Österreich

Baby muss nach Mord in Favoriten zu neuer Familie

Heute Redaktion
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Ein schwererer Start ins Leben ist kaum vorstellbar: Die drei Wochen alte Elaha wird nun von ihren Geschwistern getrennt. Gestern soll ihr Papa ihre Mama getötet haben.

Das Leid dieser Kinder – man kann es nur erahnen. Es müssen unfassbar schwere Stunden sein für die drei Burschen und zwei Mädchen. Gestern Abend verloren sie ihre Mutter – hinter Gittern sitzt ihr Papa, weil er seine Frau mit einem Küchenmesser getötet haben soll. Vier Kinder mussten mitansehen, als Vater Noor (62) die 50-jährige Rahima R. attackiert haben soll. Ein kleines Mädchen ist erst drei (!) Wochen alt. Elaha wurde am 4.11.2019 geboren (siehe Geburtsurkunde).

Das Faksimile der Geburtsurkunde von Elaha:

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Hier erhalten Gewaltbetroffene Hilfe

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- Rat auf Draht - Hilfe für Kinder & Jugendliche: 147
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Im Fall von akuter Gewalt unbedingt die Polizei alarmieren: Tel. 133

Polizei kümmerte sich um Baby

"Ein Polizist hat zuerst das Baby aus der Tatortwohnung herausgetragen, es war furchtbar. Und der 3-Jährige hatte nur Shorts an, als er in der Kälte stand", berichtet Zeuge Asmir D. (23) gegenüber "Heute".

Die Beamten brachten die Kinder dann in ein nahegelegenes Wachzimmer. Mediziner versorgten sie später, der Säugling wurde auf eine Mutter-Kind-Station gebracht. Dort wird das Baby, das nun von den Geschwistern getrennt ist, rund um die Uhr versorgt. Die beiden ältesten Söhne (17 und 14) wurden in ein Jugend-Zentrum gebracht, die beiden jüngeren Kinder (Tochter 12 Jahre und Sohn 3 Jahre) in ein Kinderzentrum.

"Helfen Sie mir, meine Mama ist verletzt, alles ist voller Blut …"

Die 12-jährige Tochter war – wie berichtet – die Erste, die Mittwochabend Alarm geschlagen hat. Sie hämmerte mit den Worten: "Helfen Sie mir, meine Mama ist verletzt, alles ist voller Blut" bei den entsetzten Nachbarn an die Türe. Diese verständigten die Rettung. Indes rief der älteste Sohn (17) die Polizei.

Die Fotos aus der Katharinengasse in Favoriten:

Nun wird guter Platz für Kinder gesucht

Was nun die nächsten Schritte sind: Das Krisenzentrum sucht für die kleine Elaha (und die anderen vier minderjährigen Kinder) Krisenpflegefamilien. Diese nehmen die Kinder bis auf Weiteres bei sich auf. Bekannte oder Verwandte werden gesucht, die das Sorgerecht bekommen könnten, denn bekannte Gesichter sind für die traumatisierten Kinder wichtig. Ein Onkel lebt in der Türkei, wurde bereits telefonisch von der Tragödie informiert.

Die Eltern und weitere Geschwister der Getöteten sind in Afghanistan. Die trauern um ihre geliebte Rahima und wünschen sich eine Überstellung des Leichnams nach Kabul. Sollten die Familienmitglieder außer Stande sein, den Nachwuchs bei sich aufzunehmen, rücken Familien aus der Liste für Krisenpflege nach. Hier kann sich jeder einschreiben – und wird in so einem akuten Fall dann vom Amt kontaktiert. Die Behörden suchen immer nach Freiwilligen.

Kommen Kinder irgendwann zu Bruder?

Doch auch bis es so weit ist, müssen die Geschwister nicht ganz aufeinander verzichten: Untertags sehen sie sich und werden therapeutisch und sozialpädagogisch betreut. Sie haben nämlich ein "massives Trauma", heißt es seitens der Kinder- und Jugendhilfe. "Wichtig ist jetzt, dass sie viel zusammen sind. Zudem ist jetzt entscheidend, genau das zu tun, was die Kinder brauchen – und das ist sehr individuell."

Die Notfallkette des Krisenzentrums der Wiener Kinder- und Jugendhilfe hat am verhängnisvollen Mittwochabend übrigens perfekt funktioniert: Die Polizei verständigte sofort den Journaldienst des Krisenzentrums. Rettungskräfte kümmerten sich sofort um die Kinder und brachten sie gut unter.

Rein theoretisch könnte auch der älteste Sohn der Familie (17) einen Antrag auf das Sorgerecht stellen – sobald er volljährig ist.

Kripo verhört den Täter

In der Zwischenzeit sickern neue Details über die zerütteten Familienverhältnisse an die Öffentlichkeit: Der dringend tatverdächtige Vater soll seine Frau immer wieder geschlagen haben, sogar eine Scheidung (in strenggläubigen Familien stets die letzte aller Optionen) soll im Raum gestanden sein.

Zuletzt soll sich die kriselnde Ehe wieder gebessert gehabt haben.

Doch Mittwochabend kam es in der Wohnung in Favoriten zur Tragödie. Der Verdächtige wird nun von der Kripo intensiv verhört – ein Übersetzer ist dafür erforderlich. In einer ersten Befragung soll er sich nicht geständig verantwortet haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Ein Leserreporter filmte den Polizei-Einsatz am Mittwochabend: