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Microsoft kann Kopfhörer bauen – und was für einen

Mit Surface Headphones versucht sich Microsoft an geräuschunterdrückenden Kopfhörern. Ergebnis: Weltklasse-Sound zum Premium-Preis.
Heute Redaktion
13.09.2021, 17:13

Um 380 Euro sind Microsofts Surface Headphones im schicken Hellgrau zu haben. Viel Geld, für das man auch viel Leistung und gute Qualität erwarten kann. Die ersten Surface-Kopfhörer fallen trotz grauer Farbe gleich beim Auspacken auf. Sie sind relativ groß gestaltet, ungewöhnlich schwer und passen sich ins typische Surface-Design anderer Geräte ein.

Als Material kommt Kunststoff und Aluminium zum Einsatz. Links und rechts am Bügel prangt ein dezentes Microsoft-Logo, ansonsten sind an den Außenseiten keine Beschriftungen erkennbar. Die großen Ohrmuscheln lassen sich leicht drehen, der Verstellmechanismus des Bügel funktioniert in kleinen Stufen und wirkt sehr stabil.

Toll: Die Polsterung der Ohrmuscheln und des Bügels ist weich, verformt sich oder knautscht aber auch nach längerer Benutzung nicht. Auf der Waage wird ein Gewicht von 290 Gramm angezeigt, etwas mehr als man von Over-Ear-Kopfhörern gewohnt ist. Während das Gewicht in der Hand auffällt, ist das Tragegefühl nicht beeinträchtigt.

Die Kopfhörer sprechen mit Ihnen

Im Gegenteil: Durch die stabile Bauweise und die Polsterung sitzen die Surface Headphones nicht nur wackelfrei und fest am Kopf, sondern fühlen sich auch nach einer Stunde Tragezeit noch richtig angenehm an. Hat man den Kopfhörer erstmals aufgesetzt, geht die Inbetriebnahme blitzschnell. Eingeschaltet wird er über den kleinen Power-Knopf auf der rechten Ohrmuschel, einmalig gekoppelt über Bluetooth mit langem Druck auf den Mikrofon-/Bluetooth-Schalter.

Die Surface Headphones funktionieren in kabelloser Verbindung mit Android- und iOS-Geräten ebenso wie mit Windows-PC und Macs. Zehn Geräte werden unterstützt, die die Kopfhörer speichern können und zwischen denen ohne Unterbrechung gewechselt werden kann. Schönes Detail, das die Headphones von der Konkurrenz abhebt: Schaltet man sie ein, begrüßen sie den Nutzer und informieren ihn über die Akku-Restlaufzeit. Beim Koppeln geben sie per Sprache das gekoppelte Gerät an und beim Abschalten gibt es eine freundliche Verabschiedung.

Bedienung erklärt sich selbst

Ebenfalls stark ist die selbsterklärende Bedienung der Kopfhörer. An den beiden Ohrmuscheln sind an der Außenseite zwei stufenlos drehbare Ringe angebracht. Über den am rechten Ohr dreht man ebenso stufenlos die Lautstärke hoch und nieder, über jenen am linken Ohr die Stärke der aktiven Geräuschunterdrückung.

Auf höchster Stufe gibt es einerseits perfekt kristallklaren Sound ohne Verzerrungen, andererseits beinahe keine Umgebungsgeräusche mehr. Einzig laute Geräusche oder Stimmen sind noch dumpf hörbar. Bei der Unterdrückung leisten ein paar Konkurrenzgeräte wie der getestete WH-1000XM3 von Sony etwas mehr, die Surface Headphones bieten aber eine vollkommen akzeptable Unterdrückung.

Nette Zusatzfunktion

Eine kluge Zusatzfunktion ist im Surface Headphone eingebaut: Dreht man die Unterdrückung komplett ab, können Umgebungsgeräusch verstärkt werden. Optimal, wenn man gerade etwas gefragt wird und schnell den Sprechenden hören will, ohne die Kopfhörer abzunehmen. Smart geht es weiter: Ein kurzer Tipp mit dem Finger auf eine der Ohrmuscheln startet oder pausiert die Wiedergabe, gleiches gilt beim Auf- und Absetzen der Kopfhörer.

Doch die Surface Headphones können noch mehr: Für weitere Funktionen muss man sich entweder etwas in die Anleitung einlesen oder Surface-Tutorials ansehen, um die eigentlichen Möglichkeiten herauszufinden. So lassen sich per Doppeltippen auf die Ohrmuschel etwa Anrufe annehmen. Der Klang ist auch bei Anrufen klar, selbst Wind auf der Straße oder Schritte stören das Gespräch nicht. Bei Bedarf können die Surface Headphones übrigens auch mit Kabel betrieben werden – mitgelieferter im schicken Etui werden ein Audio-Kabel sowie ein USB-Kabel und eine Schnellstartanleitung.

Die fast perfekten Kopfhörer

Will man die Surface Headphones kritisieren, beginnt man primär beim Preis, denn technisch gibt es nur Kleinigkeiten auszusetzen. Die 380 Euro für die Kopfhörer sind im Premium-Segment angesiedelt, Konkurrenzgeräte wie der erwähnte Sony WH-1000XM3 liegen dabei mittlerweile fast 100 Euro darunter. Meckern auf hohem Niveau ist dagegen das Fehlen anderer Farben als das Hellgrau des Modells. Für Sound-Enthusiasten fehlen zudem zusätzliche Protokolle zum (bisher) einzig unterstützten SBC. SBC ist das Standard-Bluetooth-Protokoll, das Audiosignale mit Verkusten komprimiert kodiert.

Abseits vom Papier wird man davon aber kaum etwas merken. Im Gegenteil: Die Lautstärke ist überraschend hoch und auch am Maximallevel glasklar, dazu kommt ein stärkerer Bass, als man ihn von anderen Kopfhörern kennt. Der Detailreichtum lässt sich zudem über den PC entweder individuell anpassen, oder es stehen Modi für Rock, Klassik und einige andere Genres bereit. Bei der Akkulaufzeit halten die Headphones 15 Stunden durch – kein Rekordwert, aber auch nicht wenig. Das Laden dauert etwas unter einer Stunde. Insgesamt hat Microsoft mit den Surface Headphones die fast perfekten Kopfhörer geschaffen. Fällt der Preis künftig noch etwas, führt an ihnen kein Weg vorbei. (rfi)

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