Coronavirus

Moderna und Pfizer bereiten Kinder-Impfung vor

Eine Kinderärztin findet, man soll die Coronaimpfung Kindern nicht vorenthalten. Die Hersteller treiben dies voran. Der Nutzen ist ethisch umstritten.

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Diverse Hersteller untersuchen in Studien, wie ihre Corona-Vakzine auch bei Kindern und Jugendlichen wirken.
Diverse Hersteller untersuchen in Studien, wie ihre Corona-Vakzine auch bei Kindern und Jugendlichen wirken.
JACK GUEZ / AFP / picturedesk.com

Der Impfstoff von AstraZeneca könne nicht nur Geimpfte vor Covid-19 schützen, sondern auch dafür sorgen, dass sie die Krankheit nicht weiterverbreiten. Dies zeigt eine neue Studie. Demnach ergaben PCR-Tests, dass die Impfung die Übertragung um rund 67 Prozent verringere.

Auch Österreich bekommt im Februar 340.925 Dosen von AstraZeneca. Die neuen Erkenntnisse könnten nun zu einem Strategiewechsel führen. Denn um die sogenannte Herdenimmunität zu erreichen, würden auch Kinder und Jugendliche als Träger des Virus in den Fokus rücken. Bisher konzentrierte sich die Impf-Aktion auf den Eigenschutz der Risikogruppen.

Die Hersteller arbeiten bereits mit Hochdruck daran, ihre Impfstoffe auch für Kinder und Jugendliche zugänglich zu machen. Biontech plant eine Studie mit Kindern zwischen 0 und 15 Jahren. Auch AstraZeneca will in den kommenden Monaten sein Vakzin an 6- bis 18-Jährigen testen. Und bei Moderna läuft schon seit Dezember eine Studie mit 3.000 Minderjährigen.

"Eine sehr gute Nachricht"

In der Schweiz hat man bereits darauf reagiert. Heidi Zinggeler, Vize-Präsidentin des Verbands Haus- und Kinderärzte Schweiz, meint zur Corona-Impfung für Kinder auf Anfrage von "20 Minuten": "Wenn Kinder und Familien von der Covid-Impfung profitieren können, soll sie ihnen auf gar keinen Fall vorenthalten werden." Denn es sei eine sehr gute Nachricht, wenn neben dem Schutz der Geimpften auch die Zirkulation des Virus vermindert oder gar unterbunden werden könne und dadurch die Rückkehr in den gewohnten Alltag für alle ohne Einschränkungen wieder ermöglicht werde. 

Die Impfung von Kindern bleibt ein hochemotionales Thema. Für Zinggeler ist klar, dass die Kinder "besonderen Schutz" benötigten – auch bei der Impfsicherheit. "Wir bieten eine Impfung an, die zwar nicht vollkommen frei von Nebenwirkungen sein kann, die aber vor schwerer Erkrankung und vorzeitigem Tod schützt. Zudem wird sie die Aufhebung der aktuell geltenden Einschränkungen – unter denen manche Kinder erwiesenermaßen sehr leiden – ermöglichen."

Ethisch vertretbar?

Dass jedoch der Nutzen einer Kinder-Impfung noch nicht abschließend geklärt ist, zeigen Diskussionen in Deutschland. Dort hatte Gesundheitsminister Jens Spahn eine Impfung auf Sommer in Aussicht gestellt. Kinderarzt Fred Zepp sagte zur Agentur dpa: "Wir würden Kinder vor allem impfen, um Ältere zu schützen. Da müssen wir uns schon fragen, ob das abgesehen von Kindern mit besonderen Infektionsrisiken ethisch vertretbar ist." Zepp geht davon aus, dass die Herdenimmunität auch ohne Kinder-Impfung erreicht werden kann.

Eine weitere Problematik spricht Susanne Driessen von swissethics in der "SonntagsZeitung" an: Wenn sich bestätige, dass Geimpfte weniger ansteckend seien, "steigt der Druck auf all jene, die keine Impfung machen wollen. Weil sie nicht nur sich selber schützen könnten, sondern auch ihr Umfeld".

Und der englische Gesundheitsminister Matt Hancock schloss gar beim Start der Impfkampagne mit dem Pfizer/Biontech-Vakzin aus, dass dieses dereinst an Kinder verabreicht wird. Offenbar schätzt er den Mehrwert einer solchen Strategie als zu gering ein. "Der Impfstoff ist nicht an Kindern getestet worden. Und der Grund ist, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder signifikante Schäden haben, wenn sie sich mit Covid-19 infizieren, sehr, sehr gering ist."

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