Österreich

Millionen gedruckt – Beute in Las Vegas vermehrt

Heute Redaktion
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Zwei Cousins, einer war Filialleiter, der andere sein Regional-Chef, finanzierten mit einem "genialen" Trick ihre Spielsucht. Sie druckten im Schulungszentrum der Handelskette Gutscheine aus, die aber echtes Geld wert waren. Am 15. Jänner 2020 standen die jungen Männer vor Gericht.
Zwei Cousins, einer war Filialleiter, der andere sein Regional-Chef, finanzierten mit einem "genialen" Trick ihre Spielsucht. Sie druckten im Schulungszentrum der Handelskette Gutscheine aus, die aber echtes Geld wert waren. Am 15. Jänner 2020 standen die jungen Männer vor Gericht.
Bild: Denise Auer

Nachdem sich zwei Cousins im Schulungszentrum einer Supermarktkette einen Millionenbetrag gedruckt hatten, flogen sie in die USA und verdienten 70.000 beim Gambeln.

Zwei Cousins, einer war Filialleiter, der andere sein Regional-Chef, finanzierten mit einem "genialen" Trick ihre Spielsucht. Sie druckten im Schulungszentrum der Handelskette Gutscheine aus, die aber echtes Geld wert waren.

Die Coupons lösten sie gegen Amazon-Wertkarten ein. Damit wurden Goldmünzen, Goldbarren, Computerspielguthaben, aber auch Bizarres wie Anal-Gel gekauft. Sie jetteten noch nach Las Vegas (USA) und "erzockten" sich dort 70.000 Euro, die zurück in Österreich aber bald wieder verjubelt waren.

Am Mittwoch (15. Jänner 2020) standen die jungen Männer vor Gericht. Ihnen wurde betrügerischer Datenverarbeitungsmissbrauch vorgeworfen. Aufgrund der hohen Schadenssumme drohten ihnen bis zu zehn Jahre Haft.

Übungsgutscheine waren bares Geld wert

H. K. (29) und Z. K. (32) legten ein volles Geständnis ab und erklärten die Tilgung von (Spiel)-Schulden zum hauptsächlichen Tatmotiv. Vor Richter Christoph Bauer erzählten die Cousins Details: Durch Zufall hätten sie von einem Kollegen erfahren, dass die Übungsgutscheine real einlösbar wären. Zweimal hätten sie dann Anfang letzten Jahres solche Gutscheine ausgedruckt, wobei einer die Kassa bedient habe und der andere Schmiere stand.

Schwierigkeiten hätte es nur gegeben, als sie die durch diverse Goldkäufe erzielten Geldbeträge bei der Bank einzahlen wollten. Zudem wurden im Lauf der Zeit einige Gutscheine gesperrt. Die "Best-Bros" wurden nervös. Einer fuhr durch halb Wien und warf die restlichen Gutscheine in zahlreiche Papierkörbe. Kurz danach stand die Polizei vor der Tür – ab September verbrachten die "Goldfinger" ihr Leben in der U-Haftzelle in der Justizanstalt Josefstadt.

Verteidiger-Kunst bringt Angeklagten Gnade

Z. K.s Anwalt Arthur Machac konnte in der Verhandlung überzeugend darlegen, dass der Schaden weitaus geringer sei, als die angeführte Million. Denn viele Gutscheine konnten für ungültig erklärt werden. Zudem haben die Familien der Straftäter aktiv an der Wiedergutmachung des Schadens mitgeholfen. Am Ende blieben pro Angeklagten nur mehr rund 120.000 Euro Schaden übrig. Der zweite Hauptangeklagte wurde von Roman Tenschert vor Gericht vertreten.

Der Schöffensenat würdigte Unbescholtenheit, Geständnis und Wiedergutmachung strafmildernd. Beide Angeklagten erhielten ein Jahr unbedingt. Durch Anrechnung der Vorhaft werden sie voraussichtlich im Frühling wieder in Freiheit sein. Sie haben bereits fixe Jobzusagen – freilich nicht im Gutschein-Geschäft.