"Mir war fad" – so deckte Wiener die Benko-Pfändung auf

Mark Mitterhuber (44) bezeichnet sich als ganz normalen Bürger. Der Betriebswirt aus Oberösterreich lebt seit 20 Jahren in Wien – und löste ganz alleine das Benko-Beben aus, das aktuell ganz Österreich empört. Mittlerweile ist die Causa um das neu gebaute Schlosshotel Igls (Tirol), das aus Wien-Rudolfsheim verwaltet wird, bereits ein Fall für die hohe Politik. Der kommende COFAG-Untersuchungsausschuss will sich auch dem Steuerkomplex um den gefallenen Immo-Milliardär widmen – wir berichteten.

Wie er die Pfandrechtsvormerkung aufdeckte? An seinem freien Tag kurz vor Silvester stolperte der Angestellte auf X (vormals Twitter) über das Urlaubs-Foto der bekannten österreichischen Twitter-Größe @Joanalistin, die ihren Tirol-Trip für einen Ausflug in die Villengasse nach Igls (Tirol) nutzte und dort die Benko-Villa im Dunkeln abknipste. "Strom kann er also noch zahlen", schrieb sie süffisant dazu.

Die Neugier des Wieners war geweckt: "Mir war am Abend gerade fad und ich war gespannt, ob ich die besagte Benko-Liegenschaft im Grundbuch finde", so der 44-Jährige. Gesagt, getan: "Nach kurzer Google-Suche hatte ich die Adresse", freute sich Mitterhuber. Dann schlug er im öffentlichen Verzeichnis nach. "Da sah ich dann, dass neben der Vormerkung zum Pfandrecht einer Liechtensteiner Bank auch das Finanzamt einen Anspruch von über 12 Millionen Euro angemeldet hat", so der Unternehmensberater.

Tweet ging sofort viral

Flugs fertigte er Screenshots an und postete seine Recherche am 30.12. um 22.55 Uhr auf X (vormals Twitter). "Heute" griff die Causa am Folgetag als erstes Medium auf. Die Konkurrenz – inklusive ORF-Hauptnachrichten – zog erst viele Stunden später nach. "Sogar der deutsche Spiegel brachte mittlerweile meinen Tweet", ist Mitterhuber ein bisschen stolz über seinen Coup. Sein Original-Posting wurde bereits über 200.000 Mal geklickt und oft geteilt. Was ihn verwundert: "Dass nicht mehr Journalisten persönlich bei mir anfragten."

Und, dass der gut vernetzte Milliardär René Benko so viele Jahre scheinbar unbescholten mit seiner komplizierten Konstruktion durchgekommen war. Denn Mitterhuber selbst stammt aus einer Unternehmerfamilie mit Bau-Bezug: "Jeder Geschäftsmann weiß, wie unangenehm das Finanzamt schon nach kurzer Zeit sein kann."  Aus Sicht von Benko oder vielmehr der betroffenen Verwaltungs-Firma und ihrer Eigentümerin, der Laura Privatstiftung, liegt die Causa allerdings anders.

Ein Sprecher der Laura Privatstiftung wieß gegenüber "Heute" die Vorwürfe zurück und erläutert die Sachlage wie folgt: Die Schlosshotel Igls GmbH mit einem Büro in der Rudolfsheimer Privatwohnung eines Signa-Managers (schräg vis-a-vis von einem Balkangrill, Anm.) sei eine eigenständige Immobilienunternehmerin und habe im Rahmen des Neubaus der Villa "ordnungsgemäß Mehrwertsteuer auf Errichtungskosten abgeführt". Im Rahmen der Vorsteuer habe die Firma diese Beträge "vom Finanzamt Innsbruck ordnungsgemäß und richtigerweise rückerstattet bekommen".

Vermutlich auch, weil die Liegenschaft laut der Innsbucker Gemeinderätin und Nationalratsangeorneten Julia Seidl (NEOS) nach wie vor als Hotel mit gewerblicher Nutzung eingetragen ist, forderte der Fiskus die Millionen zurück. Das habe aber "keine Rechtsgrundlage" und werde "von der Objekteigentümerin abgelehnt", meint die Laura Privatstiftung.

Zahlte Benko sich selbst die Miete nicht?

Höchst komplex alles also. Nicht zuletzt auch, weil es für die Villa seit Ende 2021 eine Art Mietvertrag mit der Signa Holding gibt. Das privat genutzte Haus war also an die Dachgesellschaft von Benkos Immo-Konzern vermietet. Bezahlt wurde die Miete aber möglicherweise nicht – denn die Schlosshotel Igls GmbH (die wohl als offizielle Vermieterin der Villa fungiert) scheint auch auf der Gläubigerliste der seit Ende November 2023 insolventen Signa Holding auf...

FOTOSTRECKE: Hier versteckt sich die gemeine Benko-Zentrale in Wien