Welt

Menschenhandel floriert laut Studie in der EU

Heute Redaktion
14.09.2021, 15:59

In der Europäischen Union werden immer mehr Menschen als Prostituierte oder Zwangsarbeiter ausgebeutet. Das berichtet die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf die erste umfassende EU-Studie zum Thema Menschenhandel. EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström werde die Studie am Montag in Brüssel vorstellen.

In der Europäischen Union werden immer mehr Menschen als Prostituierte oder Zwangsarbeiter ausgebeutet. Das berichtet die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf die erste umfassende EU-Studie zum Thema Menschenhandel. EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström werde die Studie am Montag in Brüssel vorstellen.

Demnach ist die offizielle Zahl der Opfer von Menschenhandel zwischen 2008 und 2010 um 18 Prozent gestiegen: von 6.309 auf 9.528 im Jahr. Die Zahl der verurteilten Menschenhändler sei dagegen in den Berichtsjahren um 13 Prozent gesunken, von 1.534 im Jahr 2008 auf 1.339 im Jahr 2010.

"Ich bin sehr enttäuscht zu sehen, dass trotz der alarmierenden Tendenzen nur wenige Länder die neue EU-Richtlinie gegen Menschenhandel umgesetzt haben", sagte Malmström dem Blatt. Die EU-Richtlinie soll helfen, Menschenhandel effektiver zu bekämpfen und die Rechte der Opfer zu stärken.

Richtlinien werden kaum umgesetzt

Bisher haben sie erst fünf von 27 Mitgliedsländern vollständig umgesetzt. "Es ist schwer vorstellbar, dass in unseren freien und demokratischen EU-Ländern Zehntausenden Menschen die Freiheit entzogen wird, dass sie gehandelt werden wie Waren", sagte Malmström der Zeitung. "Doch das ist die traurige Wahrheit: Menschenhandel ist überall um uns herum, näher als wir denken."

Den Angaben zufolge wurden von 2008 bis 2010 in der EU offiziell 23.623 Opfer von Menschenhandel registriert. 68 Prozent waren Frauen, zwölf Prozent Mädchen, 17 Prozent Männer und drei Prozent Buben. Zwei von drei Betroffenen wurden demnach zur Prostitution gezwungen. Andere wurden als Arbeitskräfte ausgebeutet, zu Straftaten gezwungen oder dazu, sich ein Organ entnehmen zu lassen. 61 Prozent der Opfer kamen demzufolge aus EU-Ländern, vor allem aus Rumänien und Bulgarien, gefolgt von Afrika und Südamerika.

Jetzt Abendausgabe lesen