Österreich

Ehefrau (31) erwürgt: 20 Jahre Haft für Tiroler

Ende Juni 2020 soll ein Tiroler seine Ehefrau (31) erwürgt und mit einem Polster erstickt haben. Heute musste er sich vor Gericht verantworten.

Christine Ziechert
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    Der Angeklagte (34) beim Prozess-Auftakt im Landesgericht Innsbruck.
    Der Angeklagte (34) beim Prozess-Auftakt im Landesgericht Innsbruck.
    BRIGITTE KURZTHALER / APA / picturedesk.com

    Tagelang fehlte im vergangenen Juni jede Spur von Bircan D.-Ü. (31). Die Familie der Imsterin war krank vor Sorge, startete großangelegte Suchaktionen in Tirol, teilte verzweifelte Aufrufe in den sozialen Medien und schaltete sogar den Verein "Österreich findet euch" ein. Die Leiche der 31-Jährigen wurde schließlich erst mehr als eine Woche später im Inn gefunden. Heute, Mittwoch, muss sich der Ehemann (34) wegen Mordes am Landesgericht Innsbruck verantworten.

    Gleich zum Prozess-Auftakt bekannte sich der Angeklagte schuldig. "Ihnen sitzt ein gebrochener Mensch voller Selbstverachtung gegenüber", erklärte sein Verteidiger Markus Abwerzger im Eröffnungsplädoyer. Anschließend schilderte der Angeklagte, dass es seit 2018 immer wieder heftige Streitigkeiten aufgrund finanzieller Probleme gegeben habe – so auch in der Tatnacht. Seine Frau habe ihn beschimpft, und er wollte das einfach nicht mehr hören, so der 34-Jährige. Nach gegenseitigen Handgreiflichkeiten habe er schließlich ihren Hals gefasst und zugedrückt, sagte der Tiroler unter Tränen aus. 

    "Ich habe zugedrückt, bis sie sich nicht mehr bewegt hat" - Angeklagter

    "Ich habe zugedrückt, bis sie sich nicht mehr bewegt hat. Wie lange das war, weiß ich nicht", schilderte der Beschuldigte. Dann habe er zu ihr gesagt, dass sie wieder aufstehen und jetzt keinen Blödsinn machen soll. "Aber sie hat sich nicht mehr gerührt", schluchzte der 34-Jährige. Weil ihre Augen offen waren, habe er ihr dann noch einen Polster auf das Gesicht gelegt.

    Dass das Würgen des Halses nicht todesursächlich war, habe er erst viel später aus der Anklageschrift erfahren. Dann habe er den leblosen Körper in sein Auto gebracht und sei zum Inn gefahren. An einer Brücke habe er sie dann in den Fluss geworfen.

    Ehemann fakte Selbstmord-Nachrichten am Handy

    Wenig später meldete der Ehemann seine Frau als vermisst, verschickte zuvor noch Nachrichten von ihrem Handy, die auf einen Selbstmord hindeuten sollten. Doch die Schwester und die beste Freundin des Opfers erkannten, dass an den Nachrichten etwas nicht stimmte, "weil die 31-Jährige so nicht schreibt", erklärte die Staatsanwältin. Erst einige Tage nach der Tat, als der Druck aus dem familiären Umfeld auf den 34-Jährigen immer größer wurde, legte er schließlich ein Geständnis ab. Das Urteil: 20 Jahre Haft – nicht rechtskräftig.

    14 Femizide haben sich heuer bis Mitte Juni bereits in Österreich ereignet. Vor Prozess-Beginn organisierte daher der Verein "Frauen*vernetzung für Begegnung und Austausch" vor dem Landesgericht einen Protest-Tag. Um 17.30 Uhr findet zudem eine Demonstration gegen Femizide und Gewalt gegen Frauen statt.