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Mehr als 270 Arbeiter in türkischer Mine getötet

Heute Redaktion
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Bei einem schweren Bergwerksunglück im Westen der Türkei sind am Dienstag mehr als 280 Arbeiter getötet worden, der jüngste Tote ist erst 15. Ein technischer Defekt hatte in der Mine bei Soma in der Provinz Manisa in etwa zwei Kilometern Tiefe ein Feuer ausgelöst. Etwa 400 weitere Bergleute sind noch eingeschlossen, ihre Chancen stehen schlecht. Nach 18 Stunden wurden noch Überlebende geborgen. Türkische Gewerkschaftsvertreter sehen die Privatisierung des Kohleabbaus als Mitauslöser der Katastrophe.

Bei einem schweren Bergwerksunglück im Westen der Türkei sind am Dienstag mehr als 280 Arbeiter getötet worden, der jüngste Tote ist erst 15. Ein technischer Defekt hatte in der Mine bei Soma in der Provinz Manisa in etwa zwei Kilometern Tiefe ein Feuer ausgelöst. Etwa 400 weitere Bergleute sind noch eingeschlossen, ihre Chancen stehen schlecht. Nach 18 Stunden wurden noch Überlebende geborgen. Türkische Gewerkschaftsvertreter sehen die Privatisierung des Kohleabbaus als Mitauslöser der Katastrophe.

Das Grubenunglück in der Türkei gehört zu den schlimmsten Grubenunfällen der letzten Jahrzehnte. Vermutlich durch einen defekten Trafo war es zur Explosion gekommen, Feuer und Rauch verbreiteten sich rasend schnell. Da der Strom ausgefallen war, konnten die Bergleute nicht mit den Aufzügen an die Oberfläche gebracht werden. Besonders tragisch: Das jüngst Todesopfer der Mine ist der 15-jährige Lemal Yldz. Sein Onkel musste den Buben laut "20 Minuten" identifizieren.

Staatstrauer

Zum Zeitpunkt der Explosion, der mit dem Schichtwechsel zusammengefallen ist, sind etwa 787 Bergleute unter Tage gewesen, hieß es. Die Zahl der Toten ist auf über 280 geklettert. Die Regierung hat eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen, die Flaggen werden auf Halbmast gesetzt. Der türkische Fußballverband hat alle Spiele abgesagt.

Sechs Männer nach 18 Stunden befreit

Die eingeschlossenen Arbeiter waren teilweise mehrere Kilometer vom Ausgang entfernt. Hunderte Retter suchten nach Überlebenden. Sechs Überlebende wurden mehr als 18 Stunden nach der Katastrophe gerettet!

Frischluft in die Mine gepumpt

Die Rettungskräfte versuchten, Atemluft in den Schacht zu blasen. Aus Sicherheitskreisen vor Ort verlautete, es hätten sich zwei Luftblasen gebildet. Zu der einen hätten die Bergungskräfte Zugang. In der anderen seien die Kumpel aber von jeder Hilfe abgeschnitten.

Aufregung um "Süßer Tod"-Sager

Im Fernsehen sorgt ein Experte für wütende Reaktionen der Zuschauer, als er die Folgen einer Monoxid-Vergiftung unter Tage als "süßen Tod" bezeichnet, bei dem der Betroffene keinerlei Schmerzen spüre.

Gewerkschaftskritik wird laut

Türkische Gewerkschaftsvertreter sprechen von einem programmierten "Massaker". Das Unternehmen beschäftige eine große Zahl an Leiharbeitern, um die Lohnkosten gering zu halten, erklärte der Chef der linken Gewerkschaft DISK, Kani Beko heute gegenüber türkischen Medien. Es müsse damit gerechnet werden, dass die Zahl der Toten weiter steige.

Das türkische Ministerium für Arbeit und soziale Sicherheit erklärte, die Grube sei zuletzt am 17. März auf Sicherheitsmängel untersucht worden und es habe keine Beanstandungen gegeben. "Es gibt hier keine Sicherheit", sagt hingegen der Arbeiter Oktay Berrin in Soma. "Die Gewerkschaften sind nur Marionetten, und die Geschäftsleitung denkt nur ans Geld." Kani Beko, Chef des linken Gewerkschaftsbundes DISK, schlägt in gleiche Kerbe und spricht aufgrund der mangelnden Sicherheitsvorkehrungen von einem "Massaker".

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wollte am Mittwochmorgen am Unglücksort eintreffen, nachdem er eine geplante Reise nach Albanien abgesagt hatte.
Schwerstes Unglück seit 1992

In der Türkei kommt es immer wieder zu tödlichen Grubenunfällen. Mehrfach gab es in den vergangenen Jahren Verstöße gegen Sicherheitsbestimmungen oder es wurden veraltete Arbeitsgeräte eingesetzt.

Das folgenschwerste Unglück ereignete sich 1992 in einem Bergwerk in der Provinz Zonguldak. Dort starben bei einer Gasexplosion 263 Menschen.