Österreich

Missbrauchs-Vorwürfe: Cellist blitzt vor Gericht ab

Heute Redaktion
Teilen
Der Cellist wurde im April 2018 von der mdw fristlos entlassen.
Der Cellist wurde im April 2018 von der mdw fristlos entlassen.
Bild: iStock/Symbolbild

Ein Cello-Professor wurde im April 2018 von der Universität für Musik und darstellende Kunst fristlos entlassen. Er klagte – und musste vor Gericht nun eine Niederlage einstecken.

Brisante Verhandlung am Dienstag am Arbeits- und Sozialgericht am Wiener Alsergrund: Jener Cello-Professor (53, Name der Redaktion bekannt), der seine Macht missbraucht und mehrere Studenten sexuell belästigt bzw. missbraucht haben soll, und Ulrike Sych, Direktorin der Universität für Musik und darstellende Kunst (mdw), trafen sich im Gerichtssaal wieder.

Professor soll von Student Sex gefordert haben

Die Wiedersehensfreude war allerdings auf beiden Seiten nicht groß: Im April 2018 hatten sich mehrere Studenten an die mdw-Direktorin gewandt und glaubhaft von sexuellen Übergriffen berichtet. Die Schilderungen der allesamt jungen, männlichen Opfer waren so erschütternd, dass Sych sofort Konsequenzen zog und den Cello-Professor fristlos entließ. So soll der 53-Jährige etwa Studenten in seine Wohnung nach Salzburg eingeladen, sich dort entblößt und Sex gefordert haben. Im Anschluss an die Übergriffe dürfte er die Opfer massiv unter Druck gesetzt und ihnen gedroht haben. Zuletzt tauchte er zudem in der mdw bei Prüfungen und Vorlesungen auf und versetzte seine Opfer damit in Angst.

Cellist klagte auf Verdienst-Entgang

Der Musiker – er ist auch Solo-Cellist bei den Wiener Philharmonikern – fühlte sich von der mdw ungerecht behandelt und klagte auf Verdienst-Entgang und Wiedereinstellung. Im Oktober 2018 wurde am Arbeitsgericht ein Vergleich unter Ausschluss der Öffentlichkeit erzielt.

Danach wurde es ruhig in der Causa. Doch nun flammte der Konflikt vor Gericht erneut auf. Denn der Cellist beschloss nach 16 Monaten, die Klage gegen die mdw wieder aufzunehmen. "Ich bin überrascht, dass wir uns hier wiedersehen", meinte Richterin Brigitte Erhart gleich zu Beginn der Verhandlung – und bohrte nach. Auf die Frage, warum er nach diesem langen Zeitraum die Verhandlung fortsetzen wollte, meinte der Cellist schließlich: "Staatsopern-Direktor Dominique Meyer hat mich ersucht, das Verfahren so lange nicht fortzusetzen, bis seine Funktionsperiode abgeschlossen ist." (Anm., Meyer wechselt mit 1. März an die Mailander Scala).

Meyer dementiert, kündigt rechtliche Schritte an

Auf "Heute"-Nachfrage dementiert Meyer dies: "Die Aussage, der Cellist hätte erst jetzt die Fortsetzung des Prozesses angestrebt, weil ich ihn gebeten hätte, das Ende meiner Amtszeit abzuwarten, finde ich unfassbar. Sie entbehrt jeglicher Grundlage und ich werde diesbezüglich rechtliche Schritte prüfen lassen."

Fristlose Entlassung bleibt aufrecht

Doch die Ausrede mit Meyer nützte dem Cellisten vor Gericht nichts: Richterin Erhart machte kurzen Prozess und wies den Antrag auf Fortsetzung aufgrund der langen Zeitspanne, die vergangen ist, inhaltlich ab. Die fristlose Entlassung ist damit aufrecht. Der Anwalt der mdw rechnet damit, dass das Urteil des Arbeitsgerichtes in rund einem Jahr rechtskräftig ist. Denn der Cellist kann natürlich gegen das Urteil berufen – und wird diesen Schritt vermutlich auch setzen.

Auswirkungen hat das Urteil eventuell auch auf die Anstellung bei den Wiener Philharmonikern: "Aufgrund des Verhandlungsergebnisses prüfen wir, welche rechtlichen Konsequenzen es für die Wiener Staatsoper hat", so ein Sprecher.

Nach Bekanntwerden der Missbrauchs-Vorwürfe im April 2018 wurde der Solo-Cellist freigestellt. Wie "Heute" berichtete, durfte er aber ab 17. September 2018 wieder auftreten, da eine interne Überprüfung der Staatsoper "keinen konkreten arbeitsrechtlich oder strafrechtlich relevanten Vorwurf" ergeben hatte. Dem Vernehmen nach soll es aber einen Übergriff auf einen Studenten in der Staatsoper gegeben haben.