Tirol

MFG-Impfgegner nehmen Kurs auf nächsten Landtag

Eine aktuelle Umfrage birgt Sprengkraft: Im für sein Corona-Management in Verruf geratenen Tirol könnten die MFG-Impfgegner bereits im Landtag sitzen. 

Nikolaus Pichler
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Die MFG will nun auch Tirol erobern. 
Die MFG will nun auch Tirol erobern. 
Johanna Schlosser / picturedesk.com

In zwei Monaten stehen in Tirol Bürgermeister- und Gemeinderatswahlen an, in einem Jahr sogar die Landtagswahlen. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) muss sich also den Wählern stellen. Jetzt bringt eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Tiroler Tageszeitung, durchgeführt vom Gallup-Institut, Staub auf. 

Brisantestes Ergebnis: Wären jetzt Landtagswahlen, käme die impfskeptische MFG (Menschen, Freiheit, Grundrecht) auf sieben Prozent der Stimmen. Die Impfgegner säßen damit im Tiroler Landtag. In Oberösterreich sitzen die Impfgegner seit den Wahlen im September als Opposition bereits im Landtag. Das Bundesland von ÖVP-Mann Thomas Stelzer kämpft aktuell mit der niedrigsten Impfquote in ganz Österreich. 

Kann MFG Wähler mobilisieren?

Erst am Dienstag gab MFG-Landessprecher Bernhard Schmidt im ORF sein Ziel für die Gemeinderatswahlen aus. Er wolle mit MFG nach den Wahlen im Februar in 30 Tiroler Gemeinderäten vertreten sein und dabei vor allem in den Bezirksstädten Schwaz, Imst, Lienz und Kufstein möglichst stark sein, erklärte er gegenüber dem Fernsehsender. Der Zulauf sei jedenfalls enorm, betont Schmidt. Es handle sich seiner Einschätzung nach um Menschen, die von der bisherigen Politik enttäuscht seien, so der Ex-FPÖ-Mann und Polizeikommandant im ORF-Interview.

Politikwissenschaftler Philipp Umek sieht laut ORF vor allem Wählerpotenzial bei den Protestwählern. Ob diese auch bei den Gemeindewahlen mobilisiert werden können, sei noch offen, so der Forscher. 

Platter-ÖVP muss herbe Verluste hinnehmen

In der aktuellen TT-Umfrage büßt die Volkspartei jedenfalls gegenüber den letzten Wahlen (2018: 44 Prozent) in Tirol zwölf Prozentpunkte ein. 18 Prozent der Wähler sind laut der Tageszeitung noch unentschlossen, 13 Prozent würden keine der abgefragten Parteien wählen. "Von der Schwäche der ÖVP, die in der Meinung der Bevölkerung außerdem deutlich an Lösungskompetenz bei den anstehenden Herausforderungen im Land einbüßt, können SPÖ (17 Prozent), FPÖ (15 Prozent), Grüne (12 Prozent) und Liste Fritz (5 Prozent) nicht profitieren. Sie stagnieren bzw. sind stabil.", heißt es zudem weiter. Die Neos legen im Vergleich zur vergangenen Landtagswahl dagegen stark zu (neun Prozent). 

Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Gallup hat laut der Zeitung von 29. November bis 10. Dezember 2021 600 Tirolerinnen und Tiroler ab 16 Jahre befragt: 360 online und 240 davon telefonisch.
Die maximale Schwankungsbreite der repräsentativen Ergebnisse beträgt 4,1 Prozent.