Ökologische "Geisterfahrt"

"Mehr Todesopfer" – Widerstand gegen Tempo 150 wächst

Die Pläne von Blau-Schwarz zu Tempo 150 auf Autobahnen bringen "mehr dreckige Luft und mehr tödliche Unfälle", warnen Forscher und Umweltschützer.
Bernd Watzka
04.02.2025, 15:31

Nach dem VCÖ kommt nun auch "vorsorgliche" Kritik an Tempo 150 von Umweltschützern, Verkehrsexperten und Grün-Politikern: "Mehr tödliche Unfälle, mehr Lärm, mehr Luftverschmutzung, mehr CO2-Emissionen, mehr Spritverbrauch und mehr Stress auf der Straße", so der grüne Mobilitätssprecher Lukas Hammer zu den Plänen von Blau-Schwarz.

Die Anhebung des Speed-Limits sei "reiner Populismus, der kein einziges Problem löst, aber viele neue schafft und bestehende verschlimmert", so Hammer. Viele Menschen leiden bereits jetzt "unter Autobahnlärm und dreckiger Luft. Eine Erhöhung des Tempolimits würde das noch verschlechtern."

Mehr Schadstoffe bei 150 km/h

Eine Erhöhung des Tempolimits von 130 auf 150 km/h hätte laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) mehrere negative Folgen: 19 Prozent mehr klimaschädlicher Schadstoffausstoß, 44 Prozent mehr gesundheitsschädigende Stickoxide und ein 18 Meter längerer Bremsweg, so eine aktuelle Studie.

Mit höherem Tempo steigt auch der Spritverbrauch.
Mit höherem Tempo steigt auch der Spritverbrauch.
VCÖ 2025, Lizenz by ND

"Zurück in die Vergangenheit"

"Anstatt die Verkehrsprobleme unserer Zeit zu lösen, arbeitet Blau-Schwarz mit hohem Tempo an einem Zurück in die Vergangenheit und scheint kein Problem damit zu haben, die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer dafür zu opfern. Das ist rückschrittlich", so Hammer.

Top-Forscher Hutter gegen Erhöhung

Auch Wissenschaftler und Umweltschützer warnen vor höheren Tempo-Limits. Tempo 150 sei ein "Rückschritt", sagt der renommierte Wiener Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien. Die NGO Greenpeace fürchtet eine insgesamt "rückwärtsgewandte Verkehrspolitik".

Bereits in den Wahlprogrammen von ÖVP und FPÖ ließe sich "ein Fokus auf Straßenbau und Förderung des Autos" erkennen, statt die Priorität auf den Ausbau von öffentlichem Verkehr, sowie Rad- und Fußwegen zu setzen, so Greenpeace.

Mehr Lärm, höhere Unfallgefahr

Die Umweltschutzorganisation warnt, dass mit erhöhtem Tempo die Unfallgefahr sowie Lärm und Belastung für Anrainer deutlich steige. Außerdem würden mehr gesundheits- und klimagefährdende Schadstoffe ausgestoßen.

Statt in "fragwürdige Experimente zu investieren", müsse die nächste Regierung "Kurs auf den Ausbau von öffentlichem Verkehr und von besseren Rad- und Fußwegen" halten, heißt es von Greenpeace.

„Mit Tempo 150 werden Menschenleben aufs Spiel gesetzt.“
Jasmin DureggerKlima- und Energieexpertin bei Greenpeace

"Vorteile sind kaum nachweisbar"

Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace: "Tempo 150 ist eine umweltpolitische Geisterfahrt. Damit werden Menschenleben aufs Spiel gesetzt sowie Umwelt- und Klimaschutz geopfert. Die Vorteile sind kaum nachweisbar, die Nachteile umso mehr".

Im Vergleich zu Tempo 130 würden die klimaschädlichen Gase um rund ein Fünftel steigen. "Die Menschen in Österreich haben kein weiteres fragwürdiges Verkehrsexperiment nötig, sondern verdienen ein gut erschlossenes und leistbares Zug- und Öffinetz", so Duregger.

Verkehr größtes "Klima-Problem"

Bezogen auf den Klimaschutz sei der Verkehr "immer noch das größte Problemfeld". Knapp ein Drittel aller klimaschädlichen Gase fallen dort an. 2022 lagen die Treibhausgase im Verkehrssektor um rund 50 Prozent höher als im Jahr 1990.

Damit ist der Verkehr der einzige Sektor, in dem die klimaschädlichen Gase seit 1990 massiv gestiegen sind anstatt zu fallen, heißt es.

Investitionen in Öffis

"Der klimaschädliche Trend der letzten drei Jahrzehnte muss beendet werden. Statt Geschwindigkeitserhöhungen benötigen wir Investitionen in den öffentlichen Verkehr, den Ausbau von sicheren Radwegen und den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor", fordert Duregger.

{title && {title} } bw, {title && {title} } Akt. 04.02.2025, 15:37, 04.02.2025, 15:31
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