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Missbrauchsfälle – Papst Benedikt weist Schuld von sich

Ein unabhängiges Gutachten zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche in Deutschland belastet den emeritierten Papst Benedikt XVI. schwer.

Heute Redaktion
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Papst Benedikt XVI.
Papst Benedikt XVI.
Stefano Spaziani / dpa Picture Alliance / picturedesk.com

Am Donnerstag ist das Gutachten einer deutschen Anwaltskanzlei erschienen, die im Auftrag der Kirche Missbrauchsfälle und das Vertuschen an der Erzdiözese Freising aufgedeckt hat. Das Ergebnis ist vernichtend und belastet den den emeritierten Papst Benedikt XVI. schwer.

Das Gutachten listet zwischen 1945 und 2010 mindestens 497 Missbrauchsopfer auf. Davon seien 247 männliche Betroffene gewesen, 182 weiblich. Mindestens 235 mutmaßliche Täter gab es laut der Studie – darunter 173 Priester und neun Diakone. Es wird von einer deutlich höheren Dunkelziffer ausgegangen, zudem seien viele Täter nach Bekanntwerden der Vorwürfe noch im Einsatz gewesen.

Papst als "Lügner"

Der spätere Papst Joseph Ratzinger ist von 1977-1982 der Erzdiözese vorgestanden und sei beim Vertuschen beteiligt gewesen, heißt es. Benedikt habe als damaliger Münchner Erzbischof Joseph Ratzinger in vier Fällen nichts gegen des Missbrauchs beschuldigte Kleriker unternommen, teilten die Gutachter am Donnerstag in München mit. In einer Stellungnahme bestritt Benedikt demnach seine Verantwortung "strikt", die Gutachter halten dies aber nicht für glaubwürdig.

"Er hat sein Lebensbild nachhaltig zerstört"

In deutschen Medien steht der ehemalige Papst nun als Lügner da. In seiner Stellungnahme wies er die Verantwortung von sich. "Er steht nicht glaubwürdig da. Er hat sein Lebensbild nachhaltig zerstört", erklärt der Jesuit, Theologe und Publizist Andreas Batlogg im "Ö1-Morgenjournal".

Zudem nahm Ratzinger in der Stellungnahme auch Wertungen vor. Ein beschuldigter Priester sei ein Exhibitionist, es handle sich laut den Ansichten von Papst Benedikt hier nicht um Missbrauch, da es in keinem Fall kam es zu einer Berührung kam. "Das ist eine erschreckende Position. Die Opfer und Betroffenen sind überhaupt nicht im Blick dabei", so Batlogg weiter.

Erzbischof glänzt mit Abwesenheit

Das Gutachten zum sexuellen Missbrauch im Erzbistum München und Freising wirft dem amtierenden Erzbischof Reinhard Marx ebenfalls Untätigkeit vor. Er nahm nicht an der Vorstellung des lange erwarteten Gutachtens teil. Die Gutachter kritisierten das öffentlich, sie hätten den Kardinal eigens eingeladen.

Der katholischen Kirche in Deutschland ist es seit dem Bekanntwerden ihres Missbrauchsskandals im Jahr 2010 nicht gelungen, wieder Vertrauen aufzubauen. Im Gegenteil: Missbrauchsopfer verlangen inzwischen eine staatliche Aufklärung, da sie der Kirche das nicht mehr zutrauen.

Der 1927 geborene Ratzinger war von 1977 an fünf Jahre lang Erzbischof von München und Freising. 1982 machte ihn Papst Johannes Paul II. zum Chef der mächtigen Glaubenskongregation, der Nachfolgerin der Römischen Inquisition. Nach dem Tod Johannes Pauls 2005 wählte ihn das Konklave zum Pontifex. Im Februar 2013 trat er überraschend zurück. Er lebt seither zurückgezogen im Vatikan.

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