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Mit der Kraft der vier großen Zylinder

Der 924 S hatte endlich, was seinem Vorgänger fehlte: einen echten Porsche-Motor. Noch heute überzeugt das Transaxle-Coupé mit Reisequalitäten.

Heute Redaktion
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Vorgestellt wurde der Porsche 924 bereits im Herbst 1975. Aber es dauerte zehn Jahre, bis der größte Kritikpunkt, der Audi-Motor, aus dem Wege geschafft wurde, indem man den halbierten 928-Motor einbaute, der bereits seit 1981 den Porsche 944 befeuerte.

Dabei waren dem 924 schon vorher kaum Schwächen anzukreiden. Schließlich war er mit seiner Heckklappe praxisorientiert, mit seinem Zweiliter-Motor in Kombination mit der guten Aerodynamik sparsam und ausreichend sportlich. Zudem sah das von Harm Lagaay unter Leitung von Anatole Lapine entworfene Kleid hübsch aus und überstand den Lauf der Jahre überraschend gut. Das Fahrverhalten hatte von Anfang an überzeugt, genauso der hohe Nutzwert des kleinen Sportwagens.

Endlich ein Porsche-Motor

Dass man schließlich den Audi-Motor durch das Aggregat aus dem 944 ersetzte, war also nicht nur der Kritik geschuldet, sondern auch der Tatsache, dass der Motor gar nicht mehr längere Zeit zur Verfügung stand. Zudem sprachen Gleichteile-Argumente und abgastechnische Vorteile für den Einsatz des 944-Motors im 924 S, der zur IAA Frankfurt im September 1985 präsentiert wurde.

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Der neue Motor hatte durchaus einige Vorzüge zu verbuchen. Das Kurbelgehäuse und der Zylinderkopf bestanden aus Leichtmetall, für die Dämpfung der Schwingungen sorgten zwei Ausgleichswellen. Leistete der 2479 cm3 große Motor im 944 163 PS, waren es im 924 S deren 150 und zwar unabhängig davon, ob die Abgase über einen Katalysator entgiftet wurden oder nicht. Das Leistungsdefizit gegenüber dem 944 resultierte aus einer auf 9,7:1 reduzierten Kompression, welche die Verwendung von (bleifreiem) Normalbenzin erlaubte.

Der Vorteil der schlanken Statur

Der größere Motor im schmäleren 924 führte zu Fahrleistungen, die nur wenig unter jenen des stärkeren 944 lagen. Mit 219 km/h Spitze und einer Zeit von 8,0 Sekunden für den Spurt von 0 bis 100 km/h jedenfalls war man gut gerüstet im internen Bruderduell.

Funktionell gab es sowieso keine Nachteile wegen der schlankeren Karosserie, einzig das weiterhin an die VW-Zeiten erinnernde Interieur wirkte etwas weniger edel als das, was der 944 bieten konnte.

Allerdings kostete der Porsche 924 S über 40'000 Franken und dies bei vergleichsweise magerer Ausstattung, wenn man ihn mit einem Mazda RX-7 oder Mitsubishi Starion Turbo verglich. Mit über 16'000 bis 1988 verkauften Wagen, ab 1987 gab es 160 PS, schlug sich der letzte 924 achtbar.

Angenehmer Gefährte

195 Newtonmeter Drehmoment waren vor 30 Jahren noch eine Hausnummer, im Zeitalter der Turbo-Diesel und zwangsbeatmeter Direkteinspritzer ist man sich an viel Schub aus tiefen Drehzahlen allerdings gewöhnt. Trotzdem überzeugt der 924 S mit gutem Temperament, nur die Spritzigkeit im oberen Drehzahlbereich erinnerhalb an den ungewohnt großen Hubraum des Vierzylinders.

Im Alltag sind mit dieser Drehzahlcharakteristik aber keine Nachteile verbunden und man schwimmt problemlos im Verkehr mit. Die Getriebebedienung fühlt sich gut an und man wechselt die Gänge oftmals einfach aus Freude am Schalten.

Die Sitzposition ist gut, nur das Lenkrad liegt etwas tief. Vorne freut man sich an guten Sichtverhältnissen, während es hinten schon eher Kinder- als Erwachsenensitze sind, die da zur Mitfahrt einladen.

Der 924 S ist eigentlich das ausgewogenste Modell der Baureihe, nur die höheren Wartungskosten gereichen ihm zum Nachteil gegenüber seinen Vorgängern.

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(B. v. Rotz/20min)