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"Monster Hunter Rise: Sunbreak" wird noch gigantischer

Nun bekommen auch die PlayStation- und Xbox-Konsolen die "Monster Hunter Rise"-Erweiterung "Sunbreak" spendiert. Das spielt sich absolut gigantisch.

Rene Findenig
Monster Hunter Rise: Sunbreak
Monster Hunter Rise: Sunbreak
Capcom

Auch Spieler auf PlayStation- und Xbox-Konsolen dürfen sich nun endlich in die epische Jagd von "Monster Hunter Rise" stürzen und das ebenso gigantische Erweiterungspaket "Sunbreak" erleben. Dabei handelt es sich aber nicht nur um einen sehr gut gemachten Port, die Konsolen-Version hat auch einige Neuerungen auf Lager. Auf diese wollen wir zu Beginn eingehen, bevor wir euch erneut die Handlung und das generelle Gameplay in Erinnerung rufen. Am wichtigsten nun: Anders als bei der PC-Version müssen Konsolen-Zocker nicht auf den Hardware-Hunger des Spiels achten. "Monster Hunter Rise: Sunbreak" läuft ruckelfrei und flüssig über die TV-Bildschirme, die technische Konsolen-Umsetzung ist sauber geworden.

Zum anderen ist die Version des Spiels nun auf Konsolen fast, aber nicht ganz auf dem neuesten Stand, einerseits ist die "Sunbreak"-Erweiterung enthalten, andererseits "nur" drei der bisherigen fünf Titel-Updates. Die zwei fehlenden sollen noch im Sommer kommen. Grafisch sieht das Game richtig gut auf der PlayStation 5 aus und Ladezeiten sind kurz ausgefallen, einen Ticken detailärmer als am PC geht es aber doch zu. Die Unterschiede der Versionen sind vor allem optischer Natur, wobei es auf Xbox und PlayStation deutlich detaillierter als auf der Nintendo Switch zugeht, die Konsolen-Grafik aber nicht mit Ultra-Einstellungen am PC mithalten kann. Der Port ist dennoch ausgezeichnet, Crossplay gibt es allerdings auf PlayStation nicht.

Bekanntes "Monster Hunter"-Konzept in neuem Gewand

Andere Dinge ändern sich auch in dieser Version nicht. Etwa, dass man eine dreistellige oder gar vierstellige Spielstunden-Anzahl in ein "Monster Hunter"-Game versenken kann, ohne alles gesehen zu haben. Oder aber, dass die Serie neben sehr viel Spielspaß auch ein hohes Maß an "Grind", also sich ständig wiederholende Vorgänge zum Item- und Level-Gewinn, serviert. Andere Dinge ändern sich schon, nämlich, dass die Serie zugänglicher für Anfänger wird, viele Verbesserungen bietet und ganz neue Mechaniken einführt. Neulinge müssen sich nun nicht mehr fürchten, denn gleich zu Beginn fällt auf, dass das Game im doppelten Sinn nicht überfordert.

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    Neulinge müssen sich vor "Monster Hunter" nun nicht mehr fürchten, denn gleich zu Beginn fällt auf, dass das neue "Rise" im doppelten Sinn nicht überfordert.
    Neulinge müssen sich vor "Monster Hunter" nun nicht mehr fürchten, denn gleich zu Beginn fällt auf, dass das neue "Rise" im doppelten Sinn nicht überfordert.
    Nintendo

    Einerseits ist der Schwierigkeitsgrad gerade zu Beginn recht niedrig angesetzt, andererseits wird der Spieler bei Ausrüstung, Waffen, Effekten, Fähigkeiten, Monster und Mechaniken nach und nach eingeschult, statt ins kalte Wasser geworfen. In Sachen Handlung gibt es bei "Monster Hunter Rise" keine Überraschungen, es ist die typische Serien-Story. Bürger des Dorfes Kamura wollen ein gewaltiges Monster aus alten Legenden entdeckt haben. Wird es gesichtet, soll sich eine Katastrophe ihren Weg bahnen. Nun muss der Spieler in die Haut eines Monsterjägers schlüpfen, seine Fähigkeiten und seine Ausrüstung verstärken und die Bewohner des Dorfes vor allerlei kleinen und großen Kreaturen beschützen.

    Massig Material und Platz für Experimente

    Ebenso klassisch bleibt es trotz Neuerungen beim grundlegenden Gameplay. Der Spieler erstellt sich eine Jäger-Figur und sucht sich ein Reittier und einen Palico-Begleiter aus. Dann geht es daran, zuerst kleine Monster zu jagen, bis man stark genug ist, sich den größten Giganten der Spielwelt zu stellen. Monster können dabei gefangen oder mit über einem Dutzend verschiedenen Waffen erlegt werden. Verschiedenste Teile der Monster können dann zu Waffen und Ausrüstung verarbeitet werden. Im Spielverlauf trifft man dazu verschiedenste Begleiter, die bei Jagden einspringen und die Story vorantreiben. Beim Leveling- und Upgrade-System zeigt auch "Monster Hunter Rise" die Zähne.

    Wieder gibt es gefühlt Hunderte Items und Edelsteine, die die Spielfigur entweder dauerhaft oder befristet verstärken, die Waffen mit Sondereffekten und mehr Durchschlagskraft ausstatten und Rüstungen robuster machen. Lösen lässt sich das meist so: Man fokussiert sich auf eine Waffen- und Spielklasse und investiert in diesen alle möglichen Verbesserungen, wobei man die anderen Materialien außen vor lässt. Schade: Wieder sind schnelle und langsame Waffen, aber keine neuen Waffen-Klassen vertreten. Experimentierfreudige können allerdings immer neue Builds ausprobieren, brauchen dazu aber tonnenweise Materialien, die man teils stundenlang zusammentragen muss.

    Neues Training und ein "Live"-Schwierigkeitsgrad

    Gerade zu Beginn verfällt man dieser Sucht aber allzu leicht, denn an jeder Ecke warten Missionen und Aufgaben, die sowieso die Jagd nach zahlreichen Monstern nötig machen, wobei man quasi nebenher auch gleich die gesuchten Materialien einstreift. Und einen besonderen Bonus gibt es obendrauf, denn die knackigen Kämpfe bekamen in "Rise" einige interessante Neuigkeiten spendiert. Dreh- und Angelpunkt des Kampfes sind die Seilkäfer, von denen man zwei zur Seite gestellt bekommt. Sie spannen auf Wunsch Seile quer durch die Landschaft, die entweder als Stolperfallen oder Fangnetze für Monster oder für eine absolut flüssige Fortbewegung teils durch die Luft auf der riesigen Karte verwendet werden.

    Anfangs zögert man noch etwas bei der neuen Mechanik, ist sie aber erst verinnerlicht, flitzte man nie flüssiger durch Dschungel, Schluchten und Ruinen. Klasse: Monster lassen sich im Kampf kurz "an die Leine nehmen", um andere Kreaturen anzugreifen. Anfänger können die Kampf-Mechaniken jetzt auch auf einem neuen Trainingsgelände eingehend erlernen. Dort lässt sich ein Dummy mit allem möglichen Werten konfigurieren, um an ihm alle Waffen und Angriffsmöglichkeiten bis ins Detail auszuprobieren. "Monster Hunter Rise" trennt – das ist ebenfalls neu – Single- und Multiplayer-Modus deutlicher. Die im Dorf annehmbaren Aufgaben werden durch Questgeber getrennt als Einzel- und Mehrspieler-Quests angeboten.

    Anfänger prügeln sich mit Monstern nun leichter

    Klasse: Der Schwierigkeitsgrad passt sich dynamisch an die Zahl der Mitspieler an, auch live mitten in Kämpfen, wenn jemand rausfliegt. Im Multiplayer kann man jeweils zu viert auf Jagd gehen, entweder mit einer eigenen Lobby oder aber auch nur für einzelne Quests. Weitere Neuerungen gibt es ebenfalls durch die Seilkäfer, denn sie laden und aktivieren pro Waffe jeweils zwei spezielle Angriffe, die von einer Abwehr des kompletten Schadens bis hin zu Flächenattacken reichen. Da sie kurzzeitig die Käfer verschwinden lässt, muss diese Technik vorsichtig eingesetzt werden, kann aber einen Kampf auf der Kippe entscheiden. Ebenfalls top: Monster nehmen nun auch bei gegenseitigen Zusammenstößen Schaden.

    Kurz: Die Kämpfe sind weiter sehr herausfordernd, gerade Anfänger können sich aber vorsichtiger herantasten und müssen nicht gleich die direkte Konfrontation mit den Kreaturen suchen. Doch der Kampf ist in "Monster Hunter Rise" nicht alles: Da überall Items, Tiere und Insekten herumschwirren, die unsere Statuswerte oft dauerhaft erhöhen, können Anfänger einfach ein paar Stunden auf Sammeltour gehen, um sich für besonders gefürchtete Begegnungen im Vorfeld kräftig aufzuleveln. Nett: Hinter fast jedem Gebüsch versteckt sich auch ein weiteres Geheimnis. Experten können indes direkt den Kampf mit kräftigeren Monstern suchen oder ihre nun Waffen nun in drei Kategorien kräftig umbauen, bis sie zum Spielstil passen.

    Neuer Missionstyp und gelungene Technik

    Eine Besonderheit des Spiels sind auch die Randale-Missionen, in denen das eigene Dorf mithilfe von Mitspielern vor zahlreichen Monstern gleichzeitig verteidigt werden muss. Dabei lassen sich dann auch Sprengfallen und Geschütze verteilen, die verschiedene Monster-Typen in Schach halten und von den Spielern bedient werden. Sind alle Wellen und Bosse besiegt, wartet ein letzter Apex-Angreifer mit starker Unterstützung, der das halbe Dorf einäschert, aber von dessen Bewohnern bekämpft werden kann. Hat sich der Staub gelegt, muss man übriggebliebene Kreaturen klassisch besiegen. Was allerdings im Kampf etwas negativ auffällt: Geht es gegen immer gewaltigere Monster, wirkt das Spiel nicht immer fair.

    Immer öfter ist bemerkbar, dass man trotz platziertem Hieb und gezieltem Schuss das Monster verfehlt, während umgekehrt die Kreatur unsere Gesundheitsleiste dezimiert, ohne dass ihre Attacke und optisch überhaupt hätte treffen können. Dass dies genau bei den größten und damit härtesten Kämpfen passiert, ist ein kleiner Frustfaktor, der auffällt. Positiv dafür: regelmäßige Updates sorgen laufend für neue Inhalte und Verbesserungen. Technisch überrascht "Monster Hunter Rise" gewaltig. Schon die normale Spielgrafik ist sehenswert, mit schönen Details (mit Ausnahme verwaschener Umgebungen) und wunderbar flüssigen Animationen, die Videosequenzen toppen das dann mit knackscharfen Szenen und Schauplätzen.

    "Sunbreak" treibt das Spiel auf eine gewaltige Spitze

    Auch an der schlau agierenden KI der Monster gibt es nichts zu meckern und die Soundkulisse passt ebenso perfekt zum Game, vom entspannten Item-Sammeln bis zum brachialen Kampf gegen die Apex-Kreaturen. "Monster Hunter Rise" zickt zwar mit kleinen Frustmomenten in Bosskämpfen herum und bietet bei der Handlung keinerlei Neuerung, begeistert aber abseits davon mit einem rundum fantastischen Erlebnis. Dabei schafft es das Game, das typische Serien-Gameplay zwar beizubehalten, es aber in extrem vielen Belangen vor allem beim Kämpfen zu verbessern und auch noch Neulinge besser ins Boot zu holen. Doch was wäre ein "Monster Hunter" ohne eine monströse Erweiterung? Die heißt hier "Sunbreak".

    Die "Monster Hunter"-Games sind seit jeher nicht nur bekannt für ihre gewaltigen Haupttitel, sondern auch für massive und qualitativ hochwertige Erweiterungen. Das war zuletzt bei "Monster Hunter World" mit dem gigantischen "Iceborne"-DLC der Fall, und ist es auch wieder bei "Monster Hunter Rise" mit der "Sunbreak"-Erweiterung. Enthalten ist eine gewaltige Masse an Content, von abwechslungsreichen neuen Monstern über brandneue Karten bis hin zu einer ganz neuen Handlung und frischen Aufgaben sowie Ausrüstungsgegenständen. Beim Design hat "Sunbreak" außerdem eine Überraschung parat, die uns nicht nur zahlreiche komplett neue Monster vorstellt, sondern auch die Spielwelt zum Teil optisch verändert.

    Bombastische Inszenierung und endlich echte Begleiter

    Kämpften wir uns im Hauptteil durch ein sehr asiatisch aussehendes Gebiet, mit dazu passenden Bauten und auch einer Natur, wie sie am ehesten in Japan zu finden wäre, geht es nun direkt ins Mittelalter mit europäischen Einflüssen samt großen und klobigen Burgen statt edel-geschwungener Paläste. Die Geschichte ist dagegen bekannt, wird sie doch von so gut wie jedem "Monster Hunter"-Game bedient – unser Dorf Elgado wird von riesigen Kreaturen bedroht und legendäre Bestien im Land rundherum sollen gar die Macht besitzen, den gesamten Planeten zerstören zu können. Dass der Grund-Plot bekannt ist, heißt aber nicht, dass die Story von "Sunbreak" unspannend wäre. Ganz im Gegenteil.

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      Die "Monster Hunter"-Games sind nicht nur bekannt für ihre gewaltigen Haupttitel, sondern auch für massive und qualitativ hochwertige Erweiterungen. Das war zuletzt...
      Die "Monster Hunter"-Games sind nicht nur bekannt für ihre gewaltigen Haupttitel, sondern auch für massive und qualitativ hochwertige Erweiterungen. Das war zuletzt...
      Capcom

      Die Handlung bietet einige Offenbarungen, die die gesamte Spielserie betreffen, und hält die Spannung mit actionreichen Geschehnissen und bombastisch inszenierten Videosequenzen so hoch, dass öfters auch das Hauptspiel vor Neid erblassen müsste. Und direkt nach dem Start des DLC zeigt sich auch eine Gameplay-Premiere, die fantastisch gut gefällt. Erstmals nämlich greifen NPC-Begleiter an unserer Seite direkt und aktiv in die Jagd ein und liefern sich mit uns spannende Kämpfe. Freigeschaltet wird diese neue Mechanik durch eine eigene, neue Questreihe. Die zahlt sich aus, denn die Begleiter sind nicht nur simple Prügelknaben, sondern hervorragend agierende KI-Unterstützer, die Monster ablenken oder uns heilen.

      Noch mehr Abwechslung beim Gameplay gefällt

      Außerdem lassen sich die Begleiter an den gewünschten Spielstil anpassen und fokussieren sich entsprechend auf Nah- oder Fernkampf sowie Unterstützungstätigkeiten. Jede Figur wird dabei mit einer eigenen Questreihe freigeschaltet, die sich um den entsprechenden Charakter dreht. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt aber, denn die Begleiter lassen sich nicht auf alle Missionen der Erweiterung mitnehmen, sondern nur auf jene, die für Begleiter freigeschaltet sind. Neu ist auch der Meister-Rang, der Grundlage für den neuen DLC ist. Heißt: Wer sich bis jetzt stark hochgelevelt hat, trifft auf herausfordernde Monster und mäht sich nicht einfach ohne Probleme durch die Erweiterung.

      Gefühlt sind sogar die ersten "schwachen" Monster der Erweiterung weit stärker als einige Kreaturen, auf die wir am Ende des Hauptteils getroffen sind. Manko: das Hochleveln auf Rang 100 dauert nun ewig. Wer den Level-Marathon, der Dutzende Stunden in Anspruch nimmt, schließlich absolviert, wird mit einem riesigen und sehr starken Monster belohnt. Dritte gewaltige Neuerung in der Erweiterung ist schließlich, dass Spieler nicht nur einen, sondern gleich zwei selbstgewählte Kampfstile pro Waffenset nutzen und zwischen ihnen fließend wechseln. Diese Möglichkeit wurde erstmals in "Rise" vorgestellt und gefiel so gut, dass sie ausgebaut wurde. Reittiere beziehungsweise Begleiter bekommen zudem mehr Skills.

      Weit über 100 Spielstunden an neuen Game-Inhalten

      Fast 20 neue Monster hat "Sunbreak" nach dem Hauptteil noch mit im Gepäck, wobei auch einige davon sehr überraschend sind. Passend zum Mittelalter-Setting jagen wir dabei nicht nur gewaltige Drachen und Dinosaurier-ähnliche Wesen, sondern auch an Vampire, Werwölfe und Zombies erinnernde Kreaturen, die einem Horrorfilm entsprungen sein könnten. Abseits der vielen neuen Kampfstile gibt es aber auch tonnenweise mehr vom Bekannten: Neue Elementangriffe, neue Bewegungsmuster auch für bereits bekannte Monster, neue Feinde (die man teils bereits aus anderen "Monster Hunter"-Teilen kennt) und neue Areale. Alles in allem macht das mindestens (!) ein Spielstunden-Ausmaß von über 100 Stunden.

      Wer sich "Sunbreak" besorgt, bekommt also noch mehr vom grandiosen "Rise"-Feeling in bildhübscher, noch bunterer und noch detaillierterer Grafik, wobei mit den doppelten Kampfstil-Plätzen, den echten NPC-Begleitern und dem neuen Meister-Rang drei echte Innovationen Gameplay auffrischen. Capcom zeigt perfekt, wie man eine fantastische Erweiterung umsetzt. "Monster Hunter Rise: Sunbreak" ist eine perfekte Erweiterung – am meisten Spaß macht es aber weiterhin, mit menschlichen Mitspielern auf die Monster-Jagd zu gehen. Generell ist "Monster Hunter Rise: Sunbreak" auch auf Konsolen ein Jahrhundert-Game, das fesselt und bei dem man problemlos über 1.000 Spielstunden bekommt, ohne dass es öde wird.