Sie wurde unter Drogen gesetzt, entführt und als Sexsklavin im Darknet angeboten. Jetzt hat sich das britische Model Chloe Ayling erstmals zu Wort gemeldet.
"Ich habe um mein Leben gefürchtet, jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde", erzählt das Model vor ihrem Zuhause im Süden Londons der "Daily Mail".
"Den britischen und italienischen Behörden bin ich unglaublich dankbar für alles, was sie für meine Sicherheit getan haben. Ich bin nach vier Wochen gerade erst zu Hause angekommen und hatte noch keine Zeit, meine Gedanken zu ordnen."
Am 10. Juli soll die 20-Jährige von Lukasz H., einem in Großbritannien wohnhaften Polen, entführt worden sein. Sie sei nach Mailand gekommen und unter dem Vorwand eines Fotoshootings zu einem Haus geführt worden, so die Polizei ("Heute" berichtete). Dort sei sie von zwei Männern überwältigt worden.
Man weiß nur wenig über "Black Death". Die kriminelle Organisation soll seit 1994 ihr Unwesen im Internet treiben und vor allem über das Darknet mit Drogen, Waffen sowie Menschen handeln. Es herrscht Uneinigkeit darüber, ob die Gruppe echt ist.
Der Geständige habe sie zudem im Darknetals Sexsklavin zum Kauf angeboten. Zugleich sei versucht worden, vom Agenten des Models ein Lösegeld von 300.000 Dollar zu erpressen.
Injektion in den Arm
"Eine Person mit schwarzen Handschuhen kam von hinten, legte eine Hand auf meinen Nacken und die andere über meinen Mund, damit ich nicht schreien kann", beschreibt die 20-Jährige in ihrer Aussage gegenüber der Polizei. "Eine zweite Person mit Sturmmaske gab mir eine Injektion in meinen rechten Arm. Ich glaube, ich verlor das Bewusstsein." Laut ersten Ermittlungen der Polizei wurde sie mit Ketamin betäubt.
Als sie aufwachte, habe sie gemerkt, dass sie sich in einem Kofferaum eines Autos befände. Die Männer fuhren mit ihr in die Nähe von Turin. "Ich bin in einer Tasche aufgewacht, mit Handschellen um Hand- und Fußgelenke und Klebeband über dem Mund. Ich konnte nur durch ein kleines Loch atmen."
Sie habe so laut geschrien, dass ihre Entführer dreimal anhalten mussten. Im Haus seien ihre Füße und Hände an eine Kommode gefesselt gewesen. "Ich musste in einem Schlafsack auf dem Boden schlafen."
Die Entführer ließen das Model nach sechs Tagen frei. Der 30-jährige Lukasz H. begleitete sie gar zum britischen Konsulat in Mailand, wo er verhaftet wurde. Bei seiner Festnahme hatte er ein Pamphlet von "Black Death" ("Schwarzer Tod") dabei.
Entführer ließen sie mit Abschiedsbrief frei
Die Gruppe "Black Death", die hinter der Entführung stecken soll, ließ Ayling am 17. Juli mit einem Schreiben frei, das die "Daily Mail" veröffentlichte. Es sei der Großzügigkeit von "Black Death" zu danken, dass sie frei gelassen wurde. Zudem hätte sich ein Mitglied für sie eingesetzt. Man habe erfahren, dass sie eine junge Mutter sei und dies verstoße gegen die "Gang-Regeln".
Außerdem wird im Schreiben betont, dass es nie zu Ermittlungen kommen und sie sich niemals schlecht über ihre Entführer äußern darf. Zudem soll sie die mit den Entführern vorbesprochene Informationen an die Medien weiterleiten. Dies werde überprüft, außerdem soll Ayling ihnen innerhalb eines Monats 50.000 Dollar in Bitcoins überweisen. Sollte sie sich nicht an die Anweisungen halten, resultiere dies in ihrer "Elimination".
Aylings Anwalt, Francesco Pesce, sagte gegenüber dem "Guardian", dass die Polizei mutmaßliche Komplizen noch nicht ausfindig machen konnte. Die italienischen Behörden haben mitgeteilt, dass sie eng mit Großbritannien und Polen zusammen arbeiten.
Es sei nicht das erste Mal, dass das Model um sein Leben fürchten musste, so die "Daily Mail". Sie hielt sich für ein Photoshoot in Paris auf und war auf den Champs-Elysées, als ein Terrorist das Feuer eröffnete und einen Polizisten tötete.
(sep)