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"Mohrenköpfe": Streit um "rassistische" Süßigkeit

Heute Redaktion
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Die Ursache der Debatte: Die Bezeichnung "Mohrenköpfe" sei rassistisch.
Die Ursache der Debatte: Die Bezeichnung "Mohrenköpfe" sei rassistisch.
Bild: picturedesk.com

Vollmundig fordert das Schweizer "Komitee gegen rassistische Süßigkeiten" vom Hersteller eine Namensänderung, der seit 1946 verkauften "Mohrenköpfe" ein.

Die Firma Dubler aus der Schweizer Gemeinde Waltenschwil im Kanton Aargau produziert ihre Süßigkeiten seit 1946 unter dem Namen "Mohrenköpfe" und verkauft diese, den österreichischen "Schwedenbomben" sehr ähnliche Delikatesse, auf ihrer Website Mohrenkopf.com.

Dies geht dem "Komitee gegen rassistische Süssigkeiten" auf Change.org zu weit, denn der Name "Mohrenkopf" sei "eine herabwürdigende Bezeichnung für den Kopf einer dunkelhäutigen Person". Diese Wortschöpfung sei ein Überbleibsel aus der Zeit der Kolonialisierung und "ganz eindeutig von Beginn weg eine rassistische Bezeichnung" gewesen.

Deshalb hat Franziska Schutzbach, Gender-Forscherin an der Universität Basel, laut der "Neuen Zürcher Zeitung" eine Petition unterstützt, die mittlerweile von über 500 Personen mitunterschrieben wurde. Auf Facebook argumentiert sie: "Wenn wir nicht bereit sind, Sprache zu dekolonisieren, werden auch weiterhin Geflüchtete ertrinken."

In der Petition wird die Firma Dubler aufgefordert, ihre Mohrenköpfe umzubenennen. Laut dem Komitee "gibt es keinen Grund, ein Stück Patisserie mit einem rassistischen Namen zu bezeichnen".

Der Hersteller nimmt auf seiner Website zu der Kontroverse um den Namen "Mohrenkopf" wie folgt Stellung: "Zu diesem Thema existieren diverse Meinungen und Gerüchte."

"Paradebeispiel für Überempfindlichkeit"

Dem "NZZ"-Autor geht die Diskussion über das Verbot des Wortes "Mohrenkopf" zu weit. So diene die Petition als weiteres Paradebeispiel für die Überempfindlichkeit der heutigen Gesellschaft. Bezüglich dem Wunsch nach einer Entkolonialisierung der Sprache schreibt die Zeitung: "Der sprachliche Ausdruck bedarf des Verstands des Einzelnen, nicht des Verbots von Wörtern."

Es sei daher bedenklich, dass der Begriff "rassistisch" vom Komitee inflationär verwendet und so abgewertet werde. "Wenn gar Süßspeisen 'rassistisch' sein können, dann ist jeder und jede, dann ist alles und nichts 'rassistisch'". Das sei kein Fortschritt im Kampf gegen Rassismus, sondern ein Rückschritt. (dk)