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Mehrere brutale Übergriffe auf Serben in Kroatien

Heute Redaktion
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Hooligans von Dinamo Zagreb bei einem Fußballspiel
Hooligans von Dinamo Zagreb bei einem Fußballspiel
Bild: Reuters

In Kroatien ist die Zahl der Übergriffe auf die serbische Minderheit angestiegen. Die Regierung spricht von Einzelfällen, andere sehen das politische Klima im Land verantwortlich.

Die serbische Minderheit in Kroatien ist seit dem Kroatienkrieg (1991 bis 1995) deutlich geschrumpft. Zuletzt häuften sich jedoch die brutalen Übergriffe auf Serben – oft von Hooligan-Gruppen.

Der letzte derartige Vorfall ereignete sich vergangene Woche im Dorf Uzdolje unweit der kroatischen Provinzstadt Knin. Rund ein Dutzend maskierter Hooligans stürmte ein Lokal, in dem mehrere Gäste gerade das Champions-League-Spiel des serbischen Meisters Roter Stern Belgrad verfolgten. Die Angreifer prügelten mehrere Gäste – darunter auch Frauen und Kinder – mit Flaschen, Knüppel und Stangen ins Spital.

"Angriff von langer Hand geplant"

"Sie attackierten uns, weil ich Serbe bin und die Gäste Roter Stern schauten", berichtete der Gastwirt Boris Petko gegenüber dem Korrespondenten der "Presse": "Der Angriff war organisiert und von langer Hand geplant." Ebenfalls vergangene Woche wurde auch im Dorf Djevrske bei Knin ein serbischer Gastwirt attackiert. Er hatte sich geweigert, Lieder des rechtsextremen kroatischen Sängers Marko Perkovic alias "Thompson" zu spielen.

Bei Rijeka wurde zuvor ein 70-Jähriger serbischer Rückkehrer von Unbekannten erst als "Tschetnik" beschimpft und dann krankenhausreif geschlagen. Im Februar wurde gar der Torwart der Wasserballer von Roter Stern Belgrad am helllichten Tag von einer Meute durch die Touristenstadt Split gejagt.

Klima der Intoleranz

Die Regierung in Zagreb spricht von Einzelfällen. Regierungschef Andrej Plenkovic verurteilt die Übergriffe, betont aber, es handle sich um die "Taten von Einzelnen". Minderheitenvertreter und kritische Medien sehen das anders. Sie machen den Rechtsruck und das zunehmende Klima der nationalistisch motivierten Intoleranz für die Gewalttaten verantwortlich.

Der politische Ton wurde nicht nur in der kroatischen Innenpolitik zuletzt nationalistischer. Zuletzt hatte die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic, die immer wieder Nähe zu Nationalisten pflegt, für Empörung im Nachbarland Bosnien-Herzegowina gesorgt. Sie hatte den Nachbarn als "instabil" und "unter der Kontrolle des militanten Islamismus" bezeichnet.

(hos)