Szene

"Meine Musik ist wie eine Massage, die weh und gut tut"

In seinem neuen Album "Keine Blumen" singt der Wiener Indie-Pop-Musiker Ariel Oehl über Abschiede. Und entschuldigt sich bei seinem Sohn.

Magdalena Zimmermann
Ariel Oehl schenkt seinen Fans mit "keine Blumen" ein neues Album.
Ariel Oehl schenkt seinen Fans mit "keine Blumen" ein neues Album.
(c) Tim Cavadini

"Wenn man krank ist oder im Krankenhaus, dann kriegt man oft Blumen zur Besserung. Und auch wenn jemand gestorben ist zum Trost", erklärt der Sänger Ariel Oehl seine Idee zum neuen Album "Keine Blumen" im Gespräch mit "Heute", "Blumen sind somit ein Symbol für Trost und Besserung. Und was ich mit diesem Album versucht habe, ist den Leuten in einer Phase, die vielleicht schwierig ist, einen Grund zu geben, wieder heiter zu sein und tanzen zu können."

Bekannt ist Oehl quasi über Nacht geworden - nämlich mit seinem ersten Album "Über Nacht", das 2020 beim Label von Herbert Grönemeyer veröffentlicht wurde. Seitdem nimmt er sich den eher schweren Themen des Lebens an. Leid, Verlust und Trennung spielen eben auch wieder beim neuen Album "Keine Blumen" wieder eine wichtige Rolle. "Man könnte meine Musik auch wie eine Massage sehen, die weh, aber gut tut", meint Ariel Oehl zu "Heute".

"Meine Geheimwaffe ist das Nuscheln"

Indie-Pop mit Tiefgang, so könnte man demnach die Musik von Ariel Oehl beschreiben. Doch beißt sich dabei die Leichtigkeit des Pops nicht mit den nachdenklichen und eher schwermütigen Texten? "Meine Geheimwaffe ist das Nuscheln", lacht Ariel Oehl im "Heute"-Interview, "Und beim ersten Mal hören, denkt man vielleicht, dass ich Englisch singe. Die Musik macht unterm Strich vielleicht ein bisschen melancholisch, aber vor allem glücklich. Und wenn man deepe Texte hat, die zum Nachdenken anregen, dann ist es eh ganz gut, wenn man die nicht beim ersten Mal aufs Ohr kriegt, sondern dann erst beim zweiten, dritten Mal versteht."

Album als Entschuldigung an seinen Sohn

Sein neues Album "Keine Blumen" erscheint am 26. August. Und soll auch eine Entschuldigung an seinen Sohn sein: "Ich glaube, dass junge Menschen, die jetzt Kinder haben, ihrem Nachwuchs irgendwann erklären müssen, dass es vielleicht in 20 Jahren Klimakriege geben wird. In 40 Jahren kein Wasser mehr gibt. Dass sich der Planet erhitzt und wir das Miteinander, dass es allen gut geht, noch nicht so richtig gefunden haben", zeigt sich Ariel Oehl nachdenklich, "Das heißt, wir sind unseren Kindern schon ein bisschen eine Entschuldigung schuldig, dass wir auf einen solchen Abgrund zusteuern."

"Einfach so ins Blaue ein Konzert zu spielen, wäre für mich eine Katastrophe"

Ab Ende September wird Ariel Oehl dann wahrscheinlich nicht mehr so viel Zeit für seinen Sohn haben. Bis November ist der Musiker nämlich auf Tour. Für ihn ist das vermeintlich spannende Rockstarleben jedoch oft auch sehr anstrengend: "Ich brauche sehr starke Routinen. Vor einem Jahr bekam ich die Diagnose des Asperger Autismus", erzählt Ariel Oehl, "Ich bin also jemand, der Routinen und konstante Umgebungen sehr braucht. Da ist das Touren nicht immer einfach. Ich kann mich nicht einfach gehen lassen und trinke dann zum Beispiel auch keinen Alkohol, wenn wir unterwegs sind. Einfach so ins Blaue ein Konzert zu spielen, wäre für mich eine Katastrophe."

Im Zuge seiner Tour kommt Oehl auch am 29. September ins WUK in Wien. Für das Konzert sind noch Karten erhältlich.

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