, dass es "kein besonders beruhigendes Gefühl" ist, zu wissen, "dass der mächtigste Mann der Welt unter dem Einfluss von Medikamenten steht, die die genannten Nebenwirkungen haben könnten".

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    Das Weiße Haus veröffentlicht ein offizielles Foto des Präsidenten: Donald Trump bei der Arbeit im Walter-Reed-Spital.
    Das Weiße Haus veröffentlicht ein offizielles Foto des Präsidenten: Donald Trump bei der Arbeit im Walter-Reed-Spital.
    Reuters