Österreich

Missbrauch: Ingenieur nach Vorwürfen selbst angeklagt

Heute Redaktion
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Der Angeklagte beim Prozess mit Anwalt Kresbach (re.).
Der Angeklagte beim Prozess mit Anwalt Kresbach (re.).
Bild: privat

Mehrmals zeigte ein 53-Jähriger aus dem Bezirk Wr. Neustadt vermeintliche Missbrauchsfälle an, nun muss er sich selbst wegen solcher vor Gericht verantworten.

Ende 2018 soll eine 12-Jährige eine behinderte, damals 10-Jährige in einer Schule im Bezirk Wr. Neustadt mehrmals massiv belästigt haben, ihr Stiefvater (53) erstattete Anzeige. Im folgenden März soll ein Mitschüler der Sonderschülerin dann in die Hose gefasst haben. Der Stiefvater erstattete erneut Anzeige und übte medial heftige Kritik an der Schuldirektorin, die untätig sei – "Heute" berichtete jeweils.

Dann kam es zu einer überraschenden Wende und der Ingenieur rückte selbst ins Visier der Ermittler. Eine Bekannte der Familie erstattete Anzeige, die Polizei führte im Sommer beim 53-jährigen Frühpensionisten eine Hausdurchsuchung durch und fand Klappmesser, drei Pistolen und Pfefferspray – obwohl der Frühpensionist ein Waffenverbot hat.

Stieftocher selbst missbraucht?

Gegen den Mietnomaden, der Anzeichen eines Messie-Syndroms aufweist, wurde dann auch wegen Missbrauchs ermittelt. Er soll seine behinderte Stieftochter laut Anklage selbst gezwickt und geschlagen sowie eine Frau an den Haaren gerissen haben. Er saß deshalb und wegen der Waffen fortan Untersuchungshaft.

Am Montag wurde vor Gericht in Wr. Neustadt die Verhandlung eröffnet. Die Bekannte, die den Fall gemeldet hatte, gab dabei an, dass sie in erster Linie wegen der Waffen zur Polizei ging. Woher die mittlerweile 11-Jährige ihre Verletzungen hat, wisse sie nicht. Ein andere Zeuge warf dem 53-Jährigen indes vor, er sei für eine Rattenplage in der ganzen Gasse verantwortlich.

"Ich bin verdeckter Ermittler"

Der Angeklagte selbst machte vor Gericht auch nicht den glaubwürdigsten Eindruck. Er erzählte, er sei für das BMI als verdeckter im Drogenmilieu aktiv. Als die Richterin nach der Dienstnummer fragte, sagte er: "Mein Hund hat eine Dienstnummer, ich nicht." Seine Lebensgefährtin, die Mutter der 11-Jährigen, wollte keine Aussage machen.

Schlussendlich musste die Richterin die Verhandlung auf 29. Jänner vertagen, um mit Hilfe von weiteren Zeugen Herrin über das Chaos werden zu können. Indes soll auch ein Gutachten erstellt werden, das durchleuchtet, was genau das behinderte Mädchen mit ihrer Aussage "Papa zwickt" gemeint hat. Bei der nächsten Verhandlung soll dann auch die angeblich untätige Direktorin aussagen und die Misshandlungsvorwürfe des Ingenieurs in den Fokus genommen werden.

Auf Verteidiger Elmar Kresbach warten wohl arbeitsreiche Wochen. Ein von ihm gestellter Enthaftungsantrag für seinen Mandanten wurde am Montag abgelehnt. Weil der 53-Jährige einschlägig vorbestraft ist und auch noch bedingte Strafen offen hat, die nun schlagend werden könnten, bleibt er bis auf weiteres hinter Gitter.