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"Michelin" verteilt Sterne für geschlossene Restaurants

Der französische Restaurant-Führer "Guide Michelin" hat die Sterne für das Jahr 2021 vergeben. Neu im 3-Sterne-Olymp ist auch ein Foodtruck.

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"Michelin"-Chef Gwendal Poullennec schaut sich unter dem Eiffelturm sein aktuellstes Werk an.
"Michelin"-Chef Gwendal Poullennec schaut sich unter dem Eiffelturm sein aktuellstes Werk an.
REUTERS

Der Lockdown in Frankreich ist hart. Es gelten Ausgangsperren von 20 Uhr bis 6 Uhr morgens, pro Tag darf man zum Spazieren, Sporttreiben oder Gassigehen nur wenige Stunden auf die Straße und sich nur in einem kleinen Radius von zu Hause bewegen.

Restaurants sind seit März 2020 (mit Unterbrechungen) geschlossen. Trotzdem ließ es sich der renommierte Gourmet-Führer "Guide Michelin" nicht nehmen, Sterne für die besten Gastro-Betriebe des Landes zu vergeben. Das erstaunt, zumal kein Lokal 2020 wirklich zeigen konnte, was es kann.

"Wir wollten keinen weissen Michelinführer nach einem schwarzen Jahr."

Für Gwendal Poullennec, internationaler "Michelin"-Chef, ist die Ausgabe 2021 ein Zeichen der Hoffnung für die Gastronomie. "Wir wollten keinen weißen, leeren Michelinführer nach einem schwarzen Jahr", sagte Poullennec gegenüber der deutschen "Tagesschau". Die Inspektoren hätten zwar nur wenige Monate zum Testen gehabt, die Qualität der Küche habe dennoch überzeugt.

Aber reichen ein paar Monate für eine fundierte Bewertung im wichtigsten Gastro-Führer der Welt? "Unsere Inspektoren haben dieselben Kriterien angewandt wie immer und damit hat der neue 'Guide Michelin' denselben Wert wie seine Vorgänger", betont Poullennec. Mehr noch: es sei "ein sehr gutes Jahr. Mit Vielfalt, Talent und Jugend in allen französischen Regionen."

Foodtruck aus Marseille neu mit 3 Sternen

Spitzenkoch Alexandre Mazzia und sein Foodtruck vom Restaurant AM in Marseille sind neu mit drei «Michelin»-Sternen ausgezeichnet. Die Ehre rührte den Koch zu Tränen.
Spitzenkoch Alexandre Mazzia und sein Foodtruck vom Restaurant AM in Marseille sind neu mit drei «Michelin»-Sternen ausgezeichnet. Die Ehre rührte den Koch zu Tränen.
NICOLAS TUCAT / AFP / picturedesk.com

54 Restaurants tragen neu einen "Michelin"-Stern, 30 Lokale sind mit der Höchstwertung von drei Sternen ausgezeichnet. Neuster Zugang ist das AM von Alexandre Mazzia in Marseille. Weil auch sein Restaurant im Lockdown schließen musste, kochte er seine Spitzenmenüs einfach auf der Straße in einem Foodtruck. Bei der Verkündung brach der Koch in Tränen aus.

Als bester junger Chefkoch des Landes wurde der 28-jährige Mory Sacko ausgezeichnet, der sein Restaurant Mosuke in Paris erst im September letzten Jahres eröffnet hat. Der Franko-Senegalese überzeugte die Tester mit afrikanischer Küche mit japanischem Einschlag.

Wenige Sterne gingen verloren

Als das Restaurant L’ Auberge du Pont de Collonges in Collonges-au-Mont-d'Or in der Nähe von Lyon letztes Jahr auf zwei Sterne heruntergestuft wurde, ging ein Aufschrei durchs Land. Immerhin handelt es sich um das einstige Lokal von Paul Bocuse – dem wohl bekanntesten französischen Koch aller Zeiten.
Als das Restaurant L’ Auberge du Pont de Collonges in Collonges-au-Mont-d'Or in der Nähe von Lyon letztes Jahr auf zwei Sterne heruntergestuft wurde, ging ein Aufschrei durchs Land. Immerhin handelt es sich um das einstige Lokal von Paul Bocuse – dem wohl bekanntesten französischen Koch aller Zeiten.
REUTERS

"Michelin"-Chef Gwendal Poullennec gilt als harter Hund. So hat er letztes Jahr den französischen Jahrhundertkoch Paul Bocuse von drei auf zwei Sterne heruntergestuft. Die Krise schien Poullennec dieses Jahr aber etwas milde zu stimmen – nur wenige Lokale verloren einen Stern. Gleichzeitig nahm "Michelin" die Krise zum Anlass für Neuerungen. In der aktuellen Ausgabe sind 33 Lokale gelistet, die für ihre nachhaltige Bioküche ausgezeichnet sind.

Mit der Sterne-Vergabe zeichnet sich für die französische Gastronomie ein Licht am Ende des Tunnels ab. Staatspräsident Emmanuel Macron liess verlauten, dass die Lokale voraussichtlich am 20. Januar wieder öffnen dürfen.

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