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Mode um wenige Cent, vieles gratis – Riesen-Hype um App

Mit China-Waren mischt ein Händler den US-Markt auf und will globaler Marktführer werden. "Heute" zeigt die Vorteile und den Haken von Temu auf.

Temu will zum weltweiten Marktführer im Onlinehandel werden.
Temu will zum weltweiten Marktführer im Onlinehandel werden.
REUTERS

Nach Shein mischt der nächste chinesische Billig-Anbieter den Onlinehandel auf. Der Marktplatz Temu startete im September in den USA und war vier Monate später die meist heruntergeladene App. Dank Werbung bei Großevents und in den sozialen Netzwerken explodierten die Downloadzahlen – auch hierzulande. Die Botschaft des Werbe-Clips? Shoppe wie ein Milliardär, indem du viele Dinge kaufst – aber billig. Die App ist auch heute noch die Nummer eins in den Downloadcharts.

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    Temu will zum weltweiten Marktführer im Onlinehandel werden.
    Temu will zum weltweiten Marktführer im Onlinehandel werden.
    REUTERS

    Was ist Temu?

    Der Onlinehändler mit Sitz in den USA gehört zum chinesischen E-Commerce-Giganten PDD, der an der US-Börse ist. Zu kaufen gibt es praktisch alles zu unschlagbaren Preisen und mit 90-Prozent-Aktionen – Abendkleider für 9,99 Dollar, Haushaltwaren wie Augenbrauentrimmer für 90 Cent oder Unterhaltungselektronik wie kabellose Kopfhörer für ein paar Dollar.

    Warum sind die Produkte so billig?

    Die Firma nutzt laut eigenen Angaben das Logistik- und Produzenten-Netzwerk der milliardenschweren Muttergesellschaft. Temu liefert direkt von den meist chinesischen Fabriken, laut Berichten die Überschussproduktion. Beste Qualität darf man zu Tiefpreisen nicht erwarten. "Man bekommt das, wofür man bezahlt", schreibt "Business Insider", das die Produkte getestet hat.

    Warum wächst die App so schnell?

    Billige Fast Fashion bieten auch Wish oder Shein. Bei Temu gibts aber noch Boni, fürs Bewerben der App in sozialen Netzwerken. Manche haben so für Hunderte Dollar Gratisprodukte bekommen, wie das "Time"-Magazin schreibt. Wie einst Amazon macht die Firma Verlustgeschäfte, um Marktanteile zu gewinnen, zitiert es einen Informatikprofessor. Zudem soll Temu Influencer beauftragt haben, schlecht über die Konkurrenz zu sprechen, behauptet Shein, das Temu deswegen vor Gericht zerrte.

    Fast Fashion ist schlecht fürs Klima
    Fast Fashion lebt von schnellen Trends. Gut für die Umwelt ist das nicht. Denn stetig neue Modetrends verleiten dazu, immer neue Kleidung zu kaufen. Alte Teile landen dann oft im Abfall. Allgemein sei die Modeindustrie nicht nachhaltig, so Marta Kwiatkowski vom GDI. In Sachen Kleidung herrsche eine Überversorgung. "Das einzig wirklich Nachhaltige wäre, nur neue Teile zu kaufen, um alte, kaputte zu ersetzen."

    Auf TikTok gibt es Hunderte Millionen Videos zu Temu. Im Vergleich zu den Milliarden Videos zu Shein, Aliexpress und Amazon ist der neue Konkurrent aber noch weit hinten.

    Was ist der Haken?

    Es ist laut Experten fraglich, ob Temu die niedrigen Preise und Vergünstigungen beibehalten kann. Außerdem häufen sich Berichte über falsche oder nicht gelieferte Pakete und einen nicht reagierenden Kundendienst. Über das Schwesterunternehmen von Temu, Pinduoduo, gibt es auch Beschuldigungen wegen verkaufter Fälschungen.

    Gibt es Temu auch bei uns?

    Nach dem Start in den USA sowie Kanada, Neuseeland und Australien wird mittlerweile auch Österreich beliefert. Die Firma strebt laut Medienberichten die globale Vorherrschaft an. Warnungen kommen vom Finanzministerium: "Bei TEMU handelt es sich, unseres Erachtens nach, um einen neuen Anbieter, der altbekannten Mustern folgt: Durch aufwändiges Social Media Marketing über Plattformen wie TikTok, Instagram, Facebook und Co in Kombination mit unfassbar günstigen Preisen, sollen möglichst viele Menschen zu einem Kauf auf der Plattform bewegt werden. Auf der Strecke bleiben dabei die Qualität, konsumentenschutzrechtliche Vorgaben und Zufriedenheit der Kundschaft – von ethischen Grundsätzen oder Umweltschutzgedanken ganz zu schweigen."

    Kann Temu wirklich weltweit führend werden?

    "Im E-Commerce ist alles möglich", sagt E-Commerce-Experte Uwe Leimstoll von der FHNW zu "20 Minuten". So könnte auch der Weg von Wish drohen, dessen Umsatz wegen niedriger Produktstandards und unzuverlässigen Versands im vergangenen Jahr um 73 Prozent einbrach, wie das Branchenmagazin "Charged Retail" schreibt. Der rasante Aufstieg von Temu zeige jedenfalls, wie schnell der Markt ist, so Pascal Macek, Geschäftsleiter der Go 2 Flow E-Commerce Academy Luzern.